Der mysteriöse Tod eines Praktizierenden sorgt noch immer für Rätsel

Bereits 19 Jahre sind seit dem tragischen Tod eines Falun-Dafa-Praktizierenden [1] vergangen. Er war am 27. Juni 2002 im Arbeitslager gestorben – weniger als ein Jahr nach seiner Verhaftung wegen seines Glaubens. Zweieinhalb Jahre sollte der Mann eigentlich in Haft verbringen. Was dem Gefangenen in seinen letzten Tagen wiederfahren ist, weiß seine Familie noch immer nicht.

Vor zwei Jahren stieß ein Freund der Familie auf einen Obduktionsbericht. Dabei stellte er fest, dass Herr Ye Fenglin aus der Stadt Bijie in der Provinz Guizhou an einer Zwangsernährung gestorben war. Das Arbeitslager hingegen hatte geäußert, dass als Todesursache Tuberkulose und Atemstillstand festgestellt worden sei.

Mysteriöser Tod

Herrn Yes Familie erhielt am 27. Juni 2002 gegen 22:00 Uhr Besuch vom Leiter des Arbeitslagers, Ge Junlan. Gemeinsam mit Lu Yongliang von der Polizeiwache Sanqiao bat er darum, dass die Angehörigen mit zum Zwangsarbeitslager Zhongba kommen.

Als Herrn Yes Frau fragte, was passiert sei, antworteten die Beamten nur: „Sie werden es erfahren, wenn Sie dort sind.“ Vor Ort teilte man ihnen mit, dass Herr Ye um sieben Uhr morgens an einer plötzlichen Krankheit verstorben sei.

Anschließend wurde Herrn Yes Familie zum Bestattungsinstitut Qingshanyuan gebracht. Die Mitarbeiter hatten den Verstorbenen bereits mit Kosmetikprodukten behandelt und angezogen. Ob Herr Ye irgendwelche Verletzungen am Körper hatte, konnten seine Angehörigen nicht erkennen. An der Wand hing ein Schild mit der Aufschrift: „anonymer Leichnam“.

Das Arbeitslager war zunächst gegen eine Obduktion des Leichnams. Die Beharrlichkeit der Familie stimmte die Leitung schließlich um.

Am Nachmittag des 29. Juni wurde die Obduktion in der Leichenhalle durchgeführt von den Gerichtsmedizinern Wang Jie, Wang Lei und Huang Yingkang von der Abteilung für Gerichtsmedizin an der Medizinischen Hochschule Guiyang sowie Zhang Qinghua und Chen Xiang von der Gerichtsmedizin des Amtes für öffentliche Sicherheit.

Dabei wurde festgestellt, dass Herr Ye eine Rippe gebrochen hatte. Am Bauch in der Nähe der Leber hatte er einen großflächigen Bluterguss. Die Eingeweide waren sehr sauber. Darin befanden sich keinerlei Essensreste.

Während der Obduktion waren weder die Leiter des Arbeitslagers noch Ärzte anwesend, sodass auch keine Fragen beantwortet werden konnten. Lediglich zwei junge Ärzte und ein paar Wärter wurden in die Leichenhalle geschickt. Von Herrn Yes Fall wussten sie jedoch nichts. Auf die Frage der Angehörigen, wie es zu der gebrochenen Rippe und dem Bluterguss gekommen sei, verwiesen die Beamten auf die im Krankenhaus durchgeführte Wiederbelebung.

Herrn Yes Familie verlangte, die Kleidung zu sehen, die der Praktizierende vor seinem Tod getragen hatte. Ein Wärter äußerte, dass man diese weggeworfen habe. Aus reiner Mitmenschlichkeit habe man ihm neue Kleidung angezogen und Kosmetika aufgetragen.

Ihren endgültigen Obduktionsbericht legten die Gerichtsmediziner zehn Tage später am 9. Juli vor. Sie kamen zu dem Schluss, dass Herr Ye an akuter hämatogener disseminierter Tuberkulose verstorben war. Diese habe eine systematische Vergiftung des Körpers und Atemstillstand verursacht.

Da Herrn Yes Familie über keinerlei medizinische Kenntnisse verfügte, konnte sie den Bericht nicht sorgfältig auswerten. Sie glaubten, dass Herr Ye zu Tode geprügelt wurde und die Behörden die Tuberkulose erfunden hätte, um dies zu vertuschen.

Obduktionsbericht deckt auf

Um das Jahr 2019 bekam ein befreundeter Arzt der Familie die Gelegenheit, den Obduktionsbericht zu lesen. Er war schockiert, als er las, dass die „Hauptbronchien mit Flüssigkeit und Nahrungsresten gefüllt“ waren. Nachdem er den Fall mit ein paar anderen Medizinern besprochen hatte, stellte der Arzt fest, dass Herr Ye an Zwangsernährung gestorben war.

