Erinnerung an den 25. April 1999: An meine Freunde von der Tsinghua Universität und alle chinesischen Mitmenschen

Zehntausend Falun Gong-Praktizierende appellierten am 25. April 1999 vor Zhongnanhai (Gebäude der chinesischen Zentralregierung) und baten den Premierminister Zhu Rongji, die rechtswidrige Verhaftung von Falun Gong-Praktizierenden in der Stadt Tianjin zu beenden. Es war der 88 Jahrestag der Gründung der Tsinghua Universität; das ist mehr als reiner Zufall – es gibt für alles einen Grund. In jedem Jahr habe ich als ehemaliger Student der Tsinghua Universität immer ein Menge Empfindungen während dieser besonderen Zeit. Ich möchte daher diesen Artikel den Menschen an der Tsinghua Universität und dem chinesischen Volk widmen.

Herr Li Hongzhi stellte Falun Dafa der Öffentlichkeit im Mai 1992 vor. Innerhalb von sieben Jahren zogen 100 Millionen Menschen in China körperlichen und geistigen Nutzen aus der Übungspraxis Falun Dafa. In der Zwischenzeit hat sich Falun Dafa in mehr als 30 Ländern in der Welt verbreitet. Falun Dafa erneuerte das Leben der Menschen wie eine Frühlingsbrise, als die Gesellschaft ihren schlimmsten und raschesten moralischen Abstieg erlebte.

Jiang Zemin, Luo Gan und He Zuoxiu erfanden ständig Verleumdungen und schikanierten Falun Dafa-Praktizierende in verschiedenen Regionen des Landes. Selbst ein Untersuchungsbericht, geleitet von Qiao Shi, der die positiven sozialen Auswirkungen von Falun Gong bestätigte, hielt Diktator Jiang Zemin und seine Gruppe nicht auf. He Zuoxiu veröffentlichte einen verleumderischen Artikel in einem in Tianjin erscheinenden Magazin. Falun Gong-Praktizierende forderten die Herausgeber des Magazins auf, die Fehler richtig zu stellen. Trotzdem wurden einige Praktizierende in Tianjin zwischen dem 19. und 23. April 1999 verprügelt und von Polizeibeamten rechtswidrig verhaftet. Die Praktizierenden hatten keine andere Wahl, als bei der Zentralregierung zu appellieren. Sie baten Premierminister Zhu Rongji, die Angelegenheit beizulegen.

Ich ging am 25. April 1999 wie üblich um 5:55 Uhr auf einen öffentlichen Übungsplatz in der Tsinghua Universität. Als ich jedoch hörte, dass die Polizei von Tianjin Falun Gong-Praktizierende rechtswidrig verhaftet hatte, entschloss ich mich, zu appellieren. Ich traf einige andere Tsinghua Studenten. Wir fuhren mit unseren Fahrrädern in Richtung des Büros für schriftliche und mündliche Petitionen. Während der zweistündigen Fahrt erinnerte ich mich an den in der Guangming Tageszeitung veröffentlichten Artikel aus dem Jahr 1996, der Falun Gong verleumdete. Die Pekinger Jugendzeitung verleumdete Falun Gong im Jahr 1997, die Pekinger TV Station attackierte Falun Gong im Jahr 1998 bösartig und die Tsinghua Universität begann 1998, zahlreiche Restriktionen für Falun Gong-Praktizierende zu verhängen. Wir durften noch nicht einmal mehr Falun Gong Musik abspielen und Transparente aufhängen.

Wir alle folgen den Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht“, darum müssen wir den Menschen die Fakten mitteilen und ihnen sagen, dass sie nicht die Anweisungen korrupter Beamte befolgen sollen, um schlechte Dinge zu tun. Immer wenn wir appellierten, brachten wir verschiedene Dokumente mit, welche die Kraft und die Wunder von Falun Dafa bestätigten, wie Krankengeschichten [in denen die Praktizierenden gesund geworden waren], Ergebnisse von CT-Untersuchungen, wissenschaftliche Artikel, Flyer zu Falun Gong und Bücher. Wir präsentierten die Dokumente den Regierungsbeamten, in dem Bemühen, sie bei der Richtigstellung ihrer Fehler zu unterstützen. Ich dachte: „Warum gibt es nur immer schlechte Menschen, die Schwierigkeiten bereiten? Diesmal müssen wir Premierminister Zhu Rongji, einen ehemaligen Tsinghua Studenten, in Kenntnis setzen, damit er die Bösewichte stoppen kann.“

Wir erreichten Zhongnanhai gegen 8 Uhr und sahen viele Menschen auf den Gehwegen stehen. Sie sahen alle sehr gesund und gütig aus. Ich wusste, sie waren Falun Gong-Praktizierende. Wir stellten unsere Fahrräder abgeschlossen ab und bewegten uns in Richtung Xinhuamen in Zhongnanhai. Verschiedene Polizeibeamte kamen herbei und wiesen uns an, auf dem Bürgersteig zu stehen. Sie forderten uns auf, keine große Gruppe zu bilden. Wir kamen alle aus unterschiedlichen Teilen des Landes und die meisten kannten einander nicht. Wir unterhielten uns auch nicht miteinander, sondern lasen still die Falun Gong Bücher oder Artikel oder sagten sie auswendig auf.

