Die Geschichte einer Pilgerreise

Während der Tang-Zeit trafen die ersten Missionare in China ein, um das Christentum zu verbreiten. Es gibt diese Religion also bereits seit dem 7. Jahrhundert im Land der Mitte, doch erst im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Gläubigen signifikant an. Heute sind, je nach Berechnung, zwischen 2 und 7 Prozent der Bevölkerung Christen.

An einem Wintermorgen lief eine Pilgergruppe rasch die Strasse hinunter. Sie hatten gehört, dass die Heilige Maria an einem bestimmten Ort entlang der Pilgerroute erscheinen würde. Keiner der Pilger wollte diese Gelegenheit verpassen. Einige wollten die Heilige Maria mit ihren eigenen Augen sehen. Andere wollten ihr ihren tief empfundenen Respekt erweisen.

Einer der Pilger, ein Mann mittleren Alters und Lehrer von Beruf, trug in sich die Sehnsucht die Heilige Maria sehen zu dürfen. Aber auf dem Weg zu besagtem Ort, entdeckte er eine alte Frau in heruntergekommener Kleidung, die auf der gegenüberliegenden Wegseite im Gras lag. Viele der Pilger hatten die arme Frau gar nicht gesehen. Andere legten im Vorübergehen Geld oder Lebensmittel neben der Frau ab, um ihr zu helfen. Es nahm sich angesichts der Angst die Erscheinung der Muttergottes zu verpassen, keiner die Zeit, sich wirklich um die alte Frau zu kümmern.

Die Heilige Maria am Wegesrand

Der Mann mittleren Alters hatte die Szene beobachtet und entschloss sich, der alten Frau zu helfen. Er half ihr beim Aufstehen und gab ihr seine warme Jacke zum anziehen. Dann trug er sie auf seinem Rücken zum nächstgelegenen Dorf, damit sie dort einen Arzt aufsuchen konnten. Der Weg war heikel, mit Wurzeln und Steinen belegt und der Mann musste aufpassen nicht zu stolpern. Während er die Frau auf dem Rücken trug vergass er, dass er eigentlich gekommen war, um die Erscheinung der Heiligen Maria zu schauen.

Als er nun das nächste Dorf erreicht hatte, fand er es eher still und verlassen vor. Die alte Frau sprach zu ihm: „Mein lieber Sohn, halte hier und lass mich herunter.“ Der Mann tat, um was ihn die Frau gebeten hatte. Als er sich umdrehte war die Frau in zerlumpten Kleidern verschwunden. Stattdessen stand er vor der Muttergottes, der anmutigen und barmherzigen Heiligen Maria. Er hatte den Mund offen und war sprachlos. Langsam verstand er, was ihm geschah.

Maria sagte zu ihm: „Die Hilfsbereitschaft eines wahren Pilgers kommt aus seinem tiefsten Herzen. Er wird nicht oberflächlich gute Taten vollbringen, sondern aus seinem tiefsten Glauben und Mitgefühl heraus barmherzig handeln. Gott hilft denen die wahre Jüngerschaft leben. Schlussendlich hatte nur der Lehrer das Privileg, der Heiligen Maria wirklich zu begegnen.

Hinweise: Christen in China, eine Übersicht bietet die Webseite opendoors.de
Video zur Arbeit des christlichen Anwalts Gao Zhisheng hier
Quelle: Frei übersetzt aus Treasured Tales of China Vol. 2, Classical Posts Publishing Mount Hope, New York 2019, Seite 139
Bild: Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay 

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