Verehrter Meister!
Liebe Mitpraktizierende!
Das vergangene Jahr war ein besonders ereignisreiches Jahr. Die aufeinanderfolgenden Ereignisse fühlten sich an, als ob man von einer Prüfung sofort zur nächsten übergeht, aber es scheint, dass alles ein geordnetes Arrangement des Meisters ist. Dieses „ereignisreiche Jahr“ war in der Tat auch eine Gelegenheit zur Kultivierung.
Der Meister erwähnte in seiner Rede auf der Neuseeland-Konferenz:
„Ihr wisst, bei uns geht es um Kultivierung. Da es nun einmal Kultivierung ist, gibt es auf dem Weg unserer Kultivierung nichts Zufälliges.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Neuseeland 1999, 08.05.1999)
Wenn alles nicht zufällig ist, dann haben alle geschehenen Dinge einen Kultivierungsfaktor. Für mich ist in diesem Prozess zu lernen, persönliche Gewinne und Verluste loszulassen und gelassen zu akzeptieren, dass alles das beste Arrangement ist.
Berufliche Veränderungen
Das Unternehmen, in dem ich letztes Jahr beschäftigt war, kündigte einen Umstrukturierungsplan an, der die Auslagerung von Geschäften ins Ausland und die Reduzierung des Personals beinhaltete. Da ich erst seit einem halben Jahr im Unternehmen war, war es nicht ratsam, die Arbeitsstelle wieder zu wechseln. Außerdem lag es nicht an mir zu entscheiden, ob ich bleiben oder gehen sollte. So war ich im Grunde nicht allzu besorgt und nahm die Dinge, wie sie kamen.
Einige Monate später wurde das Ergebnis des Stellenabbaus bekannt gegeben – ich stand ebenfalls auf der Entlassungsliste. Obwohl ich es erwartet hatte, war ich beim Erhalt der Nachricht äußerlich ruhig, fühlte mich innerlich jedoch erschüttert. Da ich in eine neue Branche gewechselt hatte und auch schon älter war, fühlte ich mich frustriert und unsicher, da ich in diesem Fachgebiet gerade erst angefangen hatte und nun entlassen wurde. Der weitere Weg war ungewiss. Obwohl dies keine gute Nachricht war, wurde es mehrere Monate im Voraus angekündigt, sodass ich zumindest genügend Zeit hatte, um die nächsten Schritte zu planen. Für mich bedeutete das, dass ich zumindest mein Studium abschließen konnte. Daher entschied ich mich, in der Übergangsphase das Arbeitspensum zu reduzieren, um meine Abschlussarbeit zu beenden und gleichzeitig nach einer neuen Arbeitsstelle zu suchen. Glücklicherweise erhielt ich Unterstützung von meinem Vorgesetzten und meinen Kollegen für diese Entscheidung. Mein kleines Team weiß, dass ich Qigong praktiziere. Ich habe einer atheistischen Kollegin Shen Yun vorgestellt. Eine andere Kollegin, die an einer Handkrankheit leidet, bekam von mir Informationsmaterialien über Falun Dafa und ich habe ihr die erste Übung gezeigt. Sie hat alles sorgfältig gelesen und die wahren Umstände verstanden.
