Mandat des Himmels Teil III: Die Harmonie: Himmel – Erde – Mensch

Im alten China war der Glaube an eine „Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch“ allgegenwärtig. Um jene Harmonie zwischen den kosmisch-himmlischen Gesetzen, der Erde und der Menschen zu wahren, wurde eine Gesellschaft erschaffen, in der dem Menschen von Kindheit an gelehrt wurde, wie die Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch erreicht und erhalten wird.


Himmels-Tempel, Bild von Arranakhtar /Pixabayy

Kindheit im alten China

Die kaiserlichen Kinder am Hofe wurden von jener Konkubine unterrichtet, welche die größte Barmherzigkeit besaß und die Kinder mit außerordentlicher Güte und Geschick anleitete und erzog.(1)

Der Glauben ans Göttliche, an die himmlischen Gesetze und das Wissen um die Konsequenzen, wenn diese Harmonie gestört ist, ließ die Chinesen des alten Chinas, gegen geistige Verunreinigungen immun sein. Sie waren der Überzeugung, dass die menschliche Natur von Grund auf tugendhaft ist. Ihren Kindern wurde von klein auf gelehrt, dass Gehorsam, Respekt, Achtung, Gelehrsamkeit absolut notwendig für das Glück sind. (Ebd.)

So wurde den Mädchen mit 3 Jahren beigebracht, sich edel zu bewegen und sanft und leise auf Fragen zu antworten. Den Jungen wurde im gleichen Alter gelehrt sich bei einer Frage unverzüglich sehr aufrecht hinzustellen und laut und klar zu sprechen. So wurde das weibliche und das männliche Prinzip gefördert und veredelt.

Es steht: „Es lässt all jene die, welche ihre Kinder (die Kinder der Chinesen) sehen, eben jene bewundern. Die Kinder kennen keine mutwillige Sprache, keine Zurschaustellung von Gewohnheiten, folgen keinen auffälligen Verlockungen. Die Kinder werden auch nicht zur Freiheit oder Vergnügungen erzogen; sondern sie werden angemessen ihres Geschlechts und ihrer Umstände erzogen, damit sie ihre Pflicht erfüllen mögen; von nichts wissend: weder was Arroganz, noch was Unverbindlichkeit bedeutet. … Die Untertanen werden in was auch immer für sie notwendigen Kunst und moralischen Tugenden angeleitet; wobei die Chinesen von Kindheit an, zu noblen Menschen mit den elegantesten und hervorragendsten Fähigkeiten heranwachsen. Die Kaiser und Könige Chinas errichteten zu allen Zeiten erlesene Schulen und Akademien, um das Lehren und Lernen von Tugend und Tugendhaftigkeit, der Wissenschaft und der Weisheit zu verbreiten.“ (2)

Ausschnitt aus dem Bild „Children at play in Winter“ von Su Hanchen (1094-1172)
Ink and color on silk, 198 x 107 cm National Palace Museum, Taipei, Taiwan

Geprüft auf Tugendhaftigkeit, Edelmut und Wissen 

Um zu bestimmen, wer welchen Amtes würdig ist, wurden alle drei Jahre Prüfungen durchgeführt. Sowohl Studenten wie auch Gelehrte konnten sich auf unterschiedlichen Ebenen prüfen lassen.

Die Prüfer gaben das Thema vor, das konnte aus einem der vielen Fächer stammen, die damals zur normalen Grundausbildung gehörten: Philosophie, über die Lehren der grossen Weisen, Geschichte, Politik, Kunst, Poesie, Kalligraphie, Malerei, Musik, Astrologie, Kriegsführung/Strategie, Herrschen über das Volk, Verhindern von Katastrophen, Lindern von Elend etc.

Es genügte jedoch nicht, die Werke alter Meister rezitieren zu können oder einen scharfen Verstand zu haben. Die zu Prüfenden zeigten durch ihre Eigenkompositionen ihre moralische Einstellung zum Leben, ihre Tugendhaftigkeit, ihr Wissen und ihren Edelmut. Zudem musste sich ihre Tugend auch in der Eleganz ihrer Wortwahl und ihrer Handschrift widerspiegeln.

