jungle.world.com (Deutschland): »Man muss sein Herz kultivieren«

Fast täglich protestiert die Bewegung Falun Gong vor der chinesischen Botschaft in Berlin gegen die Unterdrückung ihrer Anhänger. Ein Gespräch mit der Unterstützerin Marianne Klotzbach.

Sie sind von Falun Gong?

Ich bin eine ganz normale Bürgerin, die weiß, was in China passiert. Ich weiß , dass diese Meditationsbewegung dort verfolgt wird. Es herrscht einfach keine Meinungs- und Glaubensfreiheit in China. Das reicht bis hin zu Arbeitslagern, Folter, Mord. Jiang Zemin, der damalige Staatschef, der die Verfolgung einleitete, hatte Angst vor friedlich meditierenden Menschen, das muss man sich mal vorstellen. Man nennt Falun Gong einen Kult, eine Sekte usw., um sie zu beschimpfen.

Was macht denn die Bewegung Falun Gong aus?

Falun Gong ist eine Meditationsbewegung, man kann es mit Yoga und Tai Chi verfgleichen. Es gibt fünf Übungen, die einem sehr gut tun und entspannen. Es geht um Meditation und Stehübungen, durch die man kosmische Energie erhält. Man kann das nennen, wie man will. Ich habe vorher andere Techniken ausgeübt, Chi Gong, die Fünf Tibeter, Tai Chi, und stelle nun fest, dass dies eine enorme Wirkung hat. Als in China ganz viele Menschen diese Übungen gemacht haben, in den Parks etc., gab es Untersuchungen vom chinesischen Gesundheitsministerium, dass diese Praktik im Moment das beste Chi Gong ist. Gong heißt Kultivierungsenergie. Es hat etwas damit zu tun, den Körper zu kultivieren und zu verbessern. Man richtet sich nach den Werten: Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Die Übungen funktionieren nicht, wenn man nicht auch sein Herz kultiviert.

Ihre Kollegin meditiert hier gerade. Was will sie damit erreichen?

Wir machen das hier vor der chinesischen Botschaft, um dem Botschaftspersonal zu zeigen, dass diese Meditation etwas Schönes ist, und wir zeigen, dass es in Deutschland Menschen gibt, die von dieser Verfolgung wissen.

Wie reagiert das Botschaftspersonal auf Sie?

Wir wissen, dass sie anfangs dagegen waren, sie sind ja Vertreter ihrer Regierung. Aber im Laufe der Zeit, wir stehen ja bereits seit fünf Jahren hier, haben sie uns besser kennen gelernt. Aber eine direkte Reaktion haben wir nicht bekommen.

interview: stefan wirner

Jungle World die Linke Wochenzeitung
Nummer 21 vom 25. Mai 2005

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