Maler Zhao Mengfu: Verwurzelt in der Tradition, unstete Zeiten als Chance

Als die Mongolen aus dem Norden die südliche Song-Dynastie zu Fall bringen, brechen unsichere Zeiten an. Wie soll damit umgegangen werden? Ist es besser das Neue anzunehmen oder sich zurückzuziehen?

Nanu, bläst da etwa ein neuer Wind durchs Land? Pferd und Mann von Zhao Mengfu (1254-1332), National Palace Museum Taiwan

„Soll ich meine Dienste den neuen Herrschern anbieten oder ziehe ich mich aus Loyalität gegenüber der vorherigen Dynastie in die Wälder zurück?“ Solche und ähnliche Fragen stellten sich die Beamten, als sie sich mit der neuen und kulturell fremden Herrschaft konfrontiert sahen.

Sollten sie ihre Dienste der sich etablierenden Yuan-Dynastie (1271–1368) zur Verfügung stellen, so könnte man sie als Wendehälse beschimpfen. Ihre Stellung am Hofe hätte – gesellschaftlich gesehen – auch nicht den gleichen Wert wie zuvor. Ansonsten bliebe nur noch, sich mit seiner Familie zurückzuziehen und auf eigene Faust durchzukommen.

Der Kalligraf und Maler Zhao Mengfu hatte da keine Gewissensbisse, obwohl er ein Enkel der 11. Generation des Song-Kaisers Taizu war. Als Kublai Khan ihm einen nicht sehr ruhmreichen Posten im Kriegsministerium anbot, sagte er zu.

Zhao Mengfu “Sheep and Goat” Freer Gallery of Art, purchased from Fukushima Company, New York in 1931,
Purchase — Charles Lang Freer Endowment, F1931.4

Während sich andere Beamte aus Loyalität zur Song-Dynastie zurückzogen, sah sich Zhao Mengfu, der auch Schüler des Daoismus war, eher zum„Einsiedler am Hofe“ berufen. Das Lebensgefühl beruht auf der Überzeugung, dass jemand in der Außenwelt eine politische Karriere machen kann, während er innerlich die Mentalität eines Einsiedlers bewahrt, der sich geistig von der Verschmutzung des öffentlichen Lebens fernhält.

Seine verschiedenen Positionen am Hofe nutzte er, um einerseits die chinesische Kultur, und andererseits die Menschen seiner Ethnie vor Schaden zu bewahren. Um ein Beispiel zu nennen, so bekämpfte er vehement die Vorschläge eines uigurischen Ministers, die sich bei tatsächlicher Umsetzung, nachteilig für den chinesischen Teil der Bevölkerung ausgewirkt hätten.

Zhao Mengfu (1254–1322), Autumn Colors on the Que and Hua Mountains, 1295, handscroll (detail), ink and colors on paper, 28.4 x 93.2 cm
(National Palace Museum, Taipei)

Zhao Mengfu war als Gelehrter nicht nur als politischer Beamter aktiv, sondern auch als Kalligraf, Maler und Direktor der staatlichen Hanlin Akademie. Diese wurde im 8. Jahrhundert von Kaiser Xuazong der Tang-Dynastie gegründet und funktionierte als Sekretariat, Archiv und Bibliothek für den Hof. Hier wurde die offizielle Auslegung der konfuzianischen Klassiker festgelegt, die als Grundlage für die Beamtenprüfung diente. Die kaiserliche Akademie wurde mit dem Niedergang der letzten Dynastie um 1911 geschlossen.

Zhao Mengfu empfand es damals als wichtig, sich auf die Bildmotive und Malstile vergangener Zeiten zu besinnen. Er kopierte die Bilder jener Meister nicht nur, sondern verwendete einen Malstil oder ein Bildmotiv, um damit seine Realität im Hier und Jetzt, eine Meinung oder ein Lebensgefühl wiedergeben zu können. Sein manchmal etwas grober Malstil beeinflusste die Landschaftsmalerei künftiger Maler. Für ihn war die Kalligrafie die Grundlage und das Malen eine Erweiterung der Kalligrafie. Zhao Mengfu war verheiratet mit einer Künstlerin und Poetin. Mindestens ein Sohn wurde ebenfalls Kalligraf und Zeichner, wie sein Vater.

Kurzfilm auf Chinesisch mit Untertiteln auf Englisch zu Zhao Mengfu’s Werk. Herausgegeben vom National Palace Museum in Taiwan.

Quellen: Das Buch “Three Thousand Years of Chinese Painting” Yale University Press 1997 und Recherche im Internet

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