Epoch Times Deutschland: 20. Juli: 16 Jahre Verfolgung von Falun Gong in China: Die Frage nach dem Warum?

Mit einer Kerzenlicht-Mahnwache erinnerten Falun Gong-Praktizierende aus aller Welt am 16. Juli in Washington D.C. an den Beginn der Verfolgung von Falun Gong am 20. Juli 1999. Foto: Dajiyuan

Seit 16 Jahren führt Chinas kommunistisches Regime einen beispiellosen Krieg gegen die eigene Bevölkerung: Geschätzte 100 Millionen Menschen und damit jeder dreizehnte Chinese sind seit dem 20. Juli 1999 Zielscheibe der Verfolgung von Falun Gong. Der traditionelle buddhistische Kultivierungsweg aus fünf Qigong-Übungen und einer anleitenden Lehre nach den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachtsicht“ hatte niemals vor, in China irgendeine politische Rolle zu spielen. Weltanschauung ist Privatsache, sollte man meinen – aber eben nicht im kommunistischen China, wo zwar oberflächlich alles so ähnlich aussieht wie bei uns – mit iPhones und Starbucks in Großstädten an jeder Ecke. Untergründig läuft bis heute die Kampagne, die eine unbekannte Anzahl Menschenleben kostete und vor der viele Chinesen massive Angst haben – es sei denn, sie durchschauen das Spiel und bieten der Propaganda entschlossen die Stirn.

Eine Frage, die in diesem Zusammenhang oft gestellt wird: Warum wurden Menschen zur Zielscheibe von staatlicher Willkür, die sich rein privat der spirituellen Selbstveredelung widmen und keinerlei Absicht haben, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten? Wie kam es, dass Chinas Falun Gong-Praktizierende in die Rolle der Dissidenten und Märtyrer gedrängt wurden?

Hier die aktualisierte Adaption eines Artikels, den die Minghui-Website im Juni 2010 veröffentlichte.

Die Verfolgung: Erklärungsversuche

„Warum wird Falun Gong in China verfolgt?”, „Warum hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) Falun Gong verboten?”, „Warum sieht die chinesische Regierung in Falun Gong eine Bedrohung?” Nachfolgend einige Antworten auf diese Fragen. Und obwohl diese als unterschiedliche Begründungen präsentiert werden, bestehen zwischen ihnen vielfache Beziehungen.

1. Die Zahl der Anhänger
2. Der befürchtete Kontrollverlust
3. Der ideologische Konflikt
4. Die Persönlichkeit Jiang Zemins
5. Der Charakter des kommunistischen Regimes

Oft zitierte Erklärungen aus dem Blickwinkel des Regimes sind:

6. Empfundene Bedrohung
7. Der Schock des 25. Aprils
8. Erinnerungen aus dem kollektiven Gedächtnis

1. Die Zahl der Anhänger: Falun Gong wurde zu schnell zu populär

Falun Gong, das zum ersten Mal 1992 in der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, zählte nur sieben Jahre später – laut Schätzungen der chinesischen Regierung – über 70 Millionen Praktizierende in China. Falun Gong war – wie es der US News and World Report 1999 formulierte – „die größte freiwillige Organisation in China, sogar größer als die Kommunistische Partei”, deren Mitgliederzahl damals bei ca. 65 Millionen lag. Die Kommunistische Partei fühlte sich durch diesen schnellen Popularitätsgewinn eingeschüchtert und befürchtete in Falun Gong eine Konkurrenz.

Ein weiterer Hinweis, dass die Partei die Popularität von Falun Gong fürchtete, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Veröffentlichung der Falun Gong-Bücher 1996 sofort verboten wurde, als sie zu Bestsellern wurden.

2. Der befürchtete Kontrollverlust: Falun Gong war „zu unabhängig“

Einige Führer der Kommunistischen Partei sahen die Unabhängigkeit von Falun Gong als eine Bedrohung an. Die Eigenständigkeit der Bewegung zeigte sich darin, dass die Praktizierenden, die in ganz China und in allen sozialen Schichten leben, miteinander kommunizierten und Aktivitäten selbst organisierten. Die Kommunistische Partei agiert bis heute totalitär und kontrolliert sowohl die Medien, die Justiz, das Bildungssystem und religiöse Institutionen direkt. Vor diesem Hintergrund war die Unabhängigkeit der Scharen von Falun Gong-Praktizierenden und ihre Fähigkeit, jederzeit Aktivitäten zu organisieren, ein gefährlicher Präzedenzfall.

