Meine tragische Kindheit

Im Juli 1999 ging ich mit meinem Vater nach Peking, um bei der Zentralregierung gegen die Misshandlungen von Falun Dafa-Praktizierenden zu appellieren. Nach zwei Wochen auf Reisen kam ich Ende Juli nach Hause zurück. Mehrere Wochen später schickte die Regierung abends gegen 20:00 Uhr Polizeibeamte, um unser Haus zu durchsuchen. Sie durchwühlten jeden Winkel des Hauses und nahmen alle Falun Dafa-Bücher, Musikkassetten und Informationsmaterialien mit. Sie beschlagnahmten ein Souvenir-Bildband, das wir auf dem Platz des Himmlischen Friedens gekauft hatten, als „Beweisstück“. Sie stöberten mehrere Stunden lang herum und kehrten noch um Mitternacht zurück, um das Zimmer meiner Großmutter zu durchsuchen.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war das ganze Haus ein einziges Durcheinander. Wir haben fast alles verloren: Unsere Unterlagen, Papiere, Zeichenpinsel, Videobänder von Geburtstagsfeiern und anderes mehr. Mein Vater wurde gefangen genommen und zur Polizeistation gebracht. Meine 86-jährige Großmutter war durch einen Schlaganfall behindert und musste jeden Abend von meinem Vater versorgt werden. An diesem Abend blieb sie die ganze Nacht hindurch wach. Als ich erwachte, wandte sie sich an mich und weinte laut. Ich nahm an, dass mein Vater nach ein paar Tagen heimkommen würde. Jetzt weiß ich, dass ich falsch gedacht habe: Das nächste Mal, dass mein Vater durch unsere Tür ging, war zwei Jahre später.

Nach diesem Vorfall wurde unser Haus regelmäßig durchsucht. Ich klärte die Polizisten, die zur Durchsuchung kamen, über die wahren Umstände von Falun Dafa auf. Ich sagte, dass mein Vater ein guter Mensch sei und niemals eine schlechte Tat begangen habe. Er hatte früher viele gesundheitliche Probleme, aber mit dem Praktizieren von Falun Dafa verschwanden sie alle. Ich sagte ihnen, dass mein Vater nichts Falsches getan hätte und sie ihn nicht hätten festnehmen dürfen. Weil ich immer die wahren Fakten erzählte, setzten sie auch mich auf ihre schwarze Liste.

Die Polizisten bedrohten meinen Vater in Gefangenschaft, indem sie sagten: „Wenn du dich nicht umerziehen lässt, dann wird dein Sohn der nächste sein.“ Damals war ich noch in der Grundschule.

Wir verloren den Kontakt zu meinem Vater, als er festgenommen wurde. Ich konnte nirgends Informationen über ihn erhalten. Erst nach mehreren Monaten bekam ich die Nachricht, dass er im Gefängnis einer anderen Provinz eingesperrt war.

Jeden Morgen nach dem Aufwachen fragte mich meine Großmutter: „Wohin ist er gegangen? Was macht er? Wann kommt er nach Hause?“ Ich fürchtete, dass sie es nicht ertragen würde, wenn ich ihr sagte, dass er im Gefängnis sei, darum sagte ich, er sei ins Ausland gegangen. Selbst auf ihrem Sterbebett sagte ich ihr nicht die Wahrheit. Aber damals schluchzte sie und rief jeden Tag seinen Namen. Wenn ich von der Schule nach Hause kam und das Elend sah, konnte ich lange Zeit meine Tränen nicht zurückhalten. Meine Mutter arbeitete den ganzen Tag und machte abends noch Überstunden. So war ich regelmäßig allein mit meiner Großmutter. Sie quälte sich ein Jahr lang, aber sie hat ihren Sohn nie mehr heimkommen sehen. Schließlich ging sie wegen all dieser Leiden mit gebrochenem Herzen von uns. Wir forderten, dass es meinem Vater erlaubt sei, an der Beerdigung meiner Großmutter teilzunehmen, aber die Polizeibeamten lehnten es ab, weil einige „Bedingungen“ nicht erfüllt worden wären. So wurde meinem Vater verwehrt, seine Mutter noch einmal zu sehen.

Nachdem mein Vater festgenommen war, wurde ich von unseren Nachbarn, Bekannten, Verwandten, Freunden und Klassenkameraden gemieden. Sie glaubten der Propaganda in den Medien, die von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) kontrolliert werden und die Falun Dafa durch Lügen und Verleumdungen schlecht machen. Die Leute redeten hinter unserem Rücken über uns und besuchten uns nicht mehr. Als ich darüber sehr traurig wurde, fiel mir ein, dass mein Vater mir immer gesagt hatte, ich solle auf die Worte des Meisters hören: „Dafa standhaft kultivieren, das Herz unbewegt“ („Wahre Natur sehen" in "Hong Yin ll") Dadurch wurde mein Herz ruhig und ich dachte nicht mehr über die verletzenden Worte nach.

Anfang 2001 inszenierte die KPCh die Selbstverbrennung auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Jeder Arbeitseinheit wurde aufgetragen, mit der Propaganda zusammen zu arbeiten und allen KPCh-Mitgliedern, sogar den Schülern, wurde gesagt, sie sollten eine schriftliche Verurteilung von Falun Dafa öffentlich bekannt machen. Entsprechend der Forderung der KPCh berief meine Schule eine Konferenz ein und forderte von allen Schülern, dass sie das unterschreiben, was Falun Dafa verleumdete. Ich weigerte mich und ging fort.

