Der Humor eines Daoisten

Ein Mönch erlaubt sich einen Scherz mit einem Obstbauern.

Viele der umherwandernden Daoisten vergangener Zeiten hatten übernatürliche Kräfte. Eine der bekannten Fähigkeiten war es, einen Gegenstand in einen anderen verwandeln zu können. Manchmal erlaubten sie es sich, damit Scherze zu treiben.

So gab es in einem Dorf einen Obstbauern, der seine Früchte zu den höchsten Preisen verkaufte. Eines Tages ging der Mönch als Bettler verkleidet zu dessen Verkaufsstand und bat ihn um eine Birne. Dieser reagierte erbost und versuchte den armen Schlucker zu verscheuchen. Doch der verkleidete Daoist dachte nicht daran, zu gehen.

Als der Bauer zu fluchen anfing, sagte der Mönch zu ihm: „Du hast hunderte von Birnen und ich bitte dich nur um eine Einzige. Du wirst davon nicht arm, warum verlierst du darüber deine Fassung?“

Viele Leute beobachteten die Szene. Ein Mann versuchte den Bauern davon zu überzeugen, dem Bettler wenigstens eine der schlechteren, angefaulten Birnen zu schenken, doch dieser wollte davon nichts hören. Schließlich kam ein Verkäufer eines anderen Standes herüber, kaufte eine Birne und schenkte sie dem als Bettler verkleideten Mönch.

Dieser bedankte sich bei den Leuten und dem Verkäufer und sagte: „Wir Mönche sind nicht geizig. Ich habe eine gute Birne und ich möchte sie mit euch allen teilen.“ Daraufhin antwortete jemand: „Du hast doch nur eine Birne, warum isst du sie nicht einfach?“

Daraufhin aß der Daoist die Birne tatsächlich und ließ sich eine Schaufel geben. Er vergrub die Kerne in der Erde und bat um etwas Wasser. Als er dieses ausgoss, entsprang dem Boden ein Sprössling, der zum Erstaunen der Leute zu einem Baum heranwuchs, erblühte und dann Früchte hervorbrachte. Auch der geizige Bauer beobachtete es mit großen Augen und vergaß darüber, auf seinen Verkaufsstand zu achten.

Der Mönch pflückte die Birnen und verteilte sie unter den Leuten. Auch der Bauer bekam eine. Dann verließ er den Ort. Als der Obstbauer zu seinem Verkaufsstand zurückkam, sah er mit Schrecken, dass alle Körbe leer waren. Und dann durchzuckte es ihn und er erkannte mit einem Mal: Die Birnen an dem Baum, den der Daoist hatte wachsen lassen, und so großzügig verschenkt hatte, waren die seinigen gewesen.

Quelle: Trasured Tales of China Vol. 2, Seite 99

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