Der Standard (A): ……Morgengymnastik

Wien, 28.08.2002 – Chinesische Touristen haben Angst. Schließlich, das weiß jedes (chinesische) Kind, sind Anhänger der "Falun Gong"-Bewegung allesamt Mörder und Brandschatzer – und auch sonst ziemlich schlechte Menschen. Und trotzdem stehen die da frühmorgens einfach so auf dem Heldenplatz in der Wiese, machen ihre Tai-Chi-Bewegungen und verteilen bei Interesse auch gerne Flugblätter. Auf Deutsch, Englisch oder Mandarin. Ein Albtraumszenario. Für viele Chinesen.

Die anderen Passanten (in der Regel Touristen) schauen trotzdem nur kurz hin: Tai-Chi-Gruppen im Park zur Morgenstunde gibt es überall – die Hofburg nur in Wien. Manche Touristen bleiben trotzdem stehen – und einige wenige machen sogar mit, erzählt Susanne Muranyi. Denen muss sie aber nicht erklären, was "Falun Gong" ist: eine friedliche, prinzipiell kostenfrei gelehrte Körper-und-Geist-Technik. Fünf Übungen, die, glaubt man den 100 Millionen "Falun Gong"-Aktivisten, Körper, Geist und Seele in Einklang bringen.

Einzig chinesische Touristen, bedauert Milene Wirth-Fernandez, wären verunsichert: "Manche haben Angst, weil sie der Propaganda glauben. Die anderen, weil sie fürchten, mit uns in Verbindung gebracht zu werden." In China könne das lebensgefährlich werden: Seit 1999 werden "Falun Gong"-Anhänger in China systematisch verfolgt – und zwar seit die Meditationstechnik dort mehr Anhänger hat als die Kommunistische Partei Mitglieder.

http://DerStandard.at/Textversion/20020828/60.htm

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