Umzug und familiäre Veränderungen
Während ich die Auswirkungen des Stellenabbaus verdaute, war ich gleichzeitig mit dem geplanten Privatumzug beschäftigt. Wir zogen aus der Großstadt in eine neue Umgebung, was mir half, meine Aufmerksamkeit von den beruflichen Veränderungen abzulenken. Doch am Tag nach dem Umzug verstarb mein Schwiegervater im Krankenhaus plötzlich, was mich völlig unvorbereitet traf. Mein Schwiegervater war immer sehr gut zu mir gewesen. Sein plötzlicher Tod traf mich hart. Für das verstorbene Leben war es eine Befreiung, aber für die Angehörigen war es schwieriger loszulassen. Einige Tage später, beim Packen der Umzugskartons, fand ich einen Satz, den ich einst beim Üben von Kalligraphie geschrieben hatte: „Der Fluss fließt unaufhörlich.“ Durch diesen Satz erinnerte ich mich an die Liebe und Großzügigkeit, die mein Schwiegervater seinen Kindern entgegenbracht hatte, wie ein stetig fließender Fluss. Plötzlich dachte ich, dass die beste Art, eines Lebens zu gedenken, darin besteht, seine Tugenden zu zeigen. Als ich daran dachte, konnte ich etwas loslassen. Mein Schwiegervater hat Shen Yun ein paar Mal gesehen und während den Aufführungen in Bregenz konnte ich auch bei ihm übernachten. Durch Shen Yun kam er in Kontakt mit Falun Dafa. Ich bin überzeugt, dass er an einen guten Ort gehen wird.
Der Tag, an dem mein Schwiegervater verstarb, war zufällig auch mein Geburtstag. Während mich Freundinnen aus der Ferne anriefen, um mir zu gratulieren, waren wir auf dem Weg ins Krankenhaus. Leben und Tod kreuzten sich an diesem Tag, was eine Mischung aus Trauer und Freude hervorrief. Ich war etwas verwirrt und konnte diese Zufälligkeit nicht verstehen.
Später erinnerten mich Mitpraktizierende daran, dass viele Dinge so angeordnet sind, ohne besonderen Grund, und dass ich nicht zu viel darüber nachdenken sollte. Vielleicht ist es eine Art, mich an die Schicksalsverbindung zu meinem Schwiegervater zu erinnern! Vielleicht kann zwischen Trauer und Freude die Unbeständigkeit des Lebens gezeigt werden. Da große Höhen und Tiefen in einem Augenblick durchlebt werden können, sollten wir uns nicht zu sehr an die Dinge klammern, die geschehen. Wie auf einer Bühne, wo der Vorhang aufgeht und fällt, kann ein Stück das Leben eines Menschen darstellen. Wenn die Menschen alle nach einem Drehbuch spielen, können sie das Drehbuch nicht ändern; alles hat seine Bestimmung und es gibt Gründe für diese Anordnung.
Gesichtsverlust und die Angst vor Fehlern
In diesem Frühling reduzierte ich meine Arbeitsstunden, um Arbeit und Studium in Einklang zu bringen. Gleichzeitig nahm ich auch an den Vorbereitungskursen für die Arbeitssuche teil. Da es in meinem Fachbereich jedoch nur wenige Stellen gab, waren die Bewerbungen und Vorstellungsgespräche begrenzt. Der Fortschritt bei der Stellensuche war sehr begrenzt. Da die Zeit für meine Abschlussarbeit immer knapper wurde, entschied ich mich, die Arbeitssuche vorerst bleiben zu lassen und mich voll und ganz auf meine Abschlussarbeit zu konzentrieren.
Kurz darauf erhielt ich unerwartet eine Kontaktaufnahme von einem Unternehmen, das mein Interesse an einer Bewerbung erfragte. Sie hatten eine Stelle ausgeschrieben, die meinen Vorstellungen entsprach und in etwa der Art meiner aktuellen Arbeit entsprach. Es schien, als wäre es wie für mich gemacht. Das einzige Problem war, dass dieses Unternehmen mir vor vielen Jahren meine erste Arbeit in der Schweiz gegeben hatte. Aufgrund verschiedener Faktoren, hauptsächlich weil meine Sprachkenntnisse damals nicht ausreichend waren, wurde ich noch vor Ablauf der Probezeit über die Vertragsauflösung informiert. Diese kurze Arbeitserfahrung war für meine weitere Suche ungünstig, weshalb ich sie nicht in meinen Lebenslauf aufgenommen hatte. Doch diese unerwartete Gelegenheit stellte mich vor ein Dilemma: Ich benötigte eine Arbeit und wollte diese Stelle. Wenn ich aber dem Unternehmen zustimmte, ein Vorstellungsgespräch zu führen, müsste ich diese Tatsache offenlegen. Obwohl es über zehn Jahre her war, hätte dies zu einer Absage führen können. Zunächst war ich sehr zögerlich, aber nach reiflicher Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass ich ehrlich sein musste und es besser wäre, dies gleich zu Beginn des Bewerbungsprozesses zu sagen, um wirklich ehrlich zu sein und die Anforderung von Wahrhaftigkeit zu erfüllen. Als eine Falun-Dafa-Praktizierende musste ich mich nach den Fa-Prinzipien richten – Zhen, Shan, Ren – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht.
