Das „Todesabkommen“ zwischen Taizong und 390 Gefangenen

Kaiser Taizong von der Tang-Dynastie war ein Mann der Tugend und Gnade und auch ein Meister der Kampfkunst. Er gilt als einer der größten Kaiser in der langen und reichen Geschichte Chinas.

Im Buch „Zizhi Tongjian“ (grob übersetzt „Umfassender Bericht zur Unterstützung der Regierungsführung“) ist eine Geschichte über eine Vereinbarung zwischen dem Kaiser Taizong und 390 Todeskandidaten enthalten, die über viele Generationen große Anerkennung gefunden hat.

Die Geschichte besagt, dass Taizong im letzten Monat des siebten Jahres seiner Herrschaft, als der Schnee vom Himmel fiel, die letzte Patrouille im Gefängnis des Gerichtshofs machte, wo 390 berüchtigte Todeshäftlinge auf ihre Vollstreckung warteten. Jeder ihrer Fälle war eingehend geprüft worden, und alle Gefangenen wurden für schuldig befunden. Die Gefangenen warteten auf den Tag ihrer Hinrichtung.

Die Vereinbarung

Kaiser Taizong glaubte, dass diejenigen, die für ihre Sünden sterben würden, sich immer anständig verhalten sollten. Daher sollten die tief empfundenen letzten Worte von Straftätern, die auf die Todesstrafe warten, mit Mitgefühl gehört werden.

Mit diesem Gefühl ging Taizong zu jeder einzelnen Zelle. Er stellte sich vor die 390 Gefangenen und sagte laut: „Ich möchte euch zwei Dinge fragen, bitte antwortet ehrlich!“

Mit trost- und hoffnungslosen Gesichtern blickten ihre Augen auf den Kaiser.

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Taizong (23. Januar 599 – 10. Juli 649) war der zweite Kaiser der Tang-Dynastie in China und regierte von 626 bis 649 in der Zeit Zhenguans. (Foto wikipedia.org)

Dann kam seine erste Frage: „Erstens, habt ihr etwas zur Verurteilung der Straftaten nach dem Urteil des Gerichts zu sagen?“

„Eure Majestät, wir geben zu, dass wir schuldig sind und das Urteil gerecht ist“, kam die Antwort.

„In diesem Fall, zweitens, erlaube ich euch, euren letzten Wunsch vor dem Tod zu äußern“, antwortete der große Kaiser.

Einer der Häftlinge kniete nieder und sagte: „Eure Majestät, alles, was ich will, ist nach Hause zu gehen und meinen Eltern meinen letzten Abschied zu geben.“

„Das …“ Taizong hielt inne und war in stiller Besinnung, bevor er sich an die anderen Gefangenen wandte und fragte: „Und ihr teilt alle diesen letzten Wunsch?“

„Wir alle wünschen das“, kam die Antwort der Häftlinge, fast gleichlautend.

Taizong hob seine Hand nachdenklich an sein Kinn und sagte dann: „Ich werde ein „Todesabkommen“ mit euch schließen, seid ihr damit einverstanden?“

„Wir bitten Euch, Eure Majestät!“

„Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung werde ich euch nach Hause gehen lassen, um eure Eltern und Ehefrauen zu besuchen, und ihr werdet keiner Aufsicht unterliegen.“

Erstaunt sahen sich die Verbrecher an und glaubten ihren Ohren nicht.

Kaiser Taizong blickte sie dann feierlich, wenn auch streng an und sagte: „Aber ihr alle müsst versprechen, am 4. September nächsten Jahres vor Mittag hierher zurückzukehren. Ich bitte euch alle, euch freiwillig zu melden, rechtzeitig ins Gefängnis zurückzukehren, um die Vollstreckung eurer Urteile zu ermöglichen.“

Die Gefangenen verloren sich in dankbaren Tränen, bevor sie verkündeten: „Eure Majestät, wir sind dankbar für Eure Nachsicht!“

Einer der Regierungsbeamten des Kaisers kam näher an den Kaiser heran und sagte nervös: „Eure Majestät, sie sind alle berüchtigte Mörder und Räuber, man kann ihnen nicht trauen. Was ist, wenn sie nicht zurückkommen? Bitte überlegt es euch noch einmal!“

Dennoch bestand Kaiser Taizong darauf, dass „ich mein Vertrauen im Austausch für ihre Loyalität nutzen möchte, ich glaube, sie werden meine Glaubwürdigkeit nicht gefährden“.

Der Stichtag

Der Tag der Rückkehr der Gefangenen ist endlich gekommen. In der Hauptstadt Changan eilten Menschen aus der ganzen Region zum Gefängnis, um das beispiellose Ereignis zu erleben. Der Platz vor dem Gefängnis war voller Menschen, alle eilten und drängelten. Manche versuchten auf Zehenspitzen zu stehen, um eine klarere Sicht zu bekommen, während sie mit Begeisterung auf die Rückkehr der Gefangenen warteten.

