Kein Infotag wie jeder andere – Eine Kultivierungserfahrung aus Hamburg

Am Samstag, den 18. Januar 2020 bauten die Praktizierenden in Hamburgs belebter Fußgängerzone in der Innenstadt einen Infostand auf. Wegen des milden Winters in Norddeutschland sind die Praktizierenden hier auch im Dezember und Januar aktiv. Doch an diesem Samstag spielte sich alles ganz anders ab als sonst. Wie kam es dazu? Davon berichte ich der Reihe nach.

Ich wirke in einer Arbeitsgruppe mit, in der die Praktizierenden kontinuierlich die Politiker, die für unsere Regionen zuständig sind, über die Verfolgung von Falun Dafa und den Organraub in China informiert. Wir überlegten: wie können wir noch viel mehr Menschen erreichen? Auch wenn wir jede Woche in unserer Stadt einen Infostand veranstalten und ein paar Flyer verteilen, wie viele Menschen erfahren tatsächlich davon?

So beschlossen wir, die lokalen Medien zu kontaktieren. Sie haben eine hohe Auflage und werden in sämtlichen Stadtteilen kostenlos verteilt. Zumindest ein paar tausend Menschen lesen die Zeitungen. Praktizierende aus anderen Städten hatten es ausprobiert und gute Erfahrungen damit gemacht. Wenn die Medien über ein Thema berichten, das die Menschen berührt, dann werden auch die Politiker darauf aufmerksam und sind bereit, uns zu unterstützen. Diese allgemeine Erfahrung wollten wir nutzen.

Ich rief das lokale Wochenblatt an, das in meinem Haus kostenlos verteilt wird, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Die Redaktionsleiterin war offen für meine Anfrage, stand aber unter Zeitdruck. Sie bat mich, eine E-Mail mit meinem Anliegen zu schicken. Diese wolle sie an eine freie Journalistin weiterleiten, die mich kontaktieren würde. Es dauerte eine ganze Woche, bis der Kontakt zustande kam. Die Reporterin konnte mich nicht im Büro empfangen, weil sie freiberuflich ständig draußen unterwegs ist. Ich schlug ihr vor, am Samstag zu unserem Infostand zu kommen. Sie war einverstanden, weil sie uns dort interviewen und Fotos machen konnte.

Ein Termin mit der lokalen Zeitung bewirkt ein Wunder

Wegen des Pressetermins beriet ich mich mit einem Mitpraktizierenden aus der Arbeitsgruppe. An dem Tag würde er aus privaten Gründen leider nicht dabei sein können. Gemeinsam überlegten wir, wer der Reporterin ein Interview geben könnte und welche Praktizierenden für ein Foto zur Verfügung stehen würden. Daraufhin sprach ich die betreffenden Praktizierenden persönlich an: sie sagten zu und freuten sich darauf.

Als ich den Mitpraktizierenden in der lokalen Gruppe von dem bevorstehenden Pressetermin erzählte, freuten sie sich alle. Ich bat um ihre Unterstützung, damit der Termin gut klappen würde. Es wurde online eine Teilnehmerliste erstellt, in welche die Mitwirkenden sich eintrugen. Eine Praktizierende gab uns Tipps, wie wir die Übungen am Infostand gut präsentieren könnten, damit die Reporterin ein schönes Foto machen kann.

Die Verantwortlichen für den Aufbau des Infostandes gaben ihr Bestes. Der Stand wurde sorgfältig geplant und vorbereitet, ein Zeitplan für den Aufbau gemacht. Die Wettervorhersage war durchwachsen, wir mussten mit Wind und Regenschauern rechnen. Wir haben immer einen faltbaren Pavillon dabei, den wir bei Bedarf schnell aufstellen können.