In der Kindheit und Jugend werden gelehrte Herren und Damen erschaffen, „die sich jederzeit nobel und beherrscht verhalten. Denn sie glauben, dass es ein Verbrechen, ja eine Sünde ist, auch nur die kleinste Geste oder Bewegung zu machen, die nicht genau den tugendhaften Regeln des angemessenen, vornehmen Benehmens entspricht. Die Damen sind in einem solchen Masse bescheiden, keusch und ehrlich, dass man denken könnte, dass ihnen diese Tugenden angeboren seien.“ 

Ausschnitt aus dem Bild über ein Palast-Examen. Quelle Wikipedia

Reichtum an Tugend – kein Privileg der Elite

Jeder kann seine Pflichten im Einklang mit dem Himmel, der Erde und dem Menschen erledigen und somit in Tugendhaftigkeit, in Edelmut und im vornehmen Benehmen sich selbst stetig verbessern. Jeder glaubte an ein vorherbestimmtes Schicksal und bemühte sich, seine ihm vom Himmel gegeben Aufgaben gut zu erledigen.

So sah der Chinese im alten China nichts Erniedrigendes im „Sich-Verneigen“ vor den Vorgesetzten, denn jene hatten aus dem früheren Leben mehr Tugend in das jetzige mitgebracht und dadurch ihre Stellung erhalten. So gab sich jeder Mühe Tugend (die sie als eine Art Substanz betrachten) durch nobles und ehrbares Verhalten zu vermehren und zu sammeln, um im nächsten Leben selbst Glück oder eine hohe Stellung zu geniessen.

Es steht: „Auch der ärmste unter ihnen, verdient es durch sein Lernen, dass er zu höchster Bewahrung der Wahrheit befähigt ist… Keiner wäre so arm, dass er weder lesen noch schreiben kann, noch dass er anderen weder Nahrung noch Geschenke überbringen könnte.“ (3)

Feiern und gemeinsame Zeit im alten China

Die Festlichkeiten der Chinesen sind herrschaftlich und prunkvoll-prächtig. Sie werden in einer solch würdevollen Stille durchgeführt und in einer solch ehrbar-guten Ordnung, wie es mit keiner Füllfeder ausgedrückt werden kann.

Der niedrigere Rang wird von jenen höheren Rangs eingeladen. Und sowohl Gastgeber wie auch die Gäste werden unterhalten. Zu Besuch zeigt man ein höfliches und bescheidenes Benehmen. Wenn es um die Frage einer angemessenen Körperhaltung geht, so zählen jene, die als wichtig angesehen werden, mehr als 3.000.

Ausdruck der Hochachtung in der Gesellschaft


Cultural Invigoration. Dynastic Renaissance: Art and Culture of the Southern Song (exhibit). Taipei: National Palace Museum.
Unknown artist(s) from the Song dynasty The work is traditionally attributed to Ma Hezhi (fl. 1131-1189) as painter and Emperor Gaozong (1107-1187) as calligrapher, but this attribution is likely incorrect. Bildquelle: Wikipedia

Es gab folgende Beziehungen: „Der König gegenüber seinem Untertan; der Mann gegenüber seiner Gattin; der Vater gegenüber seinem Kind; Ältere gegenüber den Jüngeren, ein Freund dem anderen gegenüber“.

Der Herrscher muss seine Untertanen beachten, anleiten, ihnen Vorbild sein und die Verantwortung für alles tragen. Die Untertanen müssen dem König mit Loyalität, Hochachtung begegnen und gehorsam sein. 

Der Mann muss seiner Frau gegenüber Liebe, eine gütige Haltung und Einheit (Treue, Loyalität) zeigen. Sie zeigt gegenüber ihrem Mann: Treue, Respekt und schenkt ihm eine wahre Freundschaft, Geborgenheit und Gesellschaft. Sie gibt ihm den Halt und das Heim; er beschützt und behütet sie und versorgt sie mit allem, was auch immer sie benötigen möge.

