Villabverne (Dänische Zeitung): Täglicher Protest gegen chinesische Unterdrückung

9. April 2003
Per Farsund

Beinahe ein Jahr lang geht eine kleine Gruppe von Falun Gong Praktizierenden täglich zur chinesischen Botschaft in Hellerup, um zu demonstrieren.

Dort geht er wieder. Poul Andersen von Gentofte [ein 75-jähriger dänischer Falun Gong Praktizierender] entfaltet ruhig das große gelbe Transparent. Geschrieben in großen roten chinesischen Schriftzeichen sagt es: „Falun Gong ist gut, Stoppt die Verfolgung.“ Die Zeit auf der Oregaards Allé ist jetzt 10 Uhr vormittags, das bedeutet, dass die tägliche Demonstration vor der chinesischen Botschaft begonnen hat. Poul Andersen nimmt eine kleine Matte aus seinem Rucksack heraus, legt sie auf den Gehweg und zieht dann seine Schuhe aus und setzt sich langsam in den Lotussitz. Während der nächsten eineinviertel Stunde beabsichtigt er, auf dem Gehweg mit den anderen Demonstranten in einem Zustand der Meditation zu sitzen. Heute sind es fünf von ihnen: manchmal gibt es mehr, manchmal weniger.

Beharrlichkeit

Einige Leute könnten behaupten, dass die Demonstration hier nicht sehr beeindruckend ist. Was Falun Gong an Quantität fehlt, machen sie mit großer Entschlossenheit wett. Seit dem 28. April 2002 sind Poul Andersen und seine ihm Gleichgesinnten praktisch jeden Tag vor der Botschaft gewesen. Ohne Rücksicht auf Regen, (…), Schnee und Wind ist das Transparent entfaltet worden. Und zwischen 10 und 11.15 Uhr haben sie zäh in dem durchgehalten, was sie tun können, um Bewusstsein für die Monströsitäten der Verfolgung von den Praktizierenden in China zu schaffen. Mit anderen Worten, sie haben versucht, auf das „Gewissen des schuldigen Regimes“ zu pochen. Und entsprechend den Reaktionen haben sie wenigsten erreicht, dass sie eine Wirkung auf die Vertreter des chinesischen Regimes in Dänemark haben. Zumindest wissen die meisten Leute, das Falun Gong gesetzlich in China verboten ist. Die tägliche Präsenz der Falun Gong Praktizierenden vor der Botschaft, wie sie ihre Übungen praktizieren, hat manchmal auf die Bediensteten der Botschaft so provozierend gewirkt, dass sie versuchten, die Demonstration zu stoppen und zu entfernen.

Geistige und physische Verbesserung

Was genau kann die Bediensteten der Botschaft zu solchem Handeln veranlassen, während Praktizierende wie Poul Andersen jeden Tag zum Protestieren erscheinen? Falun Gong eine traditionelle chinesische Form von Qigong, das laut den Praktizierenden körperliches und geistiges Wohlbefinden steigert. Erreicht wird dies durch das Praktizieren von fünf leicht zu lernenden Übungen, die auch Meditation enthalten. Die Übungen zielen darauf ab, den Körper zu reinigen und sowohl Energiekanäle zu öffnen als auch Energie zu erhöhen, während sie die Zirkulation von Energie stärken und verbessern. Diese alte Kultivierungsmethode wurde ursprünglich von einer Person zur nächsten weitergegeben. Jedoch hat 1992 Meister Li Hongzhi dieses System in China an die Öffentlichkeit gebracht. Seit dem hat sich dieser Weg in mehr als 50 Ländern der Welt verbreitet, wo Millionen von Menschen die Übungen praktizieren, die die Gesundheit kräftigen und Körper, Geist und Seele harmonisieren sollen.

Die Verfolgung in China

Während Poul Andersen sich darauf konzentriert, die Übungen zu machen, verwendet Marco Hsu seine Zeit, um uns den Hintergrund von der grundlosen Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden in China zu beschreiben. „Es begann 1999, als die chinesischen Behörden beschlossen, Falun Gong zu verbieten. Zuerst billigte und unterstützte die Regierung Falun Gong, was hauptsächlich an seinen gesundheitsfördernden Eigenschaften lag. 1999 zeigte ein offizieller Regierungsbericht, dass mehr als 70 Millionen chinesische Staatsbürger einschließlich Mitglieder der kommunistischen Partei, Soldaten, Polizisten und Akademiker Praktizierende geworden waren“, zählt Marco Hsu auf. Sowohl der chinesische Präsident Jiang Zemin als auch einige seiner loyalen Anhänger fühlten sich von dieser Tatsache bedroht, was wiederum im selben Jahr zum Verbot von Falun Gong führte. Seitdem sind laut Marco Hsu viele Menschen festgenommen, gefoltert und getötet worden. Tausende sind in Arbeitslager, psychiatrische Krankenhäuser und Gefängnisse geschickt worden. Praktizierende wurden gezwungen, das Praktizieren von Falun Gong aufzugeben oder ihre Häuser, Arbeit, Studium oder Renten zu verlieren.

Die Logik des Regimes

Für einen Beobachter von außen scheint es ein bisschen schwierig, Sinn in dem zu finden, was Marco Hsu sagt. Wenn es wahr ist, was hat dann die chinesische Regierung dazu gebracht, scheinbar unschuldige Leute systematisch zu verfolgen? „Grundsätzlich läuft es auf die Tatsache hinaus, dass die Regierung vor Spiritualität Angst hat und natürlich die Tatsache, dass solch eine Masse von Menschen etwas tut, was nichts mit der kommunistischen Partei zu tun hat. […] Da Falun Gong keine formelle Organisation, Hierarchie oder politische Tagesordnung hat, ebenso wie es keine kommerziellen Interessen hat, scheinen die Ungerechtigkeiten der chinesischen Behörden umso mehr unbegreiflich. Der Grundpfeiler der moralischen Lehren sind die Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, und so versuchen wir zu handeln, wenn wir täglich vor der Botschaft stehen. Wir sind friedliche und gesetzestreue Bürger, das ist etwas, was jeder sehen kann, wenn wir jeden Morgen auf der Oregaards Allé [Adresse der chinesischen Botschaft in Dänemark] stehen“, schließt Marco Hsu.

Die Demonstration endet

Die Demonstrationsteilnehmer rühren sich wieder, und ehrlich gesagt sehen sie nicht besonders gefährlich aus! Langsam beginnen die Teilnehmer aufzustehen. Sie scheinen gelassen und etwas abwesend aus, so als ob sie einen Moment benötigten, um von einer Art Reise innerhalb ihres Selbst zurückzukehren. Poul Andersen faltet still seine kleine Matte zusammen, packt sie in seinen Rucksack und schließt das Schloss an seinem Fahrrad auf. Gleich wird der pensionierte Ingenieur nach Hause fahren. Für den Rest des Tages wird er wahrscheinlich das machen, was alle Rentner machen – aber morgen wird er wieder hier sitzen.

Übersetzt aus dem Englischen:
http://www.clearharmony.net/articles/200304/11698.html
Übersetzt: Mittwoch, 16. April 2003

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