Am Tag des Pressetermins war das Wetter zunächst trocken. Als ich erschien, war der Stand schon aufgebaut. Ich staunte: Alles war perfekt! Die Banner hingen straff und die Botschaften waren gut zu sehen. Der Infotisch war aufgeräumt und ordentlich. So professionell sah unser Infostand selten aus. Die Mitpraktizierenden, die ich angesprochen hatte, waren schon vor mir da. Mein erster Gedanke war: es liegt bestimmt daran, dass wir heute Besuch von der Zeitungsreporterin bekommen! Normalerweise nehme ich es nicht so genau, wann ich am Stand erscheine. Ich kam oft erst, wenn es mir passte und bemühte mich nicht um Pünktlichkeit. Aber an diesem Tag zeigten wir uns alle ausnahmslos von unserer besten Seite. Mehrere Praktizierende führten gemeinsam die Übungen vor, lückenlos während der ganzen fünf angemeldeten Stunden. Es klappte wesentlich besser als sonst. Inzwischen bewölkte sich der Himmel und es fing an zu nieseln. Schnell wurde der Pavillon aufgestellt, damit die Materialien auf dem Infotisch nicht nass wurden.

Auch die Kinder der Praktizierenden wirken bei der Übungsvorführung mit.

Die Reporterin wollte um 14 Uhr kommen. Als sie auch nach mehr als einer halben Stunde nicht erschien, rief ich sie an. Sie sei unterwegs und im Stau gestanden wegen einer Demonstration. Von dieser hatte ich nichts gewusst, aber in der Fußgängerzone erfuhr ich davon, als ich mit Passanten sprach. Sie waren Muslime und gerade auf dem Weg zur Demonstration in der Innenstadt, in der Nähe unseres Infostandes. Ein Mann sagte zu mir: „Wir gehen jetzt zur Demo. Es ist auch gegen China.“ Ich berichtete dies einem Mitpraktizierenden. Er ging dorthin und kam mit zwei Flugblättern zurück. Der Protest richtete sich gegen die Unterdrückung der Uiguren durch die chinesische Regierung in Konzentrationslagern in der Provinz Xinjiang. Weil die Menschen dort wegen ihres Glaubens verfolgt werden, ähnlich wie Falun Dafa, konnten die betreffenden Passanten meine Informationen sofort begreifen, wenn ich nur wenige Sätze dazu sagte.

Als die Reporterin bei unserem Infostand ankam, ging alles sehr zügig. Ich war zuvor noch in das gegenüberliegende Kaufhaus zur Toilette geeilt. Als ich zum Stand zurückkehrte, interviewte sie bereits die Mitpraktizierende und machte sich handschriftlich Notizen. Nach knapp zehn Minuten war das Interview fertig; sie fotografierte uns, den Infostand und die Praktizierenden bei der Übungsvorführung. Ich bedankte mich bei der Reporterin, gab ihr einen Flyer mit und eine selbstgebastelte Lotusblume mit Falun Dafa-Anhänger. Sie freute sich über die kleine Aufmerksamkeit. Nachdem wir noch Informationen zum Erscheinen des Berichts ausgetauscht hatten, eilte die Pressefrau zu ihrem nächsten Termin.

Kaum war die Reporterin fort, schauten zwei Polizisten vorbei. Sie beanstandeten, dass wir einen Pavillon aufgestellt hatten. Dieser sei nicht genehmigt. Wir hätten gern darauf verzichtet, aber während des Presseinterviews bot er Schutz gegen den Nieselregen. Die Verantwortlichen für den Stand blieben ruhig und sagten der Polizei, dass wir den Pavillon unverzüglich abbauen würden. Das taten wir auch. Währenddessen klärte sich der Himmel wieder auf und es regnete nicht mehr. Ich verstand: wenn wir den Menschen, wie diesen Polizisten gegenüber Nachsicht üben können, unterstützen uns die Gottheiten.

