Brief einer australischen Praktizierenden an den belgischen Premierminister

Am 11. September 2003

Sehr geehrter Herr Guy Verhofstadt,

Ich schreibe Ihnen als Bewohnerin von Australien und Opfer von Gefangensetzung und Folterung in einem chinesischen Arbeitslager, um meine Billigung für die Klage gegen den ehemaligen chinesischen Kommunistenführer Jiang Zemin zum Ausdruck zu bringen, die von belgischen Falun Gong-Praktizierenden eingereicht worden ist.

Ich floh vor etwa zwei Jahren aus China, um weiterer Verfolgung zu entgehen, nachdem ich in Peking in einem Arbeitslager für Frauen schwer gefoltert wurde, weil ich Falun Gong betreibe. Falun Gong ist ein traditionelles chinesisches Selbstkultivierungs-System, das die Verbesserung von Körper und Geist zum Ziele hat auf der Grundlage von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit.

In dem Arbeitslager wurde ich gezwungen unter der sengenden Sonne zu hocken, während die durchschnittliche Temperatur 50 Grad Celsius betrug. Die längste Zeit betrug mehr als 15 Stunden. Als ich darauf bestand mein Arbeitslager-Urteil zu überprüfen, wurde ich geschlagen, durch den Flur geschleppt und mit zwei Elektrostäben geschockt, bis ich das Bewusstsein verlor.

Da ich Falun Gong-Praktizierende bin, wurde ich sofort nach meiner Ankunft unter nicht endenden Druck gesetzt, um eine Erklärung zu unterschreiben, die Falun Gong denunziert. Ich stand 24 Stunden lang unter der Beobachtung von verbrecherischen Insassen, denen erlaubt war, alles zu tun, was ihnen beliebte, um mich zum Unterschreiben zu zwingen.

Ich wurde außerdem gezwungen, fast jeden Tag verleumderische Angriffe auf Falun Gong zu hören oder anzusehen.

Wenn ich nicht den Gehirnwäsche-Materialien zuhörte oder sie ansah, wurde ich zu verschiedenen schweren Arbeiten gezwungen. Gewöhnlich musste ich von 5 Uhr früh bis um 2 oder 3 Uhr des nächsten Tages arbeiten. Manchmal musste ich Tag und Nacht arbeiten, damit gewisse Dinge rechtzeitig abgegeben werden könnten. Die meisten Dinge, die ich im Arbeitslager machte, wurden ins Ausland ausgeführt. Ich musste auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten. An den geschäftigsten Tagen wagte ich sogar nicht einmal mir die Hände zu waschen, nachdem ich auf der Toilette war, da ich mir nicht erlauben konnte, auch nur eine Minute zu verlieren.

Eine der grausamsten Mittel zum „Umbilden“ der Falun Gong-Praktizierenden ist der Schlafentzug. Ich erlebte dies, als ich drei Nächte lang keinen Schlaf bekam. Nach einer langen Zeit harter Arbeit ohne Ausruhen machte mich diese Foltermethode beinahe krank.

Nachdem ich sechs Monate widerstanden und gelitten hatte, beugte ich mich und unterschrieb eine Erklärung, die Falun Gong verleumdete. Durch diese Tat betrog ich meinen eigenen Glauben und ich litt unter dieser geistigen, gefühlsmäßigen und seelischen Pein, mehr als ich unter qualvollem Tod oder Vergewaltigung gelitten hätte.

Damit endete die Folterung aber noch nicht. Gleich nachdem ich entlassen worden war, hatte ich das Bedürfnis, der örtlichen Polizei regulär „meine Gedanken zu berichten“. Wenn ich in Verdacht stände, noch weiter an Falun Gong zu glauben, so könnte ich in jedem Augenblick wieder ins Arbeitslager zurückgebracht werden. Daher musste ich von Zuhause weglaufen und hatte das Glück, dass ich nach Australien fliehen und dort um Asyl bitten konnte.

Im vorigen Jahr reichte ich mit den Vereinten Nationen eine Klage gegen Jiang Zemin ein wegen seiner erbarmungslosen Verfolgung von Falun Gong. Vier Tage, nachdem diese Nachricht bekannt wurde, wurde mein Mann, der kein Falun Gong-Praktizierender ist, festgenommen. Dadurch blieb meine neunjährige Tochter ohne Vater und Mutter allein zu Hause.

Trotzdem ist meine Lage noch nicht einmal die schlimmste, verglichen mit den Hunderten, die durch diese Verfolgung ihr Leben oder ihre Familien verloren haben. Im Angesicht vollkommen ungerechter Behandlung, Folterung und Tod haben sich Falun Gong-Praktizierende innerhalb Chinas wiederholt entschieden, lieber friedlich und vernünftig zu bleiben anstatt ihre Zuflucht bei Rache und Gewalt zu suchen. Sie stehen auf für die Gerechtigkeit und koste es ihr Leben. Wir, die wir die Möglichkeit haben, zu helfen, sollten ihnen Hoffnung machen.

Ich glaube fest daran, dass Jiang Zemins Verbrechen gegen die Menschlichkeit sofort aufhören müssen. So eine blutige Unterdrückung hat die Grundsätze der modernen Zivilisation mit Schande bedeckt, herausgefordert und bedroht. Wenn wir Wert auf Rechtsstaatlichkeit legen, müssen wir der Welt und dem chinesischen Diktator mitsamt seinen Gefolgsleuten zeigen, dass niemand immerlos gegen Gesetz und Gerechtigkeit verstoßen kann, ohne dass er für seine Missetaten zur Rechenschaft gezogen wird.

Mit freundlichen Grüßen (Name ausgelassen)

Übersetzt aus dem Englischen: http://www.clearharmony.net/articles/200309/15056.html

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