Dialog zwischen einem Falun Gong Praktizierenden und einem Journalisten von CO.CO.ON über die Verleumdung seitens der chinesischen Regierung

Sehr geehrter Herr …,

ich habe Ihr Schreiben zu Kenntnis genommen und hoffe, Sie nicht in Ihren religiösen Gefühlen verletzt oder beleidigt zu haben. In der Tat habe ich „Sekte“ nicht im pejorativen Sinne gemeint, sondern als „kleinere Religionsgemeinschaft“. So schreibt es auch der aktuelle Duden. Alle Weltreligionen haben einmal klein und als „Sekte“ in diesem Sinne angefangen.

Da die Einwände in Ihrem Schreiben jedoch durchaus berechtigt sind, habe ich das Wort „Sekte“ in dem von Ihnen beanstandeten Bericht in „Glaubensgemeinschaft“ umgeändert. Ich hoffe, Ihnen damit entgegengekommen zu sein und verbleibe mit freundlichen Grüßen

D. Grenzmann,

CO.CO.ON. Information Design GmbH

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Brief eines Praktizierenden an CO.CO.ON zu dem Bericht „China blockiert Google und Altavista“, vom 06.09.2002:

Sehr geehrter Herr Grenzmann,

ich habe heute einen Bericht in Ihrem Magazin online gelesen „China blockiert Google und Altavista“ vom 6. 9.2002.

Eine unkorrekte Terminologie ist jedoch in Ihrem Bericht aufgetaucht.
Die Falun Gong Bewegung wurde als Sekte bezeichnet. Falun Gong ist weder nach deutschem noch nach chinesischem Recht eine Sekte.

Die lexikalische Definition von „Sekte“ entspricht schon lange nicht mehr dem allgemeinen Sprachgebrauch (übrigens auch nicht im Ausland, wie jüngste Beispiele aus Frankreich und Belgien zeigen), und „Sektenbeauftragte“ werden bestätigen, dass man heute unter einer Sekte eine feste Organisation versteht, die unter dem Deckmantel eines religiösen bzw. weltanschaulichen Grundgedankens düstere finanzielle Geschäfte betreibt, die gegebenenfalls sogar in der Tasche eines Gurus landen, die blind einem „Führer“ folgt, die ihre Mitglieder durch Beraubung des freien Willens in psychische Abhängigkeit treibt, ihre Mitglieder von Familie und Gesellschaft isoliert und dadurch manipulierbar macht.

Bei Falun Gong existiert keine feste Organisation, sondern nur eine individuelle Verbindung der Praktizierenden untereinander und in einigen Ländern (auch in der BRD) ein Mini-Verein, um einige Ansprechpartner für Medien zu haben, Räume anmieten zu können u.ä. Die Übungen werden unentgeltlich von einzelnen Praktizierenden weitergegeben, meistens in öffentlichen Parks, wann immer man möchte. Geld, Spenden oder Sachwerte dürfen nicht angenommen werden. Li Hongzhi ist ein Lehrer oder Meister, wie es in einer Schule üblich ist. Er appelliert immer wieder an seine Schüler, es sei grundlegend wichtig, sich nach der Lehre und ihren Prinzipien zu richten, also auch hier keine Abhängigkeit.

Warum ist mir diese Klarstellung so wichtig? Weil die Verfolgungskampagne der chinesischen Regierung gegen Falun Gong irrational und in ihren Auswirkungen auf große Teile der chinesischen Bevölkerung erschreckend ist, und weil durch die Übernahme der Terminologie der chinesischen Regierung deren Verbrechen noch unterstützt anstatt aufgedeckt und gestoppt werden.

Kritischer Journalismus ist wichtig und erfordert gute Recherche. Und die fordere ich ein, gerade bei einem Thema, das Menschenrechtsverletzungen in ungeahntem Ausmaß betrifft, bei einem Thema, dass von der chinesischen Regierung mit Lügen und Diffamierungen auf extremste Weise begleitet wird und bei dem es sich um bis jetzt mindestens 455 Foltertote (intern wird auf Regierungsebene von ca2 000 gesprochen), mehr als 1000 zu Unrecht in Nervenheilanstalten und etwa 20 000 in Arbeits- und Umerziehungslager Eingewiesene handelt und in den letzten 2 ½ Jahren mindestens 100 000 friedliche Menschen verhaftet wurden, weil sie von der Gültigkeit der Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht“ überzeugt sind.

Ian Johnson, bis 2001 Korrespondent des Wall Street Journal in Peking, hat für seine Reportage „A Death in China“ (es geht um die Aufklärung des mysteriösen Todes einer Falun Gong-Praktizierenden und die Verfolgung ihrer recherchierenden Tochter) den Pulitzer Price und den 2000 Sigma Delta Chi Award erhalten.
Hut ab vor diesem Mann, der sich entsprechend seinem Berufs-Ethos nicht nur verhalten, sondern auch in Gefahr begeben hat!

Falsche, besonders spektakuläre Informationen setzen sich sehr schnell im Kopf eines Lesers fest. In diesem Fall schaden sie Menschen in China, die tagtäglich schikaniert werden und vom Tode bedroht sind. Sie schaden aber auch vielen Menschen in Deutschland, die sich bemühen, ihr Leben nach positiven Prinzipien auszurichten, und sie hindern sicherlich auch Menschen daran, die Schule des Falun Gong kennen zu lernen.

Ich praktiziere seit 1997 Falun Gong, und es hat mir inneren Frieden und dauerhafte Gesundheit gebracht.
Im April 2001 wurde ich von chinesischer Seite telefonisch in einer Art bedroht, dass ich die Staatsanwaltschaft und den Staatsschutz informieren musste. Es darf nicht sein, dass der chinesische Staatsapparat, unter Führung von Jiang Zemin, im Ausland bis in die private Sphäre deutscher Staatsbürger ihren Druck ausüben kann. Dies wird sicherlich unterstützt, wenn sich Regierungen und Presse von der chinesischen Regierung unter Druck setzen lassen.

Mit freundlichem Gruß

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