Ich fühlte mich erleichtert. Überhaupt strahlten alle Mitwirkenden vor Freude, sie wirkten fröhlich und gelassen. Auch ich hatte ein Lächeln auf den Lippen, das von den Passanten erwidert wurde. Unsere Barmherzigkeit übertrug sich auf das Publikum, empfand ich. Die Menschen, die in der Fußgängerzone vorüberströmten, waren an diesem Tag besonders offen für unsere Informationen über Falun Dafa und den Organraub in China. Mehr Menschen als sonst nahmen von uns einen Flyer an. Viele unterschrieben die ausliegende Petition zur Beendigung der Verfolgung und des Organraubes. Ich hatte mehrere gute Gespräche mit Passanten. Eine Gruppe junger muslimischer Männer fragte mich nach einer beliebten Imbisskette. Ich schickte sie zum naheliegenden Hauptbahnhof. Sie nahmen einen Flyer an, als ich ihnen kurz erklärte, worum es geht. Einer der Männer bemerkte: „Sie sehen wunderschön aus.“ Ich dankte ihm lächelnd für das Lob und es war mir auch ohne dem eine Freude, ihnen weiterzuhelfen.

Viele Menschen werden aufmerksam auf die Verbrechen der chinesischen Regierung.

Eine ältere Dame war erschrocken über die Organraub-Szene an unserem Infostand. Ich erklärte ihr den Hintergrund. Sie wollte zuerst gar keinen Flyer annehmen, so entsetzt war sie. Aber als ich auf ihre Fragen geduldig einging, wollte sie immer mehr erfahren. Ich sagte ihr, dass die Krisen auf der Welt, wie Kriege und auch die sogenannte „Klimakrise“, auf die Verschlechterung der Moral der Menschen zurückgehen. Sie sagte: „Ja, das finde ich auch! Zuerst sollten wir wieder an Gott glauben. Dann können solche schlimmen Zustände gar nicht mehr vorkommen!“ Darin waren wir einer Meinung. Sie war berührt, nahm mir prompt den Flyer aus der Hand, drückte mir dankbar die Hand und ging weiter. Kurz darauf kehrte die Dame wieder an den Infostand zurück und hörte zu, als ich mit einer Jugendlichen sprach, welche die Petition unterschreiben wollte, aber noch zögerte, weil sie erst 16 ist. Das junge Mädchen unterschrieb dann doch und die ältere Dame bedankte sich nochmal herzlich für alle Informationen.

Eine Passantin unterzeichnet die Petition gegen die Verfolgung und den Organraub in China.

Meine Erkenntnis: Die innere Haltung zum Infostand zeigt sich im Äußeren

Was haben meine Erlebnisse beim Infotag mit mir zu tun? Durch den lokalen Pressetermin wurde mir klar, dass ich Falun Dafa in der Öffentlichkeit präsentiere. Mein Wunsch ist es, möglichst viele Menschen über die Verfolgung zu informieren, damit sie sich gut positionieren können. Oft ist mir das gar nicht bewusst. Der Pressetermin hat mich daran erinnert, dass ich meine Kultivierung ernster nehmen sollte. So nahm ich mich zusammen, um meine Sache besser zu machen und mit den anderen zu kooperieren. Es gelang, weil ich mir von Herzen Mühe gab.

Warum nahm ich den Infotag oftmals nicht so ernst? Weshalb schaute ich häufig auf die Uhr: wie lange muss ich noch durchhalten, wann können wir endlich abbauen? Oft stellte ich mir vor, was ich mir abends nach der Heimkehr zum Essen zubereiten wollte. Dann waren meine Gedanken wirklich nicht aufrichtig! Warum kooperierte ich mit den Praktizierenden nicht immer so gut wie an diesem Tag? Es zeigt mir meine Anhaftungen an Bequemlichkeit, den Egoismus und Eigennutz auf.

Dieser Infotag hat mir den Unterschied gezeigt zwischen dem Zustand, wie er häufig bei mir war, und dem Zustand, wie er bei einer Dafa-Kultivierenden sein sollte. Der Unterschied liegt in meiner inneren Einstellung zum Infotag und an der Stärke meiner aufrichtigen Gedanken. Ich bin dem Meister und den Mitpraktizierenden sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte.

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