netzwelt.de: Chinas große Firewall überwacht auch den Skype-Verkehr

Eine Gruppe kanadischer Menschenrechtsaktivisten hat ein großes Überwachungssystem aufgespürt, über das die chinesische Regierung den Skype-Verkehr im Land kontrollieren lässt. Dies berichtet die New York Times in ihrer Online-Ausgabe. Das System durchleuchtet Text-Nachrichten, die über die VoIP-Software verschickt werden. Sprachnachrichten werden von der Zensur demnach nicht erfasst.

Betroffen von der Abhöraktion ist TOM-Skype, ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen Skype und einem chinesischen Netzbetreiber. Die Aktivisten vom Citizen Lab in Toronto, die den Lauschangriff entdeckten und ein Log-File sichern konnten, gehen davon aus, dass ein Cluster-Verband von sechs Computern bereits mehr als eine Millionen Text-Nachrichten gescannt und protokolliert hat.

Verteilung der Keywords in der Filterliste

Die Filterliste des Clusters bezieht sich auf Themengebiete, mit denen die chinesische Regierung schon lange Probleme hat. Laut Citizen Lab werden in erster Linie Chinesen bespitzelt, die sich über Falun Gong, Taiwans Unabhängigkeit oder Demokratie austauschen. Falun Gong ist eine religiöse Strömung und seit 1999 in China verboten. Auch der aktuelle Skandal über Milchpulver ist in der Liste vertreten.
Das Log-File, das die Aktivisten downloaden konnten, enthält 166.766 Skype-Nachrichten von insgesamt 71.237 IP-Adressen, von denen 95 Prozent aus China stammen. Auch der Netzverkehr mit dem Ausland ist also von den Abhörmaßnahmen betroffen, wobei der Prozentsatz im einstelligen Bereich liegt.

Citizen Lab warnt Menschenrechtsaktivisten in China ausdrücklich davor, TOM-Skype zu benutzen. Das Aufdecken der Abhörmaßnahmen habe gezeigt, dass man kein Vertrauen in eine weltbekannte Marke wie Skype setzen sollte. Zudem gebe das Unternehmen nicht genügend Einsicht in die Art und Weise, wie es mit chinesischen Behörden zusammenarbeite. "In welchem Umfang hat sich Skype aktiv zum Komplizen von Zensur und Überwachung in China gemacht?", fragt Citizen Lab in ihrem Bericht. Klar scheint zu sein, dass die ebay-Tochter stärker in die Abhörmaßnahmen verwickelt ist. In welchem Umfang, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

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