Geschichten aus dem alten China: Streben nach geistiger Erfüllung, selbst in Armut

Herr Yuan Xian war ein Schüler des tugendhaften, weisen Konfuzius, der wegen seiner Zufriedenheit als armer Gelehrter und wegen seines bescheidenen und tugendhaften Lebens geachtet wurde. Sein Strohhaus hatte eine Tür, die aus Baumästen und Stroh gemacht war. Das Dach war undicht, weswegen das Haus innen oft nass wurde. Trotz allem betrachtete Yuan Xian dies nicht als Mühsal, sondern widmete sich stets den Lehren des Konfuzianismus und führte ein glückliches Leben.

Eines Tages besuchte Zi Gong, ein anderer Schüler von Konfuzius, Yuan Xian. Zi Gong trug pompöse Kleidung und fuhr mit einer Kutsche, die von einem teurem Pferd gezogen wurde. Da die Straße, die zu Yuan Xians Haus führte, zu eng für die Kutsche war, musste Zi Gong zu Fuß zum Haus von Yuan Xian gehen. Yuan Xian öffnete die Tür, er trug einen Hut aus Rinde mit einem Spazierstock in der Hand. Als Zi Gong Yuan Xians bescheidenes Aussehen erblickte, neckte Zi Gong ihn: „Nanu, bis du krank oder was?“ Yuan Xian antwortete: „Soviel ich weiß, nennt man das Leben ohne Geld Armut, wohingegen man das Dao Lernen, ohne es in die Tat umzusetzen, Krankheit nennt. Deswegen bin ich arm, aber nicht krank.“ Nachdem Zi Gong dies hörte, fühlte er sich beschämt.

Yan Hui war auch ein Jünger von Konfuzius. Er führte ein einfaches Leben und hatte nur eine Schüssel, aus der er aß und einen Flaschenkürbis, aus dem er trank. Niemand konnte die Mühsal so ertragen wie er. Er widmete sein Leben der seelischen Erfüllung und war mit seinem Leben zufrieden. Konfuzius lobte ihn als einen Menschen mit großer Tugend.

Schließlich ist in der göttlichen chinesischen Kultur – sei es im Buddhismus, Konfuzianismus, Daoismus usw. – das höchste Ziel im Leben eines Menschen, „das Dao zu erlangen“. Man wird dafür geachtet, ein zufriedenes Leben in Armut zu führen, einen festen Glauben zu haben und das Streben und Erhalten des Dao als das höchste Glück zu betrachten. Zwar gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen arm sein und das Dao zu erhalten. In der Lage zu sein, Reichtum und Armut – die so eng mit dem Selbstwertgefühl verbunden sind – loszulassen, beschreibt das Prinzip, trotz weltlicher Interessen und Versuchungen standhaft nach dem Dao zu streben.

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