Gegen 15 Uhr sah ich eine ältere Frau gegen eine Mauer gelehnt sitzen. Sie aß und trank nicht. Ich fragte sie: „Möchten Sie etwas Brot oder Wasser?“ Langsam und höflich antwortete sie: ”Nein, danke, ich möchte nichts, um nicht jemanden bitten zu müssen, mich auf die Toilette zu lassen.“ Ich war zu Tränen gerührt wegen ihrer Rücksichtnahme und versuchte sie zu beschwichtigen, indem ich zu ihr sagte: „Kein Problem! Ich werde jemanden fragen, ob er Sie dorthin bringen kann!“ Sie sagte daraufhin: „Vielen Dank; es ist in Ordnung, alles ist okay.“

Bald kam die Praktizierende Wang Jiuchun, eine Professorin, die an der Tsinghua Universität unterrichtete, zurück und erkannte diese Frau, die Mitte 80 war, als die Mutter eines Seniorprofessors von der Tsinghua Universität. Wang Jiuchun mietete ein Taxi und schickte diese Frau heim, weil es inzwischen dunkel geworden war und sie vermeiden wollte, dass sich ihre Familie Sorgen um sie machte. Was für eine erstaunliche alte Frau! Sie vermittelte Menschen durch ihr Verhalten, dass sie durch das Praktizieren im Falun Dafa begünstigt worden war und gleichzeitig, dass sie von Falun Dafa gelernt hatte, immer zuerst an andere zu denken.

Gegen 21 Uhr erfuhren wir, dass Premierminister Zhu Rongji sich um die Angelegenheit der Verhaftungen durch die Polizei der Stadt Tianjin kümmern würde. Wir sammelten unsere Abfälle ein, einschließlich der Zigarettenkippen der Polizisten, bevor wir uns auf den Heimweg machten.

Das war vor acht Jahren und die gütigen Gesichter der Mitpraktizierenden sind immer noch in meiner Erinnerung lebendig. Ich wundere mich, wie sie acht Jahre erbarmungslose Verfolgung durch Jiang Zemin und die bösartige Partei überdauern konnten. Der Himmel, die Erde, die Straßen, das Xinhuamen Tor (Neues China) und die Bäume wurden alle Zeugen des umfangreichsten friedlichen Appells in der chinesischen Geschichte.

Was wurde aus jenen, die appellierten? Manche mögen durch die Verfolgung umgekommen sein, andere befinden sich immer noch in Gefängnissen oder in Zwangsarbeitslagern, einschließlich meines guten Freundes Meng Jun, der zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde und immer noch eingesperrt ist. Manche mögen gewaltsam ihrer Organe beraubt worden sein und andere waren gezwungen, China zu verlassen. Es ist so bedauerlich! Dies geschieht alles in China. In demokratischen Ländern, wie dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten und Deutschland, ist das Recht zu appellieren oder Prozesse gegen Staatsoberhäupter anzustrengen, geschützt und wird unterstützt; das Gericht, die Polizei, die Medien und Regierungsämter würden Menschen bei solchen Bestrebungen helfen.

Ich hörte, Premierminister Zhu Rongji hätte ursprünglich geplant, den Feierlichkeiten zum 88. Jahrestag der Gründung der Tsinghua Universität beizuwohnen, wie dies viele von uns, die Tsinghua Studenten oder Professoren waren, taten, doch stattdessen kam er nach Zhongnanhai, um dieses große Ereignis zu regeln. Wir, die Leute von der Tsinghua Universität, ließen ebenfalls die Aktivitäten anlässlich des Jahrestages fallen. Fr. Wang Jiuchun war eine der Hauptpersonen, die der wissenschaftlichen Entwicklungsabteilung an der Tsinghua Universität vorstand. Sie half der Abteilung jedes Jahr, Forschungsaufträge im Wert von über 100 Millionen Yuan zu bekommen und auch Tsinghua Absolventen während der Jahresfeiern zu beherbergen. Nachdem die Verfolgung begonnen hatte, wurde sie als „Hauptziel“ von der Partei heftig verfolgt. Sechsmal wurde sie in Gehirnwäschekurse eingewiesen; zweimal wurde ihre Wohnung durchwühlt; 18 Monate lang wurde sie in ein Zwangsarbeitslager gesperrt, wo sie an den Folgen von Folter beinahe starb. Sie war gezwungen, im Jahr 2004 aus China zu fliehen und beantragte in Japan Asyl, um weiterer Verfolgung zu entgehen. Es ist traurig, dass so eine hochangesehene Professorin im Alter von über 60 Jahren, die so wichtige Beiträge für die Universität geleistet hatte, eine solch abscheuliche Verfolgung wegen ihres Glaubens durchzustehen hatte.