So fasste ich den Mut und brachte dieses Thema am Ende des Telefoninterviews mit der Personalabteilung zur Sprache. Die Person war sehr überrascht, reagierte jedoch positiv und bat mich, meinen Lebenslauf zu senden, um den Prozess fortzusetzen. Am nächsten Tag erhielt ich eine weitere Nachricht, in der ich gebeten wurde, die Gründe für die damalige Vertragsauflösung zu erläutern. Es stellte sich heraus, dass es so lange her war, dass sie keine Unterlagen mehr finden konnten, um dies zu überprüfen. Da ich damals keine schriftliche Begründung erhalten hatte, musste ich erneut meine Angst vor Gesichtsverlust loslassen und die mündlich mitgeteilten Gründe für die Vertragsauflösung nach meinem Verständnis erklären, was nicht ausreichend gut war. Um wahrhaftig zu sein, musste ich die Situation nach meinem besten Wissen offenlegen. Nachdem ich den Mut aufgebracht hatte, ehrlich zu sein, erhielt ich Verständnis und Lob von der Gegenseite. Danach fand ein Online-Interview mit verschiedenen Beteiligten statt. Da ich nicht sicher sein konnte, ob diese Informationen auch richtig weitergegeben wurden, entschied ich mich am Ende des Interviews erneut zur Ehrlichkeit und verhielt mich wie eine Praktizierende. Die Teilnehmer waren nicht informiert, waren also sehr überrascht, bedankten sich jedoch sofort. Sie gaben mir großes Lob und versicherten mir, dass dies meine Chancen nicht beeinträchtigen würde und sie bald ein weiteres Interview arrangieren würden. Ich fühlte, dass ich diese große Hürde des Gesichtsverlustes und der Aufrichtigkeit überwunden hatte, und es sah vielversprechend aus. Drei Tage später erhielt ich einen Anruf, dass aufgrund interner Bewerber die internen Kandidaten priorisiert werden würden. Es schien als hätte der Meister diesen Konflikt für mich arrangiert, um mich zu prüfen. Ich hatte den Eindruck, eine große Hürde, das Gesicht zu wahren, überwunden zu haben.
In diesem Moment dachte ich an das, was im Zhuan Falun vom Meister erwähnt wird:
„Manchmal denkst du, dass etwas dir gehört, und andere sagen dir, dass es dir gehört, aber in Wirklichkeit gehört es dir nicht. Du könntest denken, es gehört dir, aber am Ende gehört es dir nicht. Daraus sieht man, ob du in der Lage bist, loszulassen; wenn du nicht loslassen kannst, ist das Anhaftung.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 355)
Aufgrund dieser plötzlichen und vielversprechenden Arbeitsgelegenheit habe ich meine Abschlussarbeit auf die Seite gelegt und mich intensiv auf die neue Stelle vorbereitet. Letztendlich scheiterte ich aber, und sowohl mein Studium als auch meine Arbeit blieben auf der Strecke, was mich letztes Jahr in eine echte Krise stürzte. Dieses Ergebnis konnte ich nur schwer akzeptieren. Ich beruhigte mich und dachte darüber nach, warum mir das passiert war.
