Was bedeutet Zhen 真, Shan 善 Ren 忍, oder Wahrhaftigkeit-Güte-Nachsicht?

Zhen, Shan und Ren scheinen auf den ersten Blick nur drei einfache Wörter zu sein. Beginnt ein Schüler sich im Alltag nach diesen Prinzipien auszurichten wird erst sichtbar, wie weitreichend und tiefgründig diese sind. 

Zhen 真 bedeutet wahrhaftig zu sein, das Wahre zu tun, die Wahrheit zu sprechen.
Das bedeutet zum Beispiel Fehler einzugestehen und zu korrigieren. Es hat etwas mit Klarheit, Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit zu tun.

Shan 善 bezieht sich auf den Herzenszustand. Gutherzig sein. An seine Mitmenschen denken, sich in die Situation eines Gegenübers hinein versetzen. Das Leid aller Lebewesen zu erkennen. Es hat damit zu tun einander auf Augenhöhe und unterstützend zu begegnen. Armen und Schwachen zu helfen.

Ren 忍 bedeutet „streng mit sich selbst, aber nachsichtig anderen gegenüber zu sein.“ Ren beinhaltet Disziplin, Erdulden, Ertragen. Das Herz unbewegt lassen bei Schwierigkeiten oder Beleidigungen. Nicht nachtragend sein, vergebend.

Seit alten Zeiten kultivieren Daoisten, Konfuzianisten und Buddhisten diese drei höchsten Eigenschaften / Prinzipien des Kosmos. Dabei wird im Buddhismus im Besonderen Shan 善 kultiviert. Im Taoismus liegt der Fokus auf Zhen 真. Bei Falun Dafa werden alle drei Prinzipien in gleichem Ausmass geübt. Das heisst bei Konflikten im Alltag schaut der Schüler nach innen, in sein Herz und auf seine Gedanken. Wenn er dort etwas findet, eine Anschauung, eine Anhaftung oder eine Emotion, die nicht Zhen 真 Shan 善 Ren 忍 entspricht, wird er sie korrigieren bzw. loslassen.

Zwei Beispiele für Nachsichtiges Verhalten zur Verdeutlichung:

Han Xin (196 v. Chr.), ein Militarist zu Beginn der Han Dynastie, war sehr ehrgeizig und wollte eines Tages eine wichtige Persönlichkeit werden. Einmal wurde er von einem Raufbolden in der Öffentlichkeit erniedrigt. Dieser sagte zu ihm: „Obwohl du hochgewachsen und schwer bist und es vorziehst ein Schwert zu tragen, weiß ich, dass du ein Feigling bist. Wagst du es, mich mit dem Schwert zu töten? Wenn du dich nicht traust, musst du zwischen meinen Beinen durchkriechen.“

Han Xin war sich im Klaren darüber, dass falls er den Mann töten würde, er das mit seinem eigenen Leben zu begleichen hätte. Er liess sich von dem Raufbolden nicht provozieren. Obwohl umringt von Schaulustigen kroch er einfach zwischen den Beinen des Raufboldes hindurch. War Han Xin ein Feigling? Hätte er es dem Raufbolden und den Schaulustigen zeigen sollen, wie gut er sein Schwert beherrscht? Stattdessen beherrschte Han Xin sich selbst. Er entschied sich dafür, nachsichtig mit dem Raufbolden umzugehen.

Der Mönch Daxing war ein mitfühlender und großzügiger Mann. Sein ganzes Leben lang ertrug er viel Mühe und war sehr fleißig bei der Ausübung des Buddhismus. Drei Jahre vor dem geplanten Hochzeitstermin brachte Xiao Hui einen kleinen Jungen zur Welt. Ihre Eltern standen unter großem Schock und waren enttäuscht. Sie forderten, die Wahrheit zu erfahren. Xiao Hui sagte schließlich zu ihren Eltern: „Ich war einmal dort, um Buddha im Kloster auf dem Berg Jiuhua anzubeten und wurde von Mönch Daxing vergewaltigt. Danach wurde ich schwanger und brachte dieses Baby zur Welt.“

Ihr Vater glühte vor Zorn. Mit seinen Dienern eilte er zum Berg Jiuhua und stürmte in das Kloster. Sie verpassten ihm ordentlich Prügel und beschimpften und beschuldigten ihn eine grosse Sünde begangen zu haben. Der gute Ruf von Mönch Daxing war auf einen Schlag ruiniert. Die Leute im Dorf wandten sich von ihm ab und tuschelten über ihn, wenn sie ihn sahen. Der Vater von Xiao Hui brachte sogar das Neugeborene zum Tempel und forderten Daxing auf, sich um das Baby zu kümmern. Daxing nahm das Kind zu sich. Unbeirrt zog der Mönch den kleinen Jungen auf, als wäre er sein eigener Sohn.

Drei Jahre vergingen und der zukünftige Ehemann hatte seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Nun konnte die Hochzeit stattfinden. Am nächsten Tag gestand das Brautpaar seinen Eltern die Wahrheit. Das Entsetzen war gross. Die Familien eilten zum Kloster. Sie knieten vor dem Mönch Daxing nieder und baten um seine Vergebung und um die Rückgabe des Babys. Mönch Daxing brachte den kleinen Jungen mit einem großen Lächeln im Gesicht aus einem Nebenraum. Er überreichte den Buben der jungen Mutter. Als sich die Geschichte aufgeklärt hatte war der Ruf des Mönches rasch wieder hergestellt. Im Gegenteil; aufgrund seines nachsichtigen und barmherzigen Verhaltens, bewunderten ihn die Leute im Dorf umso mehr. Wer von ihnen hätte so eine falsche Beschuldigung drei Jahre lang auf sich sitzen lassen und mit ruhigem Herzen ertragen können?

Video erklärt Nachsicht (in Englisch)

Quellen und Hinweise:
Mehr Informationen über das Kultivierungssystem Falun Dafa hier.
Mehr zu General Han Xin hier.

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