Rheinpfalz (de): Für die Freiheit in die Pedalen getreten

Eine Radtour in der Ferienzeit ist nichts außergewöhnliches. Christine Gäckler, 35-jährige Gymnastiklehrerin aus Ruppertsweiler startete gemeinsam mit drei Freundinnen aus Heidelberg zu einer ganz besonderen Tour von Heidelberg nach Bonn/ Bad-Godesberg. Die vier jungen Frauen strampelten rund 250 Kilometer für ihre chinesische Freundin Xiong Wei, die seit dem fünften Januar grundlos und ohne Gerichtsverfahren zu anderthalb Jahren „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt wurde, nur weil sie Falun Gong praktiziert, wie ihre vier deutschen Freundinnen auch. In Bonn angekommen, hielten die Frauen eine zweitägige Mahnwache vor dem chinesischen Konsulat ab. Ihre SOS-Radtour stand unter dem Motto „Freiheit für Xiong Wei und alle Falun Gong Praktizierenden in China“.

Falun Gong, was so viel bedeutet wie „ein friedlicher Weg“, ist unpolitisch, hat keine religiösen Formen und keine Hierarchien“, erklärt Christine Gäckler. Allein in China betreiben rund 70 Millionen Menschen diese traditionelle Kultivierungsschule. Xiong Wei, eine ehemalige Studentin der Technischen Universität in Berlin wurde beim Verteilen von Flugblättern über die brutale Verfolgung von Falun Gong, von der Pekinger Polizei verhaftet. Seit 1999 ist nämlich diese große friedliche „Qigong“-Gruppierung vom totalitären chinesischen Machtregime verboten worden.

„Wir müssen etwas dagegen tun“, war der Wunsch der drei Schwestern Caroline (22), Stefanie (17) Johanna (13) aus Heidelberg und Christine Gäckler aus Ruppertsweiler. „Ich wusste anfangs der Ferienzeit noch nicht, was es konkret sein würde, ich wollte nur mein Geld nicht für persönliches Urlaubsvergnügen ausgeben, sondern für eine SOS-Aktion“, stellte die Gymnastiklehrerin und Tanzpädagogin fest.

Kurz entschlossen brachen die vier Frauen dann mit ihren Rädern, mit dabei ein auffälliger SOS-Anhänger und den gelben, handbedruckten T-Shirts mit dem roten SOS-Zeichen, zu der 10-tägigen Radtour auf. „Ich hatte noch nicht einmal ein eigenes Fahrrad. Ein Freund lieh mir sein Tourenrad“, scherzte Gäckler. Es ist nicht die erste Aktion der 35-jährigen, denn anlässlich der UNO-Menschenrechtskonferenz in Genf im vergangenen März, nahm sie an einer Mahnwache für die verfolgten Falun Gong Praktizierenden in China teil. Mitte Juli organisierte die engagierte Frau in der Pirmasenser Fußgängerzone einen ersten SOS-Infostand zur gleichen Problematik.

„Wir möchten denen eine Stimme verleihen, die in China zum Schweigen gebracht werden sollen“, bringt sie es auf den Punkt. Nur durch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und beherztes Handeln der Politik könnte nach ihrer Ansicht ein Ende der Verfolgung herbeigeführt werden und dadurch Menschenleben gerettet werden. Seitdem die kommunistischen Machthaber 1999 die Bewegung verboten, wurden mehr als 400 Menschen durch Staatsgewalt zu Tode gefoltert und mehrere 10 000 Menschen willkürlich verhaftet. „Die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher liegen“, erklärt die Vertreterin der Menschenrechte. Dieses Ziel vor Augen geht die Ruppertsweilerin ganz analytisch und wohldurchdacht Schritt für Schritt. 1000 Flyers verteilten die engagierten Frauen auf ihrer Tour entlang des Rheines. „Die Leute waren offen für unser Anliegen“. Etwa 100 Unterschriften sammelten die Radlerinnen für die „Internationale Gesellschaft für Menschenrechte“ (IGFM). Auch Medienkontakte entstanden. Viele Tageszeitungen berichteten über die gut geplante Aktion. Christine Gäckler war es aber noch nicht genug. „Wir müssen mit Vertretern der Politik sprechen und sie für unser Anliegen gewinnen“, lautete ihre Devise. Diese wurde umgesetzt. Persönlichkeiten aus der Kommunal- und Bundespolitik legte sie ein Appellschreiben an unsere Bundesregierung vor, damit über die Freilassung von Xiong Wei verhandelt wird. 20 bis 30 Personen, vom Pfarrer bis zum Bürgermeister, unterschrieben den Appell. Die Reaktion der chinesischen Konsulatsmitarbeiter beschreibt sie so: „Es hat einfach nur weh getan. Null Kommunikation, sie behandelten uns, als seien wir Luft, die Botschaftstür war verschlossen, obwohl viele andere hineingelassen wurden“. Außerdem seien die Frauen fotografiert worden.

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Stichwort: Falun Gong

Mit Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht kann man die höchsten Eigenschaften des Kosmos in drei Worten zusammenfassen. Diese drei Schlagworte umschreiben den spirituellen Entwicklungs- und Erkenntnisweg für Körper und Geist. Die Wurzeln von Falun Gong, in der Literatur auch als Falun Dafa bezeichnet, reichen bis in sehr alte Zeiten hinein, jedoch wurde es erstmals im Jahre 1992 von Herrn Li Hongzhi, dem Begründer, in China der Öffentlichkeit vorgestellt. Seitdem nutzen immer mehr Menschen unterschiedlichster Herkunft und jeden Alters diesen Weg zur ganzheitlichen Harmonie und Weiterentwicklung. Um zu diesem Ziel zu gelangen, gibt es fünf einfache, leicht zu erlernende Übungen. Drei davon sind sanfte, langsame Bewegungsübungen im Stehen, eine ist eine ruhige Standübung und bei der fünften Übung begibt man sich in die Ruhe der Meditationssitzhaltung. Am 22. Juli 1999 wurde Falun Gong verboten. Den chinesischen Machthabern war es ein Dorn im Auge, dass die Zahl der Übenden bald die Mitgliederzahl der Kommunistischen Partei übertraf. Dazu richtete die Regierung ein „Büro 610“ ein, einzig mit dem Ziel, die Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden durch organisierte Gehirnwäsche, Folter und sogar Mord zu leiten.

Im Internet findet man unter www.falundafa.de umfassende Ausführungen zu Falun Gong, unter www.clearharmony.net/de ist die Verfolgung der Falun Gong Praktizierenden erläutert.
Jeden Donnerstag, 19.30 Uhr kann man Falun Gong bei Christine Gäckler in einer Übungsgruppe kostenlos erlernen und sich informieren…

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