Für das Abschlussexamen in Politische Wissenschaft mussten die Schüler einige Fragen über Falun Dafa beantworten. Ohne zu zögern, beantwortete ich sie nicht. Als die Prüfungsergebnisse bekannt gegeben wurden, war ich durch die Prüfung gefallen. Man verlangte von mir ein wieder gutmachendes Examen in Politischer Wissenschaft. Man teilte mir mit, dass ich mein Abschlusszeugnis nicht bekommen würde, wenn ich diese Prüfung nicht bestand. Ich beschloss, lieber auf meinen Abschluss zu verzichten, als die Fragen zu beantworten, die ich beim ersten Examen nicht beantwortet hatte.

Die Polizisten versuchten auf verschiedenste Weise, meinen Vater dazu zu bringen, ein so genanntes Reuebekenntnis zu schreiben, das Falun Dafa schlecht macht. Er weigerte sich, eine solche Erklärung zu schreiben, weshalb er von den Polizisten grausam und gefoltert wurde.

Als mein Vater entlassen werden sollte, schickten die Beamten der Polizeistation, des „Büro 610“ und der Regierung insgesamt acht Leute, welche das Ergebnis der Gehirnwäsche an meinem Vater überprüfen sollten. Bei deren Besuch sagte mein Vater voller Ernst zu ihnen: „Mein Meister ist ungerecht verleumdet worden und er wurde in Ungnade gebracht. Falun Dafa-Praktizierende werden verfolgt und unrecht behandelt. Wir sind alle gute Menschen. Wir haben nichts Schlechtes getan. Wir fordern, dass der Ruf unseres Meisters wieder hergestellt wird.“ Der Kader und die Polizisten waren von seinen Worten irritiert. Sie waren entschlossen, sich irgendwann zu rächen.

Als mein Vater entlassen wurde, war er so dünn wie ein Skelett. Als er heimkam, wollte er seine Mutter sehen. Er rief nach ihr: „Mutter, ich bin wieder da!“ Aber er fand nur ihr Bild und ihr leeres Bett vor. Er war völlig sprachlos, sein Kinn wackelte, aber er weinte nicht. Mein Vater sprach einige Tage lang kein Wort.

Ich hatte die Entlassung meines Vaters herbeigesehnt, weil ich hoffte, dass dann unser friedliches Leben wieder hergestellt sein würde. Und wieder irrte ich mich. Die Beamten der Polizeibehörde und des „Büro 610“ verlangten, dass sich mein Vater jedes Mal, wenn er verreiste, meldete. Sobald er zu Hause war, überwachte man ihn. Man schlich Tag für Tag um ihn herum. Es kamen auch Telefonanrufe von Leuten, die meinen Vater sprechen wollten. Rund um die Uhr saßen irgendwelche Leute rund um unser Haus. Das schaffte eine nervenaufreibende Umgebung für uns. Ich war sehr nervös. Es kam mir vor, als ob wir von einem schweren Schatten bedeckt wären. Es war so, als ob sich etwas Schlimmes ereignen würde. Es gab keinen einzigen friedvollen Tag, nachdem mein Vater heimgekehrt war.

Mehrere Monate später ging mein Vater aus und kehrte nicht zurück. Er war wieder von Polizisten festgenommen worden. Innerhalb eines Monats bekam meine Mutter einen Einschreibebrief mit einem Urteil von der Regierung: Mein Vater war wieder zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dieses Mal hatten die Polizeibeamten meinen Vater heimlich festgenommen und sich um eine schnelle Verurteilung bemüht. Es war ein vorbereitetes Urteil gewesen.

Als meine Mutter mich mitnahm, um meinen Vater zu besuchen, weinte sie heftig. Mein Vater wurde im Gefängnis mit faschistischer Grausamkeit und Gewalt behandelt und bis an den Rand des Todes gefoltert. Er erzählte, dass man Praktizierende, sobald sie im Gefängnis ankommen, in eine Zelle sperrt, den Mund mit Stoff zustopft und alle Türen und Fenster schließt. Dann schicken die Polizisten 5 oder 6 verurteilte Gefangene zu ihnen, um sie zu schlagen. Einige wurden geschlagen, bis sie behindert waren, andere sogar bis sie starben. Mein Vater bekam aufgrund der Schläge innere Blutungen im Magen. Sie ließen ihn nicht essen und nur für kurze Zeit am Abend schlafen. Diese Gefangenen bedrohten meinen Vater: „Es ist üblich, Menschen im Gefängnis tot zu schlagen. Ich werde dich foltern, bis du tot bist. Ich habe Rückendeckung durch die Polizisten, die das Staatsabzeichen am Hut tragen. Die Polizei hat mich gebeten, mich um euch Falun Dafa-Leute zu kümmern.“ Mein Vater berichtete den höheren Stellen von den Gewalttaten, doch die Polizeibeamten kamen dazu und beschuldigte meinen Vater, er würde lügen. Sie versetzten auch das Personal an andere Stellen, um Beweise zu verstecken.

Schließlich wurde mein Vater wieder aus dem Gefängnis entlassen, doch seine Freiheit erhielt er nicht zurück. Er sagte zu mir: „Einem Praktizierenden macht es nichts aus, wenn er durch allerlei Qualen gehen muss. Selbst der Gefängnisaufenthalt konnte meinen Geist nicht ändern. Ich muss die drei Dinge gut machen, um mit dem Fortschritt der Fa-Berichtigung des Meisters mitzuhalten. Ich muss mein vorgeschichtliches Versprechen einlösen, das ich in den vergangenen Leben geleistet habe.“

Durch die Stürme in den vergangenen Jahren bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es für mich kein friedliches Leben gibt, solange die Verfolgung durch die KPCh anhält.

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http://minghui.ca/mh/articles/2007/8/24/161418.html

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