Der Vater zeigt seinem Kind gegenüber Liebe und Barmherzigkeit. Die Kinder zeigen ihrem Vater gegenüber Pietät und Gehorsam. „Einem Vater den Sohn vorzuenthalten, ist gleich der Sonne die Strahlen zu nehmen, das Wasser von der Quelle, die Glieder vom Körper und den Ast vom Baum.“ Und umgekehrt: „Nie während drei Jahren nach dem Tode (eines Elternteils), erregten sie Aufsehen vor ihrer Türe, nie setzen sie sich in einen Sessel, sondern auf einen kleinen Stuhl; nie legten sie sich auf ein Bett, sondern auf den Boden; nie tranken sie von einem ihrer Weine; (der Sohn des/ der Verstorbenen) legte sich auch nicht sich zu seiner Gattin ins Bett, noch machten sie während dieser Zeit irgendwelche Geschäfte – welches Staatsamt ihnen auch immer anvertraut worden war, vom Kaiser oder einem mittleren Rang eines Magistraten, alle hielten sich an diese Regeln.“ (Anmerkung: Dies galt laut dem Buch der Riten insbesondere für den erstgeborenen Sohn. Für jeden Verwandtschaftsgrad gab es dafür Regeln in welcher Art und Weise getrauert wurde, was sich in unterschiedlichen Dynastien im Detail unterschied. Die kindliche Pietät wurde jedoch immer sehr wichtig genommen.)

Die älteren Brüder zeigen den jüngeren Freundschaft und leiten sie an. Die jüngeren geben den älteren (das beutet allen, wirklich jedem, der älter als sie selbst sind) Gehorsamkeit, und Respekt. Unter der Beobachtung ihrer Älteren und in der Pflicht ihrer Eltern gegenüber wurden die Kinder in allem sorgfältig und gewissenhaft unterrichtet. 

Freunde untereinander zeigen Freundschaft, Vertrauenswürdigkeit und Ernsthaftigkeit.

So diente alles in der alten chinesischen Gesellschaft dem höheren Ziel die Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch zu vervollkommnen. 

Himmlische Worte und himmlische Zeichen

Die Legende besagt, dass sowohl die ursprüngliche alte chinesische Sprache, wie auch die chinesischen Schriftzeichen vom Himmel, von den Gottheiten an die Menschen gegeben worden waren und darum direkt aus dem Himmel stammen. So haben die Chinesen in alten Zeiten grossen Wert auf die richtige Wortwahl, eine aufrichtige Haltung (innere und äussere) und einen angemessenen Umgang sowohl mit Wort auch als mit der Schrift geachtet.

Es steht: „Poesie ist seit dem Altertum bekannt. Aber sie wird weit anderes verwendet als wir es heute (im Jahre 1669) tun. Sie stopfen ihre Werke nicht mit Fabeln, Fiktionen und mit Gleichnissen voll, dass wenn der Poet mit seiner Verzückung endet, er selbst nicht mehr weiter weiss. Sondern sie rezitieren heroische Verse für ihre Prinzen, damit sie gerecht herrschen; und für ihre Minister des Staates, damit diese aufrichtig regieren; und für ihre Untertanen, damit diese loyal dienen.

Die Poesie ist in solch einer Manier komponiert, dass sie Terror in die Schlechten einflösst und dass sie das Gute in den Gerechten anspornt und jene dadurch noch tugendhafter zu sein wünschen und es gut machen. Sie haben Gedichte, die von der Philosophie, der Natur oder von der Liebe handeln und jene sind nicht weniger lebhaft als die unseren, aber in einer solch feinen Sprache verfasst, dass das keusche Ohr kein einziges anstössiges, oder unsittliches Wort in ihnen zu finden vermag.“ (4)

Die altchinesische Sprache ermöglicht den Chinesen mit sehr wenigen Worten tiefe Zusammenhänge sehr präzise auszudrücken. Ihre Worte hatten eine direkte Verbindung zu den himmlischen Prinzipien und dadurch eine große übernatürliche Kraft. Dies deshalb, weil in ihren Zeichen und in ihrer Sprache die göttliche Kraft und auch die Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch enthalten war.

Geschichtsschreibung und Wahrhaftigkeit

In einer Zeit, in der Tugend das höchste Gut ist, jeder darin aufwächst mit anderen in Toleranz, in Achtung und mit Pietät zu leben, ist es unvorstellbar, dass sie die Geschichte falsch dargestellt hätten. So erstaunt es nicht, dass auch die Geschichtsschreibung mit reinem Herzen betrieben wurde und einer grossen Wahrheitstreue folgte. Wie gesagt, wir sprechen hier von jenen Zeiten, in der die Tugend das höchste und das begehrenswerteste Gut war, das es gab. 