Die Tatsache, dass sogar viele engagierte Parteimitglieder zu den Falun Gong-Praktizierenden zählten, beruhigte das Regime nicht, sondern steigerte im Gegenteil die Befürchtung, unterwandert zu werden.

3. Der ideologische Konflikt: Falun Gong setzt sich für Werte ein, die sich von denen der Partei unterscheiden.

Obwohl sich China in den letzten Jahrzehnten zunehmend der Marktwirtschaft zugewandt hat, hält die atheistische Kommunistische Partei bis heute nicht nur am leninistischen Regierungssystem fest, sondern auch an der offiziellen marxistischen Ideologie (auch wenn nur noch wenige Funktionäre selbst daran glauben).

Die Philosophie hinter der Qigong-Methode von Falun Gong unterscheidet sich davon fundamental: Sie erkennt nicht nur die Existenz des Göttlichen und Übernatürlichen an, sondern geht davon aus, dass der Mensch durch Selbstvervollkommnung einen göttlichen Seins-Zustand erreichen kann. Diese altchinesische Idee der Erleuchtung, wie sie im Buddhismus und Taoismus formuliert wurde, steht im direkten Gegensatz zur Ideologie der Partei.

Natürlich steht in China jede Religion genau aus diesem Grund vor dem Dilemma des politischen Unerwünscht-Seins, weshalb religiöse Gemeinschaften, die nicht die ideologische Führerschaft der KPCh anerkennen bis heute in vielen Fällen verfolgt werden. Die Unterschiede liegen nur im Ausmaß der Verfolgung, der Anzahl der davon betroffenen Menschen und in dem Maß der Anstrengungen, welche die Partei unternimmt, um die einzelnen Gruppen zu unterdrücken.

Xinhua News, das offizielle Sprachrohr der KPCh, bestätigte dies 1999 ausdrücklich. Xinhua erklärte stolz: „Das sogenannte ,Prinzip von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Toleranz', das von Li Hongzhi [dem Gründer von Falun Gong] gelehrt wird, hat keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem sozialistischen, ethischen und kulturellen Fortschritt, den wir anstreben.”

Ironischerweise erwähnte Xinhua damit etwas, das für die KPCh eine peinliche Wahrheit darstellt: Falun Gong strebt nach der Umsetzung von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Toleranz, während die Kommunistische Partei schon seit über einem halben Jahrhundert mit Lügen, Schikanen und Gewalt regiert.

4. Die Persönlichkeit Jiang Zemins

Jiang Zemins Entscheidung, die Kampagne gegen Falun Gong zu starten, traf ursprünglich auf wenig Unterstützung bei anderen hohen Parteiführern. In der Tat setzte er sich gegen alle anderen Mitglieder des ständigen Ausschusses des Politbüros durch. Der damalige Premierminister Zhu Rongji hatte sich Falun Gong gegenüber kooperativ verhalten und allem Anschein nach sah auch Hu Jintao, der Jiangs Nachfolger wurde, in Falun Gong kein Problem.

Aber Jiang diktierte Chinas Führern – mit Unterstützung einiger Mitläufer, die von Luo Gan angeführt wurden – seine Meinung: Die Gruppierung sei die größte Bedrohung für die Partei und eine „böse Sekte“ (auf Chinesisch wörtlich „üble Kult-Organisation”). Jiang gründete das Büro 610 und trieb die Gesetzgebung voran, um das Verbot rückwirkend zu rechtfertigen.

Warum tat er das? Es dürften zwei Gründe gewesen sein:

1. So merkwürdig es auch erscheinen mag, sieht es doch sehr danach aus, dass Jiang auf die Popularität von Falun Gong äußerst neidisch war und sie als ein Hindernis betrachtete, bei seinen eigenen Bemühungen, als dritter überragender Führer der VR China (in der Nachfolge von Mao Zedong und Deng Xiaoping) in die Geschichte einzugehen.

2. Nach Aussage des Analysten Willy Lam und anderer deutet einiges darauf hin, dass Jiang dadurch, dass er Falun Gong angriff und eine Kampagne im maoistischen Stil mit dem damit verbundenen Krisenzustand durchführte, eine höhere Loyalität gegenüber seiner Person erreichen und dadurch politisch an Bedeutung gewinnen wollte.