Der Meister sagt:
„Warum stößt du auf solche Probleme? Sie sind alle durch das Karma verursacht, das du selbst verschuldet hast. Wir haben schon unzählige Portionen für dich beseitigt; es bleibt nur noch ein kleines bisschen, das auf verschiedene Ebenen verteilt ist. Für die Erhöhung deiner Xinxing sind einige Schwierigkeiten eingerichtet worden, wodurch dein Herz gestählt wird und alle Anhaftungen beseitigt werden. All dies sind deine eigenen Schwierigkeiten. Wir haben sie benutzt, um deine Xinxing zu erhöhen, und du wirst sie auch alle überwinden können. Solange du deine Xinxing erhöhst, kannst du sie schon überwinden. Es sei denn, dass du sie selbst nicht überwinden möchtest. Wenn du willst, kannst du sie überwinden.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 189)
Als ich nach innen schaute, dachte ich zuerst, dass dies eine Herausforderung für meine Angst vor Gesichtsverlust war, die mir eine seltene Gelegenheit bot, mich mit diesem Ereignis auseinanderzusetzen, das vor vielen Jahren geschehen war, aber einen Schatten hinterlassen hatte. Hinter der Gesichtswahrung verbirgt sich auch der Wunsch nach Ruhm und der Egoismus, das heisst der Eigensinn der Selbstsucht. Nachdem ich das Unternehmen verlassen hatte, hatte ich nie daran gedacht, zurückzukehren. Wenn das Unternehmen mich nicht proaktiv kontaktiert hätte, wäre ich nicht in den Bewerbungsprozess eingetreten. Wenn diese scheinbar passende Stelle nicht aufgetaucht wäre, hätte ich auch nicht zugestimmt, das Vorstellungsgespräch zu führen und diese „Misserfolgserfahrung“, die nicht im Lebenslauf stand, offenzulegen. Da es damals meine erste Arbeitsstelle in der Schweiz war, war der Schlag sehr groß, insbesondere für mein Selbstvertrauen in meine Sprachkenntnisse. Egal ob beim Sprechen oder Schreiben auf Deutsch, ich war danach immer sehr vorsichtig und wählte meine Worte mit Bedacht, aus Angst, grammatikalische Fehler zu machen. Einerseits war es mein Perfektionismus, andererseits könnte es auch sein, dass ich nach diesem Vorfall besonders Angst hatte und besorgt war, Fehler zu machen. Dies sind Anhaftungen und ich erkannte, dass ich sie loslassen musste. Obwohl ich im Laufe der Jahre durch andere berufliche Erfahrungen allmählich Vertrauen aufgebaut hatte, musste ich, um Gesichtswahrung und die Angst vor Fehlern, die sich über die Jahre entwickelt hatten, vollständig beseitigen, während des Bewerbungsprozesses mich wirklich damit auseinandersetzen und daran arbeiten, diese Anhaftungen loszulassen. Und jedes Mal, wenn ich ehrlich war, ließ ich nicht nur etwas los, sondern erhielt auch positives Feedback, das wie eine Art Ermutigung des Meisters war. Der Abteilungsleiter erwähnte: „Jeder kann Fehler machen und hat möglicherweise eine solche Vergangenheit“, was eine klare Erinnerung war. Wenn man an den begangenen Fehlern festhält, wird die Anhaftung mit der Zeit stärker und kann sogar einen selbst ersetzen, sodass man schließlich „Angst vor Fehlern“ entwickelt, ohne zu erkennen, dass dies nicht das eigene Selbst ist. Ich denke, es ist normal, auf Schwierigkeiten zu stoßen, aber man sollte erkennen, dass Schwierigkeiten durch Karma verursacht werden und dazu dienen, Anhaftungen zu beseitigen und die Xinxing zu erhöhen.
Der Meister sagt im Zhuan Falun betreffend Schwierigkeiten:
„Wenn du dein Herz erhöhst, kannst du sie überwinden. Es ist nur schlimm, wenn du selbst nicht überwinden willst; wenn du es willst, kannst du es überwinden.“ (ebenda)
Oft werde ich von der Erscheinung der Schwierigkeiten abgelenkt und habe den Gedanken, dass es „sehr schwierig“ ist und ich Angst vor dem Scheitern habe. Dabei lege ich den Fokus aber fälschlicherweise auf das Ereignis selbst, beseitige die Anschauungen und Anhaftungen nicht und deshalb erhöht sich meine Xinxing nicht.