Denn, wer würde es in einer Gesellschaft in der vom Kaiser bis zum ärmsten Mann sich alle der Wahrhaftigkeit und der Tugend verpflichteten, es wagen an den historischen Aufzeichnungen etwas zu verändern und zu lügen? Er würde sich gegen die himmlischen Prinzipien, gegen den Himmel/die Gottheiten selbst wenden – in jenen tugendhaften Zeiten undenkbar!

Zudem wissen wir, dass viele Ärzte, Taoisten und Gelehrte im alten China übernatürliche Fähigkeiten besaßen. Von Sun Simiao wurde gesagt, dass er von den Geschichtsschreibern aufgesucht worden war, damit er ihnen erzählte, wie es sich in der Geschichte wirklich zugetragen hatte, damit alles so geschrieben werden konnte, wie es wirklich gewesen war.

Sun Simiao war ein Tao-Kultivierender der neben seinen übernatürlichen medizinischen Fähigkeiten auch die übernatürlichen Fähigkeiten besaß die Vergangenheit so wie auch die Zukunft sehen zu können. Es wird gesagt, dass Sun Simiao über Vergangenes oder Zukünftiges sprach, wie wenn er es selbst persönlich vor Ort erlebt hätte. Jedes Detail stimmte.

Wer würde es denn noch wagen die Geschichtsschreibung nach eigenem Willen zu biegen, im Wissen dass jene, (und davon gab es sehr viele) die sich Kultivieren diese Art von Fähigkeiten besitzen? Wer wagt es zu lügen, wenn das Gegenüber die Wahrheit sehr genau sehen kann und kennt?

In diesem Artikel schreiben wir über jene Zeiten, in denen die Tugend allgegenwärtig und der Maßstab aller Dinge war.

Vielen der früheren Kaiser wurde die Fähigkeit zugeschrieben, sich direkt oder indirekt mit dem Himmel – mit den Gottheiten im Himmel – in Verbindung setzen zu können. Wer würde es wagen die Taten eines solchen halb göttlichen oder göttlichen Herrschers auch nur ein wenig abzuändern!? Schon nur daran zu denken, wäre den Menschen von damals nicht möglich gewesen. Keiner wagte es gegen den Himmel zu freveln. Keiner wagte, was ein halb göttlicher Kaiser, ein Sohn des Himmels veranlasst hatte, anzutasten. 

Erst in der modernen Zeit, in der die moralischen Normen so sehr gesunken sind, dass manche Medien und Regierungen keine Hemmungen mehr kennen oder Skrupel haben und, sofern sie es für ihre Eigeninteressen opportun halten, beliebig Tatsachen verdrehen und Lügen verbreiten können – ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken…. erst in so einer Gesellschaft, fällt es uns schwer uns eine Gesellschaft vorzustellen, die auf Tugendhaftigkeit basiert.

Wie schön wäre es, wenn wir in einen gesellschaftlichen Zustand zurückkehren könnten, in dem die Einhaltung der himmlischen Gesetze und der Harmonie zwischen Himmel, Erde und Menschen wieder als das Wichtigste betrachtet wird. Eine Rückkehr zur Tugendhaftigkeit ist nicht schwer. Wir müssen es nur tun.

Quellen:
Mandat des Himmels Teil I: https://de.clearharmony.net/articles/das-mandat-des-himmels.html 
Mandat des Himmels Teil II: https://de.clearharmony.net/articles/das-mandat-des-himmels-teil-ii.html– Zhuan Falun und andere Schriften von Falun Dafa
– (1) The Middle Kingdom, a survey of the Geograph, Government,  – Literatur, Social Life Arts and History of the Chinese Empire and it’s Inhabitants, New York, (Band 1 und 2), 1883
– (2), (3), (4) Historical essay endeavoring a probability that the language of the empire of China is the primitive language von John Webb, 1669
– A New History Of China von Gabriel Magalhes, 1688




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