Obwohl Jiang Ende 2002 einiges seiner Macht offiziell an Hu Jintao abgeben musste, blieben Mitglieder von Jiangs politischer Fraktion in hohen Ämtern innerhalb des Politbüros und des Staatssicherheitsapparats. Diese Leute, zu denen Vize-Präsident Zeng Qinghong und Luo Gan, der Chef des Komitees für Politik und Recht zählten, konnten die Kampagne aufrechterhalten und sogar intensivieren. Gelegentliche Berichte aus China enthüllten jedoch Spannungen zwischen Jiangs und Hu Jintaos Fraktionen im Hinblick auf die Haltung, die gegenüber Falun Gong einzunehmen sei.

Beim aktuell amtierenden Staatschef Xi Jinping ist der Fall noch komplexer: Zwar läuft auch jetzt noch die Verfolgung in China weiter, doch hat Xi im Rahmen seiner Anti-Korruptionskampagne bereits viele hochrangige Funktionäre aus dem Lager Jiangs beseitigt, die sich speziell bei der Verfolgung von Falun Gong hervorgetan haben: Ex-Stasichef Zhou Yongkang und Ex-Politstar Bo Xilai, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, sind die beiden prominentesten Fälle, sowie der verstorbene Vize-Militärchef Xu Caihou und der Chef des Büros 610 fallen darunter. Xi ließ sich bei einer Auslandsreise sogar schon dazu hinreißen, demonstrierenden Falun Gong-Anhängern freundlich zu winken.

5. Der Charakter des kommunistischen Regimes: Um zu überleben, erklärte das Regime immer wieder verschiedene Gruppen zum Feind

Wie das Buch „Die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei” beschreibt, hat die KPCh in den sechs Jahrzehnten, die sie an der Macht ist, eine Kampagne nach der anderen unternommen, um verschiedene Gruppen zu bekämpfen. Die Neun Kommentare erklären, wie die Partei in solchen Fällen die „95 zu 5“-Regel anwandte: Sie erklärt dem chinesischen Volk, dass nur eine kleine Gruppe von Feinden bekämpft werde; die „guten” 95 Prozent der Bevölkerung würden nicht davon betroffen sein, solange sie sich klar von den „schlechten” 5 Prozent distanzierten. Auf diese Weise wird die bekämpfte Gruppe schnell ausgegrenzt. Freunde, Kollegen, Klassenkameraden und sogar Familienmitglieder versuchen – aus Angst vor eigener Verfolgung – schnell mit der „guten Mehrheit“ konform zu gehen.

Der Trick bestand bisher darin, dass die „Gruppe der schlechten 5 Prozent” ständig wechselte: Zuerst waren es die Reichen und ihre Familien, dann Leute mit Verbindungen ins Ausland, dann religiöse Menschen, Intellektuelle, Demokratiebefürworter und so weiter – und zurzeit sind es eben die Falun Gong-Praktizierenden.

Während die Zahl dieser Kampagnen seit Maos Tod im Jahre 1976 deutlich abnahm, hat die Partei bei ihrer Kampagne gegen Falun Gong seit 1999 alle Unterdrückungsmethoden der Mao-Ära wieder ausgegraben: Hass-Propaganda, Schauprozesse, gewaltsame Gehirnwäsche zur Umerziehung der Andersdenkenden und Arbeitslager.

Es gibt kaum einen Chinesen, der keinen guten Freund oder Verwandten hat, der nicht irgendwann einmal im Laufe der Jahrzehnte in die Mühlen des Staatsapparates geriet und verfolgt wurde. Und während an der Oberfläche das Alltagsleben weitergeht, lebt jeder in Chinas Bevölkerung in der unterschwelligen Angst, dass er oder sie die nächste Zielscheibe sein könnte.