Im Bericht hieß es weiter, dass sich „eine große Menge des Mageninhalts im Kehlkopf, am Kehldeckel und der Speiseröhre angesammelt hat“ und „die Nahrung im Magen halb verdaut war und normal aussah“.

Herrn Yes Freund sagte, dass die vorstehenden Worte aus dem Bericht darauf hindeuten, dass die Speiserückstände, die an Hauptbronchien, Kehlkopf, Kehldeckel, Speiseröhre und Magen entdeckt wurden, dieselben waren. Unter normalen Umständen sei es einfach unmöglich, dass Nahrung im Kehlkopf, Kehldeckel und der Speiseröhre verbleibe, da sie die Atemwege schnell verschließen würden. Der Umstand, dass sogar die Hauptbronchien mit Nahrung angefüllt waren, bedeute, dass das gesamte Atmungssystem vollkommen blockiert gewesen sei.

In Herrn Yes Krankenakte, die dem Mediziner vom Arbeitslager zur Verfügung gestellt wurde, fand er einen weiteren Hinweis. Dort hieß es, dass sich der Praktizierende am 24. Juni 2002 geweigerte hatte, Medikamente einzunehmen. Der Freund vermutete, dass die Wärter die Medikamente unter das Essen gemischt und versucht haben könnten, Herrn Ye zwangszuernähren. Die Essensreste in Kehlkopf, Kehldeckel und Speiseröhre könnten damit erklärt werden, dass der Praktizierende möglicherweise das Essen nicht hinunterschlucken wollte. Es sei auch denkbar, dass die Wärter die Ernährungssonde in die Bronchien eingeführt hatten, die sich neben der Speiseröhre befanden. Auf diese Weise hätten sich die Bronchien mit Nahrung füllen können.

Aus der Krankenakte war ersichtlich, dass Herr Ye gegen 6:30 Uhr morgens – eine Stunde vor seinem Tod – unter starken Schweißausbrüchen und Kurzatmigkeit gelitten hat. Seine Lippen seien blau angelaufen und das Gesicht blass. All diese Symptome wiesen auf einen Sauerstoffmangel hin. Mit anderen Worten: Der Praktizierende konnte nicht mehr atmen.

Hingegen wurde in der Krankenakte mit keinem Wort erwähnt, dass eine Tuberkulose diagnostiziert wurde. Dennoch gaben die Gerichtsmediziner an, dass Herr Ye daran gestorben sei. Nach Auskunft des befreundeten Arztes könnten die Behörden damit versucht haben, die wahre Todesursache zu verschleiern.

Bezüglich der gebrochenen Rippe gab der Gerichtsmediziner bei der Obduktion an, dass diese Verletzung nach dem Tod zugefügt wurde. Auch Herrn Yes Freund hat diese Vermutung. So könnten die Behörden die Misshandlungen in der Haft vertuscht haben.

Zudem wies der Freund darauf hin, dass von einem Bluterguss am Bauch nichts im Obduktionsbericht stand. Es habe auch keine entsprechenden Fotos gegeben, obwohl während der Untersuchung Herrn Yes Körper fotografiert worden war.

Rückblick auf Herrn Yes Verfolgung

Herr Ye wurde 1958 geboren. Im Jahr 1977 machte er seinen Abschluss an der Bijie Normal School. Er arbeitete als Grundschullehrer und Schulleiter, bevor er in einer Militärbehörde anfing. Früher hatte Herr Ye viele gesundheitliche Beschwerden, besonders litt er an Schmerzen in den Füßen. Er rauchte, trank und spielte gelegentlich.

Auf den Rat seiner Frau fing Herr Ye 1995 damit an, Falun Dafa zu praktizieren. Er fühlte sich von den Prinzipien des Dafa – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – angezogen und praktizierte aktiv. Er gab all seine schlechten Gewohnheiten auf. Unter den Anwohnern warb er für die Praktik in der Hoffnung, dass noch mehr Menschen davon profitieren könnten.

Wegen seines guten Ansehens unter den Praktizierenden wurde Herr Ye nach Beginn der Verfolgung zur Zielscheibe der Behörden. Polizisten durchsuchten seine Wohnung und nahmen ihn fest. Als er seinen Glauben an Falun Dafa nicht aufgeben wollte, wurde er eine Zeit lang in einem Zwangsarbeitslager festgehalten.

