Geschichten aus dem Alten China: Xiaoshu und der taoistische Unsterbliche

Yuan Xiaoshu wurde in der Grafschaft Chen geboren. Er verlor im Kindesalter seinen Vater und war dafür bekannt, seiner Mutter ein hingabevoller Sohn gewesen zu sein. Einmal wurde seine Mutter krank und war für mehrere Tage bewusstlos. Im Traum traf Xiaoshu einen alten Mann, der sagte, er könne die Krankheit seiner Mutter heilen. Xiaoshu fragte den alten Mann nach seinem Namen und wo er wohnte, jedoch erzählte ihm der Mann das nicht. Der alte Mann bat Xiaoshu, sich an einem nahegelegenen Steinaltar zu treffen. Er sagte, er habe eine Medizin.

Als Xiaoshu aufwachte, begab er sich auf die Suche nach dem Steinaltar und fand 10 Meilen von seinem Zuhause entfernt einen verlassenen alten taoistischen Tempel. Im Tempel war ein alter Steinaltar. Auf dem Altar saß der alte Mann, von dem er geträumt hatte. Xiaoshu war überglücklich und brachte ehrfürchtig den alten Mann zu sich nach Hause. Der alte Mann holte eine Pille mit dem Namen Jiuling Dan aus seiner Tasche und forderte Xiaoshus Mutter auf, die Pille mit frischen Wasser zusammen einzunehmen. Am nächsten Tag hatte sich seine Mutter erholt, Xiaoshu war dem alten Mann sehr dankbar. Er wollte dem Mann seine Dankbarkeit ausdrücken, indem er ihm Geld und Geschenke anbot, jedoch wurde alles, was er ihm anbot, verweigert.

Von diesem Zeitpunkt an, kam der alte Mann einmal im Monat zu Xiaoshu zu Besuch. Niemand wusste, wo der alte Mann lebte. Xiaoshu hatte das Gefühl, dass der alte Mann die Zukunft vorhersagen konnte und wollte ihn danach fragen. Aus seinem Respekt heraus, traute er sich jedoch nicht zu fragen. Eines Tages kam der alte Mann und erzählte Xiaoshu: “Ich gehe an einen fernen Ort, von nun an werden wir uns nicht mehr sehen.“ Dann holte er aus seinem Mantel ein Buch heraus und gab es Xiaoshu. Er sagte: “Deine Lebenszeit und all das, was du erreichen willst, sind hierin beinhaltet. Alles ist vorherbestimmt. Wenn du Angst hast, werden alle deine Bemühungen vergeblich sein. Du sollst mein Buch gut bewahren. Jedes Mal, wenn du ein großes Treffen hast, kannst du es öffnen und eine Seite lesen. Wenn du dich nicht an meine Anweisungen hältst, dann wirst du in Schwierigkeiten geraten.” Xiaoshu kniete nieder und nahm das Buch an. Dann ging der alte Mann fort.

Später infizierte sich Xiaoshu mit einer schweren Krankheit und lag im Sterben. Seine Verwandten fragten ihn danach, was sie für Arrangements nach seinem Tod treffen sollten, weil sie annahmen, dass Xiaoshu sterben würde. Xiaoshu antwortete: “Mir wurde von einem Unsterblichen ein Buch übergeben, das ich noch nicht gelesen habe. Warum macht ihr Euch über solche Sachen Gedanken?” Zehn Tage später hatte er sich wieder erholt.

Xiaoshu wurde schließlich zu einem Beamten in der Zhucheng in der Region Mizhou (in der Provinz Shandong) ernannt. Nachdem er mehrere Male versetzt wurde, wurde er zum Bevollmächtigten des Landkreises Linjin in Puzhou befördert. Jedes Mal, wenn Xiaoshu ein neues Treffen hatte, las er eine Seite im Buch. Die Zeit und der Ort waren genauso, wie es in dem Buch des alten Mannes stand.

Nachdem Xiaoshu Amtszeit abgelaufen war, zog er in ein Haus aufs Land. Eines Morgens, als Xiaoshu aufgestanden war und gerade seine Haare kämmen wollt, fiel etwas auf den Spiegel vor ihn hin. Es sah, wie eine Schlange aus, hatte jedoch vier Beine. Xiaoshu bekam solch eine großen Schrecken, dass er zu Boden fiel. Kurz danach konnte er nicht mehr sprechen und starb nur wenige Tage später.

Einen Monat später, als Xiaoshus Frau seine Habseligkeiten aussortierte, fand sie das Buch. Es schien, als wären die Hälfte der Seiten noch nicht geöffnet worden. Sie dachte: „Manchmal können sich auch Unsterbliche irren. Das Buch ist noch nicht zu Ende und er ist schon gestorben.“ Sie öffnete das Buch und fand die nachfolgenden Seiten, bis auf eine, leer vor. Auf dieser Seite war die Zeichnung einer Schlange auf einem Spiegel.

Quelle: Die Schicksalsaufzeichnungen (Ding Ming Lu)

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