Obwohl ich diese Stelle schlussendlich nicht bekommen habe, fanden sie mein Profil durch eine Online-Suche und gaben mir die Gelegenheit zu einem Vorstellungsgespräch. Bei der Mitteilung des Interviewergebnisses erhielt ich auch ein sehr positives Feedback, das meine Ehrlichkeit lobte. Durch diese Erfahrung änderte sich meine langjährige Haltung gegenüber diesem Unternehmen, die bisher von „Respekt und Distanz“ geprägt war. Ich konnte diesen Misserfolg und meine Angst vor Gesichtsverlust loslassen. Letztendlich ließ mich das Ergebnis des Vorstellungsgesprächs einige Tage lang nicht los. Rückblickend könnte dies mit meinem starken und verborgenen „Wunschdenken“ zusammenhängen. Während des Vorstellungsgesprächs trat ich aus meiner Komfortzone heraus und sprach über vergangene Erfahrungen. Ich hatte das Gefühl, eine Hürde überwunden zu haben, und dachte nun, ich sollte das gewünschte Ergebnis erhalten, aber letztendlich erfüllte sich dieser Wunsch nicht, was zu einer starken Enttäuschung führte, die ich nur schwer akzeptieren konnte. Jetzt scheint es, dass es darum ging, meine Anhaftung von Wunschdenken und Wunschvorstellungen loszulassen.
Anhaftung an Gewinn und Verlust loslassen
Obwohl ich mir nicht sicher war, was mich als Nächstes erwartete, und ob ich in meinem aktuellen Fachbereich bleiben konnte, hatte ich das Gefühl, dass es letztendlich einen Ausweg geben würde. Später entschied ich mich, in meinem aktuellen Bereich zu bleiben, während ich meine Abschlussarbeit schrieb und nach einer Arbeit suchte. Ich dachte, wenn ich darauf bestehe, eine Stelle zu finden, die der aktuellen entspricht, wüsste ich nicht, wie lange das dauern würde.
Ich kontaktierte auch meinen ehemaligen Arbeitgeber, um die Möglichkeit zu erfragen, ob sie jemanden brauchen. Sie hatten tatsächlich Personalbedarf, aber da gerade Sommerferien waren, war der Prozess der Detailverhandlungen und der Wartezeit besonders langwierig. Nach etwa zweieinhalb Monaten, kurz vor der Abgabe meiner derzeitigen Arbeit, war schließlich alles geklärt. Dieser Prozess stellte auch eine Prüfung für meine Geduld und mein Vertrauen dar. Glücklicherweise hatte ich in der späteren Phase, wo ich mich voll und ganz auf das Schreiben der Abschlussarbeit konzentrieren musste, nicht viel Zeit zum Nachdenken, was meine Aufmerksamkeit auf natürliche Weise ablenkte.
Schlussendlich stellte ich fest, dass ich in das vorherige Unternehmen zurückkehren würde, in der gleichen Position, die ich damals inne gehabt hatte, also zu denselben Bedingungen. Es sah so aus, als würde ich an den Ort von vor fast zwei Jahren zurückkehren. Gleichzeitig schienen die Zeit und Energie, die ich in meine Weiterbildung investiert hatte, keinen wesentlichen Nutzen für die Stellensuche und meine aktuelle Beschäftigung gebracht zu haben. Ich wurde mir bewusst, dass ich Erwartungen hatte und dachte, dass Weiterbildung eine Investition sei, die eine Rendite bringen sollte. War das nicht eine starke Anhaftung an Gewinn und Verlust? Wenn man sich auf Gewinn und Verlust konzentriert, wird man von der Angst, etwas zu verlieren, mitgerissen. Wenn ich an eine Stelle denke, für die ich nicht besonders viel Aufwand betrieben habe, würde ich nicht allzu enttäuscht sein, wenn ich nicht angenommen werde. Aber wenn ich viel Mühe investiere und dann abgelehnt werde, bin ich besonders enttäuscht. Diese meine Reaktion hängt nicht nur mit der Anhaftung an Gewinn und Verlust zusammen, sondern auch mit dem Gefühl, dass man für seine Anstrengungen eine Gegenleistung erwartet. Wenn man diese nicht erhält, ist die Enttäuschung groß. Dies ist ein Ausdruck des Gewinnstrebens, den ich in der Vergangenheit nicht klar erkannt hatte, und durch diese Erfahrung wurde mir das bewusst.
