Das japanische Fest der Tugenden für die Mädchen

Beim Mädchenfest kommen zwei Dinge zusammen: zum einen der Frühjahrsbeginn, der mit dem Pfirsichblütenfest Momo no Sekku gefeiert wird, und zum andern das Puppenfestival Hina-Matsuri, welches ursprünglich ein chinesisches Reinigungsritual war.

Eine traditionelle Puppenausstellung zum Mädchenfest Hina-Matsuri Bildquelle: Wikipedia, Lizenzfrei (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hina_matsuri_2014_-_DSC09681.JPG)

Sekku – Feste in Japan

Japan übernahm während der vielen Jahre der Geschichtsschreibung einiges aus der chinesischen Kultur. Zum Beispiel die Schriftzeichen, den Buddhismus oder den nach konfuzianischem Modell geführte Beamtenstaat. Wie die Chinesen lebten die Menschen im alten Japan nach dem Mondkalender und in starker Anbindung an die Natur. Die fünf traditionellen Feiertage Japans, das Neujahr, Mädchen-, Knaben-, Sternen- und das Chrysanthemenfest, kamen ursprünglich aus China. Sie entwickelten über die Jahrhunderte innerhalb der japanischen Kultur eine eigenständige Ausprägung. Ein Sekku ist ein Fest, das traditionell verstanden den Wechsel von der einen Jahreszeit in die nächste feiert.

Das Mädchenfest – damals

Das Mädchenfest war in seinen Ursprüngen ein Reinigungsritual, welches sich in China zum heutigen Ching Ming Festival entwickelte. In Japan verband sich in der Heian-Epoche (794-1185) das rituelle Reinigen mit den damals aus Stroh, Papier oder Tuch hergestellten Puppen der Mädchen. Anstatt, dass eine Person für die Reinigung ins Wasser ging, wurde mit den Puppen über den Körper gestrichen, um das ganze Unglück und Leid auf die Puppe zu übertragen. Dann wurden diese auf Boote geladen und der Strömung des Wassers übergeben.

Es heisst, dass ab dem 11. Jahrhundert der Brauch Volksgut wurde und ab diesem Zeitpunkt die Händler daran interessiert waren, die Puppen zu verkaufen. Zeitgleich entwickelte sich die Handwerkskunst des Puppenherstellens. Irgendwann waren die Puppen von so hoher Qualität, dass sie sich nicht mehr für das Wasserritual eigneten, sondern im Wohnzimmer aufgestellt werden wollten.

Video über die handwerkliche Herstellung der Hina-Puppen mit englischen Untertiteln, Dauer: 14 Minuten, Quelle: YouTube

Das Mädchenfest – heute

Die heutige Form des Mädchenfestes und deren Puppen entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert. Die schönen und inzwischen teuren Puppen werden jeweils ab Mitte Februar auf stufenförmigen und mit rotem Tuch bedeckten Altären aufgestellt. Ganz Oben auf dem Treppchen sitzen Kaiser und Kaiserin, gefolgt von Hofdamen, Musikern, Generälen, Pfirsichblütenzweige, Opferspeisen und kunstfertige Accessoires wie Möbel, Haushaltsgegenstände oder Schwerte im Miniformat. Das Berühren der Puppen bringt nach wie vor Glück.

Der Schrein gibt die Wünsche der Eltern für ihre Töchter wieder: Eine gute Ausbildung, eine harmonische Ehe (Symbolisiert durch das Kaiser-Ehepaar), Gesundheit und Glück. Die teuren Puppen sind Erbstücke und gehen von der Mutter auf die Tochter über. Das Reinigungsritual von früher wird nach wie vor mit regionalen Unterschieden durchgeführt.

In der Stadt Katsuura gibt es eine besondere Attraktion: Im dortigen Tomisaki Tempel wird eine ganze Sammlung von 1.300 Puppen auf über 60 Stufen aufgestellt. Freiwillige Helfer verräumen die Puppen während der Nacht und stellen sie anderntags wieder auf. Am morgen des 4. März müssen alle Puppen versorgt sein – das bringe sonst Unglück heisst es.

Video zum Puppenfest (Englisch), Dauer: 6 Minuten, Quelle: YouTube

Quellen: Kulturen Ostasiens China – Korea -Japan; Herausgegeben vom Museum für Völkerkunde Wien als Begleitpublikation zur Neuaufstellung der Ostasiensammlung die 1987 mit den Sälen Japan und Korea begann und 1988 mit dem China-Saal abgeschlossen wurde. Seiten 92 bis 97 und 110 bis 112.
Recherche im Internet:
Blog www.mamalisa.com/blog/hina-matsuri
Für einen detailreichen Blick in die Japanische Geschichte empfehle ich das Reclam Sachbuch Herausgegeben von Josef Kreiner „Geschichte Japans“.

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