Das japanische Fest der Tugenden für die Buben

Das Knabenfest (Tango no Sekku) läutet nach dem alten Mondkalender die Sommersaison und die Regenzeit in Japan ein. Mit der Einführung des gregorianischen Kalenders verschob sich das Datum auf den 5. Mai. Im Jahr 1948 entschied die japanische Regierung, den international durchgeführten Kindertag am selben Datum stattfinden zu lassen wie das Fest der Buben. Der Grund dafür ist, dass danach einige Feiertage folgen, die es den Menschen in Japan ermöglichen die Schönheit der Natur zu geniessen und sich zu erholen.

Ein Foto von 1957 das einen kleinen Jungen zeigt am Tango no Sekku. Bildquelle: Wikipedia

Sekku – Feste in Japan

Japan übernahm während der vielen Jahre der Geschichtsschreibung einiges aus der chinesischen Kultur. Zum Beispiel die Schriftzeichen, den Buddhismus oder den nach konfuzianischem Modell geführte Beamtenstaat. Wie die Chinesen lebten die Menschen im alten Japan nach dem Mondkalender und in starker Anbindung an die Natur. Die fünf traditionellen Feiertage Japans, das Neujahr, Mädchen-, Knaben-, Sternen- und das Chrysanthemenfest, kamen ursprünglich aus China. Sie entwickelten über die Jahrhunderte innerhalb der japanischen Kultur eine eigenständige Ausprägung. Ein Sekku ist ein Fest, das traditionell verstanden den Wechsel von der einen Jahreszeit in die nächste feiert.

Das Bubenfest Tango no Sekku

In China findet am 5. Tag des 5. Mondmonats das Drachenbootfest statt. Über die Anfänge dieses Feiertages ist wenig bekannt. Wahrscheinlich war dieser Tag der rituellen Reinigung gewidmet. Beifuss und Kalmus wurden an den Häusern aufgehängt, um Insekten und böse Geister zu vertreiben.

In Japan ist dies der Feiertag für die Buben. In den Wohnzimmern werden die Puppen tapferer Krieger aufgestellt, deren Geschichten in den Volksmärchen bis heute überliefert sind. Manche stellen nur die Kriegsausrüstung der Samurai mit ihren Helmen und Uniformen aus. Der Shōgun Minamoto Yoritomo begründete einst das Shōgunat, eine Vorherrschaft des Militäradels. 1868 würde das letzte Jahr des Shōgunats werden. Der letzte regierende Tokugawa-Shōgun verlor durch eine schlechte Entscheidung den Rückhalt und damit seine Macht. Nach verlorener Schlacht musste er sein Mandat an den damals 15 jährigen Kaiser Meiji zurück geben und dieser schaffte das Shōgunat daraufhin ab.

Das aus China überlieferte Reinigungsritual wird in Form eines heissen Bades mit Zusätzen von Kalmus begangen. Das Kalmus-Bad mit seinem würzig-zitronigen Duft soll die Buben vor Krankheiten und Unglück schützen. Der Acorus calamus wächst in Nachbarschaft mit der wilden Iris (Iris versicolor) und der gelben Wasseriris (Iris pseudacorus) wodurch sich erklärt, dass der Kalmus dort „Japanische Iris“ beziehungsweise „Shobu“genannt wird. Die schwertförmigen Blätter der Pflanze wecken wortspielerische Assoziationen. Ähnlich wie „Shobu“ klingt auch das Wort „budo“ für Kampfkunst und „buyu“ für militärisches Können.

Eine Zusammenfassung des Festes für die Buben, Englisch, Dauer: 6 Minuten, Quelle:YouTube

Koinoboris im Wind – Erst schwarz-weiss, dann bunt

Die anmutigen Koinobori-Fahnen gibt es seit der Edo-Ära (1603-1868). Die Tradition begann in den wohlhabenderen Samurai-Familien, die Wimpel mit Karpfen bemalten und sie in den Wind hängten. Vorbild dafür war eine bekannte Legende aus China. Diese besagt, dass ein Karpfen, der die schwer zu überwindenden Stromschnellen beim Drachentor überspringen kann, sich für diese Leistung in einen Drachen verwandeln darf. Übersetzt heisst das: Nur stetiges und fleissiges Lernen führt zu einer hohen gesellschaftlichen Position. Dies und weiteres mehr wünschten sich die Eltern für ihre Söhne, die dereinst die Verantwortung übernehmen und die Traditionen fortsetzen würden.

Die mit Karpfen bemalten Wimpel entwickelten sich zu karpfenförmigen Fahnen. In modernen Zeiten werden die Koinobori grösstenteils maschinell gefertigt und tragen alle Farben. Sie werden nicht länger nur vertikal an einem Mast angebracht, sondern auch horizontal an mehreren Drahtseilen angebunden. Das sieht bei Festivals oder über Flussläufen besonders schön aus.

Kurze Animation der Geschichte vom Karpfen, der sich in einen Drachen verwandelt. Dauer: 2 Minuten Quelle: YouTube

Quellen: Kulturen Ostasiens China – Korea -Japan; Herausgegeben vom Museum für Völkerkunde Wien als Begleitpublikation zur Neuaufstellung der Ostasiensammlung die 1987 mit den Sälen Japan und Korea begann und 1988 mit dem China-Saal abgeschlossen wurde. Seiten 92 bis 97 und 110 bis 112.
Allgemeine Recherche im Internet:
Über die Koinobori-Fahnen: https://koinobori-japan.jp/koinobori.html
Über das Festival:http://www.merit5.co.jp/gyosei/shinagawa/1505/1505_01.html
Über den Kalmus:http://monicawilde.com/edible-sweet-flag-acorus-calamus-singers-root/

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