Nachdem ich dieses Unternehmen damals verließ, hatte ich Erfahrungen in einem anderen verwandten Arbeitsbereich gesammelt und andere Fähigkeiten gelernt, die in Zukunft nützlich sein könnten. Nur weil ich nicht im gleichen Fachbereich war, konnte sich dies nicht in der Position oder dem Gehalt widerspiegeln. Ich erkannte, dass dies die Anhaftung an Ruhm und Gewinn offenbarte. In einem Fachbereich muss man, wenn man noch wenig Erfahrung hat, viel lernen und Erfahrungen sammeln. Die Option, in mein früheres Unternehmen zurückzukehren, bot tatsächlich eine Gelegenheit, in einer Einstiegsposition zu lernen. Ruhm und Gewinn können nicht erzwungen werden; aus der Anschauung eines gewöhnlichen Menschen kommen sie mit der Arbeitsleistung und dem Glück; aus der Perspektive eines Kultivierenden jedoch hängen sie von Tugend und Karma ab. Wenn man sich auf seine eigenen Pflichten konzentriert, wird man das bekommen, was man haben sollte, und das, was einem nicht gehört, wird man nicht bekommen. Dazu dachte ich noch an die stressige Arbeitsumgebung mit langen Arbeitszeiten und machte mir Sorgen, ob ich Arbeit und Leben in Einklang bringen und Zeit für das Fa-Lernen und die Übungen sicherstellen könnte. Aber ich denke, dass es einen Grund gibt, warum das Drehbuch meines Kultivierungsweges so geschrieben und so angeordnet ist. In der Verwirrung und unter menschlichen Anschauungen ist es oft schwer zu erkennen, ob etwas gut oder schlecht ist, aber es ist das Ergebnis von Ursache und Karma, und die Gründe liegen in einem selbst.
Positiv betrachten: Alles ist das beste Arrangement
Wie schon erwähnt, musste ich auch zur selben Zeit meine Abschlussarbeit abgeben. Da ich gerade meine Arbeitsstelle verloren hatte und nach einer anderen Arbeitsstelle suchte, wurde die Abschlussarbeit immer wieder verschoben und es kam zu ständigen Verzögerungen und Ablenkungen. Nach mehr als der Hälfte der Zeit war der theoretische Teil noch nicht fertig. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Arbeit gefunden, und ich fühlte, dass es schwierig sein würde, die Arbeit innerhalb der vorgegebenen Frist fertigzustellen, also bat ich meine Betreuerin um Hilfe. Die Betreuerin ermutigte mich, nicht aufzugeben, und empfahl mir, in der verbleibenden Zeit jeden Tag fleißig daran weiterzuarbeiten. Da die E-Mail-Adresse, die ich für die Kommunikation verwendet hatte, nicht mehr gültig sein würde, informierte ich sie auch über die Entlassung. Die Professorin lächelte nur und sagte: „Das könnte auch eine Chance sein!“
Als ich diese positive und optimistische Reaktion hörte, war ich einen Moment lang sprachlos, fühlte mich aber sofort ermutigt. Vielleicht wollte der Meister mich daran erinnern, dass ich auch in solchen Situationen positiv denken sollte. Danach änderte ich meine vorherige Nachlässigkeit und begann, jeden Tag früh aufzustehen, um an meiner Arbeit zu schreiben, und so baute ich allmählich meinen eigenen Rhythmus auf. Manchmal, wenn es heiß und unangenehm war und die meisten Leute Urlaub hatten, zwang ich mich trotzdem, am Computer zu sitzen und auch nur zwei oder drei Zeilen zu schreiben. Schließlich reichte ich die Arbeit nach zwei Monaten fristgerecht ein. Das Thema meiner Arbeit geht darum, sich selber zu überwinden. Am Ende habe ich erkannt, dass die Zeit, die ich mit dem Schreiben meiner Abschlussarbeit verbracht hatte, auch ihren Sinn hatte. Durch diese Erfahrung erkannte ich, wie eigene Gedanken und Verhaltensweisen entstehen, und um aus den gewohnten Verhaltensmustern auszubrechen, muss man sich selbst überwinden. Aus der Perspektive der Kultivierung bedeutet dies, nach innen zu schauen und nach den Anhaftungen tiefgründig zu graben und sie zu beseitigen.
