Schweiz/ Zürich: Rede anlässlich der Übergabe der Petition an die Stadt Zürich für die Hilfe der verfolgten Falun Gong-Praktizierenden in Kunming

Ansprache anlässlich der Veranstaltung von Falun Gong, 11.12.02, Rathaus Zürich

Ich stehe hier als Mitglied von ACAT, Action des Chretiens pour l&#039Abolition de la Torture et de la peine de mort, Aktion der Christen zur Abschaffung von Folter und Todesstrafe.

Wir sind unter den Organisationen, die für die Menschenrechte kämpfen, eine von vielen. Wir haben uns, wie der Name sagt, sozusagen spezialisiert auf den Kampf gegen Folter und deren Folgen und gegen die Todesstrafe. Wir sind auch der Meinung, dass wenn man den gefolterten und getöteten Christus anschaut, wir uns gegen diese Unmenschlichkeiten einsetzen m ü s s e n und zwar für alle Menschen, seien es Muslime, Christen, Hindus, Falun Gong oder andere.

Artikel 3 der MR-Erklärung sagt: Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person und Artikel 5: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.

Obwohl China diese Erklärung unterschrieben hat, wissen wir, dass es diese Forderungen bei weitem nicht erfüllt: Es wird gefoltert und es werden Menschen zu Tausenden hingerichtet, z.T. wegen Bagatellen und vor allem auch aus Gründen der Religion im weitesten Sinn. Und es sind besonders auch die sanften Religionen, Bewegungen, vor denen die Regierung Angst hat: Seit Jahrzehnten sind es die Tibeter und seit einigen Jahren Falun Gong.

Man erinnert sich an die Verurteilung und Tötung von Jesus vor zweitausend Jahren, vielleicht hier in Zürich auch an die Hinrichtung von sog. „Wiedertäufern“ vor über 400 Jahren. Mächtige haben immer Angst vor Menschen, die ihren Glauben sanft praktizieren.

In der vorgestrigen NZZ (Neue Zürcher Zeitung) steht u.a.: „Während auf dem chinesischen Festland die sklerotische Parteidiktatur damit beschäftigt ist, mit neuen, aber nicht grundsätzlich anders denkenden Köpfen, ihre illegitime Herrschaft fortzuschreiben…“
Diese illegitime Herrschaft ist nach wie vor absolut. Wenn man nicht kuscht, dann muss man alles befürchten, vor allem auch den Tod.

Ich bin im Rahmen von ACAT Betreuer eines Netzwerks von Briefschreibern gegen die Todesstrafe und weiss auch, dass nach wie vor in Diktaturstaaten – aber leider auch in Demokratien, wo scheinbar an diversen Orten Mehrheiten des Volks auch sehr selbstherrlich denken, wie in den USA – dass dort Menschen hingerichtet werden, z.B. Saudi Arabien, Japan, Jordanien, und diverse andere. …Absoluter „Weltmeister“ aber ist China.

Als in Zürich Aufgewachsener, dem Zürich immer noch am Herzen liegt, hat es mich seit langem schockiert, dass Zürich Kunming unterstützt. Zur Zeit der Abstimmungskampagne für den weiteren Kredit wurden in Kunming mehrere Menschen hingerichtet. In der NZZ wurde damals auch berichtet, dass ein Einfluss auf die Menschenrechtssituation durch diese finanzielle Unterstützung nicht bestehe. Und wenn man genau hinhört, hat Kunming die Hilfe gar nicht nötig. Aber wenn schon Geld gegeben wird, dann müsste man doch das verbinden mit einem Einfluss auf die Menschenrechte. Es ist mir klar, dass das nicht so leicht getan wie gesagt ist. Dennoch schiene es mir in menschlicher Hinsicht eine erste Priorität zu sein.
Daher meine ich, ist diese Initiative von Falun Gong einfach ein sehr willkommener Denkanstoss an die Verantwortlichen, an die Politiker vor allem, diesen Zusammenhang immer besser zu erhellen. Heute geht es um die Unterstützung von Falun Gong, aber es ist klar, dass dies für alle Menschen in Kunming und in ganz China, die unter der Diktatur leiden, gelten muss, besonders auch für die seit Jahrzehnten gepeinigten, gefolterten, vertriebenen, getöten Tibeter.

Wir müssen den Teufelskreis: Macht -Geld -Wirtschaft – Missachtung der Menschenrechte unbedingt an allen Orten wo es möglich ist durchbrechen. Und da hätte, hat die Stadt Zürich eine glänzende Gelegenheit, an Hand des Umgangs mit Falun Gong durch China aufs Hauptproblem hinzuweisen: Dass in China die Menschenrechte nach wie vor mit Füssen getreten werden, insbesondere in Gewissens- und Glaubensfragen.

David Künzler, 8915 Hausen a/A

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