Vor 1999 hatte ich an den jährlichen Wissenschaftsmessen der Studenten an der Tsinghua Universität teilgenommen. Dreimal wurde ich mit dem Spitzenpreis ausgezeichnet. Die Schulzeitung „Neu Tsinghua“ schrieb über meine Geschichte am 01. Januar 1999 auf der Titelseite. Weil ich Falun Gong praktizierte, debattierten die Universitätsbeamten im Jahr 1998 darüber, ob sie mich als Spitzenstipendiat benennen sollten. Zuvor waren Luo Gan und He Zuoxiu im selben Jahr aufgetreten, um Falun Gong Übungsplätze in der Universität zu stören und hatten begonnen, uns das Abspielen der Übungsmusik und das Aufhängen von Spruchbändern zu verbieten. Tatsächlich nominiert und stimmt der ganze Studentenkörper über die Vergabe des Spitzenstipendiums ab. Der Nominierte muss eine Rede halten und sich Fragen und Antworten eines Forums stellen; die Schulbeamten wählen dann den tatsächlichen Gewinner. Die Universitätsbeamten widersetzten sich Luo Gan und He Zuoxiu zu dieser Zeit und vergaben das Stipendium an mich. In der Tat handelten sie in Übereinstimmung mit dem Leitspruch der Universität: „Selbstdisziplin und Sozialengagement“.

Doch im Jahr 1999 ignorierte Jiang Zemin den Widerstand der anderen sechs Mitglieder des Ständigen Komitees der Kommunistischen Partei Chinas und erließ eigenwillig die Verfolgung von Falun Gong. Er bot Militär, Polizei, Geheimagenten und Medien auf, um Falun Gong fanatisch zu verfolgen.

Li Lanqing begab sich persönlich in die Tsinghua Universität, um die Verfolgung von nahezu 1.000 Falun Gong-Praktizierenden in der Universität zu leiten. Zwischen 1999 und 2001 wurden viele Studenten ausgewiesen; mehr als 40 Praktizierende wurden zu Gefängnisstrafen (die längste war 13 Jahre) und Zwangsarbeitslager verurteilt. Mein Mentor, Professor Gao Chunman, der seinen Unterricht den Charaktereigenschaften seiner Studenten entsprechend ausrichtete, zog vor, nach Russland zu fliehen, wo er um Asyl nachsuchte. Er war damals 73 Jahre alt und hatte sein ganzes Leben der Heranbildung und Pflege der Studenten gewidmet. Er hatte zu der Entwicklung der Atombombe und der Wasserstoffbombe in China beigetragen und auch eine entscheidende Rolle in der wissenschaftlichen Forschung und Industrialisierungsarbeit an der Tsinghua Universität gespielt. Doch nun wird er in seinem hohen Alter in dem Maße verfolgt, dass er nicht nach Hause zurückkehren kann. Welch eine Tragödie!

Ich bin relativ gut dran. Ich wurde nach dem Niederschlag des Appells am 20. und 21. Juli 1999 festgenommen. Die Schulbeamten lasen mich auf. Einige meiner Vorgesetzten und Mentoren rieten mir, China augenblicklich zu verlassen, um weiterer Verfolgung zu entkommen, weil ich als wichtiges Ziel auf der schwarzen Liste von Li Lanqing aufgeführt war. Ich hatte mich bereits nahezu sechs Monate vor der Verfolgung an einer ausländischen Universität beworben und floh am 09. August 1999 in das Vereinigte Königreich (UK), gleich, als ich ein Visum erhielt. Ich hatte nicht erwartet, dass es mir nicht mehr vergönnt sein würde, in den darauffolgenden acht Jahren meine Heimaterde zu betreten. Am 13. Mai 2004 lief mein Pass ab. Das chinesische Konsulat lehnte eine Erneuerung oder die Ausstellung eines neuen Passes ab, weil ich als Falun Gong-Praktizierender aufgelistet bin. Ich wurde ohne eigenes Verschulden ein staatenloser Ausländer. In den vergangenen drei Jahren leisteten mir viele Mitglieder des UK Parlaments und andere politische Würdenträger Unterstützung, doch die Kommunistische Partei Chinas verschloss ihre Augen. Mein Leben ohne einen gültigen Pass verlief in diesen drei Jahren sehr schwierig. Ich begegnete deswegen einer Menge Probleme bei meiner Arbeit und in meinem Leben.