Das Verhalten eines Menschen wird durch seine Motivationen und Vorlieben bestimmt. Wenn man sich dieser Motivationen bewusst wird, kann man sein Verhalten steuern. Ebenso sind Motivationen oft Ausdruck von Anhaftungen; der Wunsch nach Beförderung ist eine Anhaftung an Ruhm und Reichtum; der Wunsch, seine Fähigkeiten und Kompetenzen zu zeigen, ist der Wunsch, sich selbst zu präsentieren. Diese Erfahrung beim Schreiben erinnerte mich daran, auf jeden Gedanken und jede Absicht zu achten und nach innen zu schauen, um die tief verwurzelten Anhaftungen und gebildeten Anschauungen zu finden, damit ich mich wahrlich kultivieren kann. Auf den ersten Blick schien es eine schlechte Sache zu sein. Wenn man nicht erkennt, dass sie dazu dient, bei der Kultivierung voranzukommen, ist es leicht, negative Gedanken zu entwickeln und von der äußeren Erscheinung abgelenkt zu werden. Sobald negative Gedanken auftauchen, wird es noch schwieriger, die Gedanken zu beruhigen, und man lässt sich mitreißen. Wie kann man also verhindern, dass man mitgerissen wird? Nach meinem aktuellen Verständnis ist es wichtig, nicht nur die eigenen Anhaftungen zu erkennen, sondern dass auch die im Laufe der Zeit gebildeten Ansichten und Gesinnungen einen großen Einfluss haben. Die Meinung von „guten“ und „schlechten“ Dingen ist in der Tat eine Sichtweise, die durch menschliche Anschauungen eingeschränkt ist.
Der Meister erklärt:
„Wenn jemand sagt, dass du gut bist, bist du nicht unbedingt wirklich gut; wenn jemand sagt, dass du schlecht bist, bist du nicht unbedingt wirklich schlecht, denn die Maßstäbe zur Bewertung von Gut und Schlecht sind verzerrt.“ (Zhuan Falun, 2019, S.207)
Daher stammen die Gedanken, die bei Ereignissen entstehen, oft aus diesen Gesinnungen und nicht aus der eigenen Natur. Warum also an den oberflächlichen Anschauungen von Gut und Böse festhalten?
Rückblickend auf dieses ereignisreiche Jahr, obwohl es Höhen und Tiefen gab, habe ich es dennoch geschafft, weiterzukommen. Nichts geschieht zufällig; alles hat einen Kultivierungsfaktor, und Schwierigkeiten sind oft Gelegenheiten zur Erhöhung der Xinxing. Wenn man sich in jeder Situation kultivieren kann, hat alles seinen Grund, und man sollte alles als eine gute Sache betrachten – alles ist das beste Arrangement des Meisters.
Ich danke dem verehrten Meister für sein barmherziges Arrangement.
Ich danke allen Mitpraktizierenden für ihre Geduld und Hinweise auf meinem Weg.
(Der Bericht wurde auf der Deutschschweizer Falun-Dafa-Konferenz 2024 vorgetragen.)