Andere Begründungen für die Verfolgung, die manchmal angeführt wurden, sind folgende:

6. Empfundene Bedrohung der Gesellschaft

Wir verlassen nun den Blickwinkel von außen und schauen uns die KPCh-Propaganda von innen an: Aus der Sicht von vielen chinesischen Beamten im Außenministerium, Botschaften und Konsulaten, sowie Journalisten und Studenten, die der Parteilinie folgen, sieht die Welt so aus: Es gibt in China keine Verfolgung von Falun Gong oder anderen missliebigen Gruppierungen. Alle Meldungen und Medienberichte bezüglich dessen sind „Gerüchte und Erfindungen China-feindlicher Kräfte“. Zweitens wurde Falun Gong verboten, weil es eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellt und jede vernünftige Regierung würde doch selbstverständlich das gleiche tun! – Ende der kommunistischen Weltsicht.

Was Leute, die diese Propaganda glauben übersehen, ist die Tatsache, dass die Kommunistische Partei Chinas weltweit die einzige Regierung der Welt ist, die Falun Gong verboten hat, während über 110 Länder der Welt kein Problem damit haben. Ebenso wenig lässt sich mit diesem Blickwinkel erklären, warum gleich nebenan in Taiwan Hunderttausende Leute Falun Gong praktizieren, ohne dass Regierung und Medien dies als Bedrohung einstufen. In Taiwan ist die Situation genau umgekehrt: Falun Gong hat einen sehr guten Ruf und die taiwanesischen Behörden bringen im Rahmen von Wiedereingliederungsprogrammen ihren Häftlingen Falun Gong bei, weil sie hoffen, dass es Kriminelle zur Ehrlichkeit zurückbringt.

7. Der Schock des 25. Aprils 1999 führte zum Verbot

Manche haben behauptet, dass Falun Gong verboten wurde, weil die Praktizierenden wagten, am 25. April 1999 direkt vor der Residenz des Parteiführers in Zhongnanhai in Peking zu demonstrieren.

Es gibt keinen Zweifel darüber, dass die Versammlung vom 25. April, die eigentlich an das Staatsratsbüro für Petitionen und nicht an das nahegelegene Regierungsviertel in Zhongnanhai gerichtet war, ein wichtiges Ereignis darstellt. Diese Versammlung markierte den Punkt, an dem Jiang Zemin dazu überging, Aktionen gegen Falun Gong formell zu organisieren.

Die Versammlung, die im Rahmen der chinesischen Verfassung legal war, war eine Reaktion auf erste Anzeichen der Verfolgung, die schon länger bestanden hatten: Bereits drei Jahre zuvor war die Veröffentlichung von Falun Gong-Büchern verboten worden und schon seit zwei Jahren gab es zu diesem Zeitpunkt kritische Berichte in Staatsmedien sowie Schikanen durch die Staatssicherheit. Die Versammlung war schließlich eine unmittelbare Reaktion auf die Verhaftungen und Misshandlungen von Praktizierenden im nahen Tianjin. Fakt ist: Die friedliche Versammlung der 10.000 wurde für propagandistische Zwecke ausgenutzt, in dem die Menschenmenge vom Petitionsbüro weg, hin zum nahegelegenen Regierungsviertel umgeleitet wurde. Anhand der dort geschossenen Fotos behauptete die Partei dann, Falun Gong habe „die Zentralregierung belagert“.

Erinnerung des kollektiven Gedächtnisses: Fürchteten die Parteiführer einen religiös motivierten Aufstand?

Dieser Erklärung zufolge sahen die Parteiführer bei Falun Gong Ähnlichkeiten zu religiösen Bewegungen aus Chinas Vergangenheit, die Gewalt einsetzten und Dynastien stürzten. Die „Gelben Turbane“ der Han-Dynastie waren so ein Fall, die verschiedenen „Weißer Lotus“-Sekten und die Taiping- und Boxer-Aufstände der Qing-Dynastie. Diese Annahme entbehrt jedoch jeglicher Grundlage, denn im Gegensatz zu den letztgenannten Gruppen waren Falun Gong-Praktizierende nie an politischer Macht interessiert und jede Art von Gewaltanwendung ist für sie Tabu.

Auch ist anzumerken, dass Chinas Falun Gong-Praktizierende erst in dem Moment zu Dissidenten wurden, als die Verfolgung einsetzte. Ihre Aktivitäten zielen darauf ab, der Verfolgung Widerstand zu leisten und diese zu beenden, in dem sie Aufklärungsarbeit leisten und Mitbürger zum passiven Widerstand aufrufen – mit Flugblättern und anderen friedlichen Mitteln, die niemanden verletzen.

Quelle: http://de.minghui.org/html/articles/2010/7/16/60260.html

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