Die bösartige Kommunistische Partei dehnte ihre Verfolgung von Falun Gong auch auf das Ausland aus. Im Jahr 2005 wollte ich in England an der Jahresfeier anlässlich der Gründung der Tsinghua Universität teilnehmen, doch ich wurde vom Betreten der Halle abgehalten, weil ich einen Schal trug, auf dem Worte geschrieben standen: „Falun Dafa“ und „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht“. Über ein Dutzend Menschen versammelten sich um mich und ich sagte zu ihnen: „Dies ist England, wo Falun Gong willkommen ist!“ Doch sie lehnten es ab, mich die Halle betreten zu lassen. Meine Absicht war es, anderen Studenten nahe zu bringen, dass Falun Gong überall verbreitet ist. Ich ergriff jede Gelegenheit, um über Falun Gong zu sprechen. Während des Mittagessens hielten das gastgebende Komitee und spezielle Gäste ein dringendes Meeting ab, um darüber zu diskutieren, wie sie mit mir verfahren sollten. Es war sehr interessant; einer der besonderen Gäste war ein Professor vom königlichen Kolleg für Wissenschaft, Technologie und Medizin. Er brachte es auf den Punkt und sagte: „An der Tsinghua ist unser Wahlspruch ‚Selbstdisziplin und Sozialengagement’, welches völlig konform geht mit Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht. Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht sind tatsächlich sehr gut!“

Ich applaudierte über seinen hervorragenden Kommentar und auch andere Menschen applaudierten. Er fuhr fort und sagte: „Dies hier ist England; wie können wir einen Absolventen davonjagen?“ Ich klatschte noch einmal. Seine ganze Rede war sehr beeindruckend. Der Gastgeber las auch laut eine Liste von Absolventen vor, die der Universität Geld gespendet hatten, einschließlich meines Namens. Einige Leute schauten verdutzt drein, als mein Name vorgelesen wurde. Ich hatte nur das Geld gegeben, das ich bei mir trug, als ich an der Tür registriert wurde, doch tat ich dies, ohne jede Absicht auf Anerkennung und ohne zu wissen, dass sie meinen Namen laut vorlesen würden.

Wieder ist 25. April und ich erinnere mich an meinen Schulkameraden Yuan Jiang, der im Jahr 2001 an den Folgen der Verfolgung starb und an meinen 73 Jahre alten Professor Gao Chunman, der Flüchtling in Russland ist; Professor Wang Chunjiu, Flüchtling in Japan. Ich erinnere mich auch an die anderen bekannten Schulkameraden, wie Meng Jun, Wang Weiyu, Yao Yue, Chu Tong, Wang Xin, Huang Kui, Bai Rongchun und Liu Zhimei, die gegenwärtig in Gefängnissen eingesperrt sind. Ich weiß nicht, wann wir wieder auf den wunderschönen Tsinghua Campus zurückkehren können, begleitet von der wohlwollenden Musik, und wann wir Falun Gong Übungen machen können, mit anschließender friedlicher Diskussion unserer Kultivierungserfahrungen!

Ich erinnere mich auch an den früheren Tsinghua Absolventen Premierminister Zhu Rongji. Er behandelte den 25. April Appell richtig, offen und ehrlich und er widersetzte sich Jiang Zemin’s Verfolgung. Ich erinnere mich an Hu Jintao, den gegenwärtigen Führer des Landes, ebenfalls Tsinghua Absolvent. Auch er widersetzte sich einmal der Verfolgung von Falun Gong. Jiang ist nun bereits nahezu sechs Jahre aus dem Amt. Mehr als 20 Millionen Mitglieder der Kommunistischen Partei sind aus der Partei ausgetreten. In dieser kritischen Zeitspanne rufe ich den Absolventen Hu Jintao auf, diese durch und durch zu verachtende Verfolgung von Tsinghua Studenten und chinesischen Menschen zu stoppen. Wir rufen nach einem Ende der Verfolgung und nach der Errichtung eines freien Umfeldes zum Praktizieren von Falun Gong in China.

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