Jeder fragte sich, ob in den Köpfen der Gefangenen noch genügend Gewissen vorhanden war, um ihr Versprechen an den Kaiser zu halten. Es war schließlich ein Todesurteil, zu dem sie zurückkehrten. Es war schwer zu glauben, dass sie zurückkehren würden, nur um sich ihrem Ende zu stellen.

Das Ergebnis war jedoch überraschend. Die Häftlinge kehrten nacheinander in das Gefängnis zurück. 1, 2, 3 … 100 … 300 … 388 … Bis schließlich 389 Kriminelle anwesend und ausgewiesen waren. Es fehlte allerdings noch ein Gefangener. Die Gefängniswärter eilten her, um die Identität des abwesenden Gefangenen aus der Stadt Phu Phong ausfindig zu machen, der als Xu Fulin entlarvt wurde.

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Am Fälligkeitstag kamen die Häftlinge nacheinander ins Gefängnis zurück, wie sie es dem Kaiser versprochen hatten. (Bild: wikipedia.org)

Als sich die Nachricht von dem vermissten Häftling verbreitete, haben sich nicht nur die Bürger, sondern auch die anderen Gefangenen beschwert.

„Er ist so unzuverlässig, wie kann er so unehrlich sein und sein Versprechen so brechen? Wir müssen ihm nachgehen, wir müssen ihn töten, um unserer Wut Luft zu machen!“

Alle sahen Taizong an und fragten sich, wie der junge Kaiser mit diesem Vorschlag umgehen würde. Taizong drückte die Fäuste zusammen und sagte: „Wartet noch ein wenig länger“.

Die Zeit verging sehr langsam, die Atmosphäre war angespannt und alle waren in ängstlich tiefen Gedanken.

Zwei Stunden vergingen und der abwesende Gefangene war nirgendwo zu sehen. Die Leute begannen zu argumentieren, dass der Gefangene sein Versprechen nicht gehalten hatte, er hatte den Kaiser verraten und kam nicht zurück.

Eine weitere halbe Stunde verging, und trotzdem gab es keine Nachricht von Fulin. Das Volk wurde wütend, und die Gefangenen brüllten vor Frustration.

Plötzlich schrie jemand: „Da kommt er!“

Alle Augen drehten sich um und richteten ihren Blick auf einen sich nähernden Wagen.

Plötzlich stolperte Fulin, dünn und kränklich, aus dem Wagen.

Es stellte sich heraus, dass Xu Fulin auf dem Rückweg nach Changan krank geworden war, so schwer krank, dass er nicht gehen konnte, er musste sich einen Wagen mieten, um sein Versprechen zu halten. Deshalb war er so spät dran.

Unerwartete Belohnungen

„Eure Majestät, was werdet Ihr jetzt mit ihnen machen?“ fragte ein Regierungsbeamter.

Die Gefangenen neigten dann ihre Köpfe in Sprachlosigkeit und wussten, dass es jetzt an der Zeit war, sie hinzurichten.

„Was soll ich tun?“ Taizong sagte leise zu sich selbst, bevor er sich umdrehte, um die Gefangenen für einen Moment anzusehen.

Dann erklärte er lautstark, „Ich beschließe, alle Gefangenen zu befreien und euch alle nach Hause zu lassen!“

Fast unmittelbar nach der Ankündigung des Kaisers war der Himmel voller Freude, die ganze Stadt Chang’an voller Glück. Nicht nur die 390 Gefangenen aus den Todeszellen, sondern auch alle anderen Menschen waren tief berührt von der Nachsicht des Kaisers.

Ein weiser Kaiser bekehrt andere durch Tugend und Nachsicht, anstatt Bestrafung zur Abschreckung des Täters zu verhängen, dann sind selbst die berüchtigtsten Verbrecher bereit, sich zu ändern.

Später musste Chang’an mit einem unerwarteten Angriff der westlichen Rebellen rechnen. Im 14. Jahr Zhenguans ernannte Kaiser Taizong Hou Junji zum Kommandanten von 150.000 Kavallerien im Kampf gegen die Rebellen. Als sie die Nachricht hörten, traten die 390 ehemalige Gefangene freiwillig als Soldaten ein, um an der Front zu kämpfen.

Unter der Leitung von Hou Junji brachten sie tapfer den Feind um. Und schließlich erlitten sie alle Verletzungen und opferten ihr Leben auf dem Schlachtfeld für die Dynastie.

Schließlich wurden die westlichen Rebellen besiegt und ebneten den Weg für die Tang-Dynastie in eine Zeit des Glücks und des Wohlstands, die goldenen Zeiten der chinesischen Geschichte.

Quelle: NTD.tv

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