Geschichten aus dem Alten China: Uneigennützige Pflichterfüllung

Bing Ji, ein Mann aus der westlichen Han Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) war sehr nachsichtig und moralisch integer. Er tat eine Menge Dinge auf unauffällige Weise und ohne Aufhebens davon zu machen.

Kaiser Xuan von Han (91 – 49 v. Chr.) war ein Herrscher der chinesischen Han Dynastie in der Zeit 74 v. Chr. bis 49 n. Chr. Seine Lebensgeschichte war wie die Geschichte von reich zu arm und wieder zu reich oder, auf die heutige Zeit übertragen, vom Millionär zum Tellerwäscher wieder zum Millionär. Der Geburtsname von Kaiser Xuan war Liu Bingyi. Er wurde im Jahre 91 v. Chr. als Kind von Liu Jin, dem Sohn des damaligen Kronprinzen Liu Ju und seiner Frau Bingyi geboren. Kaiser Xuan war der Großenkel von Kaiser Wu (140 – 87 v. Chr.).

Gegen Ende der Herrschaft von Kaiser Wu, beschuldigten Verschwörer Kronprinz Ju der Anwendung von Zauberei gegen seinen Vater, Kaiser Wu. Prinz Ju wurde in eine Rebellion gezwungen, welche aber nicht erfolgreich war. Prinz Ju setzte seinem Leben ein Ende und auch seine zwei Onkel starben mit ihm. Auch Kaiserein Wei beging Selbstmord. Auch Shi, die Gefährtin und Konkubine von Prinz Ju und die Eltern von Kaiser Xuan starben bei diesem Ereignis in der Hauptstadt. Kaiser Xuan (damals Baby Bingyi) war zu dieser Zeit erst ein paar Monate alt. Bingyi wurde verschont. Jedoch wurde er eingesperrt und stand unter der Beaufsichtigung des Ministeriums für Angelegenheiten für Vasallenstaaten.

Er wurde in Gewahrsam von Wächter Bing Ji gebracht. Bing wusste, dass Prinz Ju in Bezug auf die Anschuldigung der Anwendung von Zauberei tatsächlich unschuldig war und hatte Erbarmen mit dem Kind. Er wählte zwei gütige weibliche Gefangene aus, Hu Zu und Guo Zhengqing, die ihn trocken legen und sich um ihn kümmern sollten. Bing besuchte sie jeden Tag, um nachzusehen, wie es dem Kind erging. Bing Ji berichtete Kaiser Wu mehrere Male, erzählte ihm, dass es nicht genügend Beweise für die Aufrechterhaltung der Zaubereivorwürfe gebe. Er wurde aber jedes Mal von Kaiser Wu abgewiesen.

Ein Freund von Bing Ji war besorgt darüber, weil er seine Ansicht aussprach. Dieser sagte wiederholt zu Bing, er solle sich aus dem Tumult heraushalten. „Seine Majestät beharrte jedoch auf die Ansicht der Zauberkunst. Jeder versucht einen Zusammenhang mit denen herzustellen, die involviert sind. Warum riskierst du deine eigene Sicherheit, um nach Gerechtigkeit für Prinz Ju zu suchen oder nach seinem Enkel Bingyi zu schauen? Ist es dir schon jemals in den Sinn gekommen, dass du selbst der Beteiligung an der Zauberei beschuldigt werden könntest? Ist das klug von dir, ein solches Risiko einzugehen?“

Bing Ji entgegnete gleichmütig: „Man muss sich gutherzig und moralisch verhalten. Die Sache der Zauberei war eine Verschwörung. Nebenbei ist Bingyi, der Enkel von Prinz Ju, noch ein Säugling. Was für ein Verbrechen könnte dieser Säugling begangen haben? Ich kann da nicht wegschauen und dies alles ignorieren, ich kann nicht ohne Gewissen leben.“

Gegen Ende seiner Herrschaft erkrankte Kaiser Wu. Er hörte von einigen Magiern, die behaupteten, dass die Aura eines Kaisers aus den Gefängnissen von Chang-an erscheinen werde. Kaiser Wu ordnete an, dass alle Gefangenen, ohne Rücksicht, ob sie überführt waren oder nicht und ohne Rücksicht auf die Schwere der Strafe, exekutiert werden sollen. Als der den Erlass überbringende Eunuch im Gefängnis für Vasallenangelegenheiten ankam, das Bing beaufsichtigte, lehnte Bing die Annahme des Erlasses ab.

Er gab an, dass niemand, der nicht eines Kapitalverbrechens für schuldig befunden worden war, exekutiert werden solle. Ganz besonders nicht der eigene Großenkel des Kaisers. Der Eunuch erhob Anschuldigungen gegen Bing, wegen Verweigerung der Befolgung des Erlasses – ein Kapitaldelikt – doch Kaiser Wu hatte zu der Zeit bereits seinen Irrtum erkannt und eine Generalamnestie erlassen. Die Gefangenen in allen anderen Gefängnissen waren tot, doch die Gefangenen in dem Gefängnis von Bing überlebten.

Jahre danach offerierte Herrscher Huo Guang auf Empfehlung von Bing Ji, dem 17 Jahre alten Bingyi den Thron und dieser wurde Kaiser Xuan. Bing Ji jedoch erwähnte niemals, was er für Kaiser Xuan getan hatte, obwohl seine Familie ihn wiederholt dazu aufforderte. „Du hast das Leben seiner Majestät gerettet und ihm große Dienste erwiesen. Wenn Du Seine Majestät persönlich informierst, wirst Du sicher eine große Beförderung erhalten. Jeder andere würde auf die Annahme dieses Darlehens stolz sein. Warum hältst Du deine Lippen verschlossen?“

Lächelnd entgegnete Bing Ji: „Dies ist in erster Linie meine Pflicht. Es war mir eine Ehre, die Gelegenheit zu haben, die Gunst eines Kaisers zurückzuzahlen. Ich wäre kein Edelmann, hätte ich dies gegen Reichtum oder Macht eingetauscht. Ich bin über solche Gedanken erhaben.“ Schließlich hörte Kaiser Xuan durch Mundpropaganda, was Bing Ji für ihn getan hatte. Er war davon so tief berührt, dass er nicht mehr schlafen konnte, bis er Bing Ji zum Marquis von Boyang erhoben hatte.

In der Zwischenzeit wurde Bing Ji schwer krank, was Kaiser Xuan sehr bekümmerte. Ein königlicher Untertan namens Xia Housheng wusste, dass der Himmel immer gute Taten belohnte und so sagte er zum Kaiser: „Ich habe gehört, dass der Himmel jene belohnen wird, die viele gute Taten vollbracht haben und sogar noch ihre Nachkommen. Bing Ji ist für seine großen Taten noch nicht belohnt worden Es wäre einleuchtend, dass er sich von seiner Krankheit erholen wird. Eure Majestät brauchen sich also nicht zu sehr zu sorgen.“ Kurz danach erholte sich Bing Ji völlig und erhielt den Titel eines Marquis von Boyang. Er wurde auch Premierminister und wurde als einer der moralischsten Premierminister in der chinesischen Geschichte eingestuft.

Die Rettung eines Lebens bringt unendliche Tugend. Daher ist es nur natürlich, dass Kaiser Xuan, Bing Ji die Rettung seines Lebens vergelten wollte. Obwohl die Belohnung vom Kaiser zu kommen schien, wurde sie tatsächlich vom Himmel verliehen. Weil Bing Ji’s Akt der Barmherzigkeit und Edelmut mit dem Gesetz des Himmels übereinstimmte, belohnte ihn der Himmel mit Ehre und großem Glück.

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