Kurz nach der Freilassung wurde Herr Ye im Oktober 2000 erneut an seinem Arbeitsplatz verhaftet. Die Beamten hielten ihn sechs Monate lang in einem Untersuchungsgefängnis fest. Häufig verhörten sie den Praktizierenden und forderten ihn auf, seinen Glauben abzulegen. Die Wärter verprügelten Herrn Ye auch ständig, weil er die Übungen praktizierte.

Am 17. April 2001 wurde Herr Ye zu zweieinhalb Jahren im Zwangsarbeitslager Zhongba verurteilt. Wegen seines standhaften Glaubens unterzogen ihn die Beamten einer Gehirnwäsche und folterten ihn. Trotz seiner Verletzungen musste er auf Befehl der Wärter anstrengende unbezahlte Arbeit verrichten.

Als Yes Frau mit dem Sohn ihn im Januar 2002 besuchten, war sein körperlicher Zustand noch relativ gut. Der Praktizierende ermutigte seinen Sohn, fleißig zu lernen und bei der Aufnahmeprüfung für die Oberstufe gut abzuschneiden. Der Sohn versprach, seinen Vater nach der Prüfung wieder zu besuchen. Niemand ahnte damals, dass dies das letzte Treffen sein würde.

Am 18. Juni 2002 bekam Herr Ye Fieber. Am nächsten Tag stieg seine Körpertemperatur auf 41 Grad Celsius. Während des Routinegesprächs beim Abendessen beschimpfte der Wärter Li Jiming den Praktizierenden, weil er sein hohes Fieber nicht früher gemeldet hatte. Man beabsichtigte jedoch nicht, ihn ins Krankenhaus zu verlegen. Stattdessen besorgten die Wärter fiebersenkende Mittel – mehr nicht. Herr Ye pausierte von der Zwangsarbeit und praktizierte in der Zelle die Falun-Dafa-Übungen. Er wurde von anderen Praktizierenden umsorgt. Zwei Tage später ließ das Fieber nach und Herr Ye musste nicht länger das Bett hüten.

Die Wärter brachten Herrn Ye am 23. Juni in das Krankenhaus des Arbeitslagers. Dem folgten die vorerwähnten Geschehnisse, die in der Krankenakte dokumentiert sind.

Später berichteten zwei Gefangene, die die Nachtschicht im Krankenhaus des Arbeitslagers übernommen hatten, gegenüber örtlichen Falun-Dafa-Praktizierenden von einer Begebenheit am Abend des 26. Juni. Einer der beiden Häftlinge war bis Mitternacht an diesem Tag im Dienst. Herr Ye hatte mit ihm bis 23:00 Uhr gesprochen, bevor er schlafen ging. Der andere Insasse, dessen Schicht um Mitternacht begann, berichtete, dass gegen 1:00 Uhr Ärzte herbeigeeilt seien, um Herrn Ye wiederzubeleben. Sechs Stunden später verstarb der Praktizierende.

Nachdem Falun-Dafa-Praktizierende, die im Arbeitslager inhaftiert waren, im Juli von Herrn Yes Tod erfahren hatten, stellten sie sechs Forderungen an die Gefängnisleitung: 1. Sie sollten den Grund für die Vertuschung des Todes offenlegen. 2. Die Praktizierenden forderten detaillierte Informationen über Herrn Yes Tod. 3. Gegen den Wärter Li sollten Ermittlungen eingeleitet werden, weil er trotz des hohen Fiebers am 19. Juni für keine angemessene Behandlung gesorgt hatte. 4. Die Praktizierenden wollten eine Gedenkfeier abhalten. 5. Yes Familie sollte mitgeteilt werden, dass das Fieber gesunken war und Ye sich am 21. Juni (sechs Tage vor seinem Tod) erholt hatte. 6. Die Gefängnisleitung sollte aufhören, Ausreden für Herrn Yes Tod zu erfinden, und seinen Tod nicht für die Diffamierung von Falun Dafa benutzen. Die Behörden stimmten den Forderungen 2. und 6. zu, aber ein detaillierter Bericht über Herrn Yes Tod wurde niemals vorgelegt.

Für Herrn Yes Tod verantwortliche Beamte:

Xia Wanxiang, Leiter der Polizeistation Tuanjiexiang: +86-857-87340042

Zhao Qingyang und Nie Zongfa, politischer Direktoren der Polizeistation der Stadt Bijie: +86-857-8223041, +86-857-82213543

Yu Jiang, Liu Yirui und Ge Junlan, Wärter des Zwangsarbeitslagers

ZhongbaLi Jiming, Polizeibeamter

Quelle: Minghui

https://de.minghui.org/html/articles/2021/3/15/152282.html

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