Sehr verehrter Meister,
liebe Mitkultivierende,
in den fünf Jahren, in denen ich mich kultiviere, durfte ich die wunderbare Kraft von Falun Dafa erfahren. Rückblickend kann ich eine große Veränderung bei mir selbst erkennen, sowohl in Gedanken als auch im Handeln. Die Kultivierung im Falun Dafa hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Mein innigster Wunsch, mich immer weiter an die Eigenschaften des Kosmos Zhen, Shan, Ren anzugleichen, wächst mit der Zeit, als gäbe es nichts Essentielleres im Leben, das mein Dasein begründet. In diesem Erfahrungsbericht möchte ich mit Euch teilen, wie mich der Meister durch unterschiedliche Situationen immer besser erkennen lässt, was es heißt, eine Dafa-Kultivierende zu sein.
Der Meister sagt:
„Ich stelle vor allem eine Anforderung: Ich hoffe, dass ihr euch bei eurer zukünftigen Kultivierung als Praktizierende betrachtet und euch wirklich weiterkultiviert. Ich hoffe, dass sich sowohl die neuen Schüler als auch die langjährigen Schüler alle im Dafa kultivieren, erfolgreich sein und zur Vollendung kommen können.“ (Zhuan Falun, 2019, S. )
Was heißt es, sich als Praktizierende zu betrachten?
Einmal saß ich im Flugzeug. Es war spätabends und ich konnte es kaum erwarten, wieder zu Hause zu sein. Kurz vor dem Ziel kam eine Mitteilung des Flugkapitäns, dass wir aufgrund eines Unwetters nicht landen können. Das Flugzeug müsse so lange im Kreis fliegen, bis eine passende Gelegenheit zum Landen komme. Ich habe der Durchsage zunächst nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nach einer Weile wurde ich jedoch ungeduldig. Nun würde ich dadurch noch später nach Hause kommen. Ich schaute mich um und konnte eine gewisse Anspannung bei den Passagieren wahrnehmen. Auf einmal wurde ich wachsam und verstand, dass mir diese Situation etwas sagen sollte. Erst dann fing ich an, nach innen zu schauen: „Was will der Meister mich mit dieser Situation lehren? “, fragte ich mich.
Diese Situation ließ mich an meinen Kultivierungszustand denken. Ich hatte in letzter Zeit den Eindruck, dass ich mich in meiner Kultivierung im Kreis drehe. Auch wenn ich meine Anhaftungen erkenne, beeile ich mich nicht, sie zu beseitigen. Ich erkannte, dass dies unter anderem daran liegt, dass ich starke Zweifel an mir selbst habe, ob ich mich wirklich bis zum Ende kultivieren kann. Diese Zweifel lassen mich in meiner Kultivierung zögerlich werden, sodass ich nicht mit Entschlossenheit die Ebenen durchbreche. Es ist unangenehm, wenn die Eigensinne berührt werden. Und so blieb ich gerne in meiner Komfort-Zone.
Während ich weiter nachdachte, erfolgte die nächste Durchsage. Der Flugkapitän verkündete mit fröhlicher Stimme, dass man eine Lösung gefunden habe. Sie würden nun eine andere Richtung einschlagen und versuchen, vom Westen her zu landen. Andere Flugzeuge hätten es auch auf diese Weise geschafft, sicher zu landen. Allerdings würden die nächsten 15 Minuten ungemütlich werden, kündigte der Pilot an. Wir müssten durch Turbulenzen fliegen. Und so war es auch. Ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn. Eigentlich habe ich, nachdem ich mit der Kultivierung angefangen habe, keine Flugangst mehr. Sie hatte sich auf ganz natürliche Weise aufgelöst. Aber solche Turbulenzen hatte ich bisher noch nicht erlebt. Ich schaute weiter nach innen.
Wenn meine Anhaftungen berührt werden, können alle möglichen Reaktionen auftreten, sowohl körperlich als auch gedanklich. Aber wenn ich meinen für mich arrangierten Weg der Kultivierung bis zum Ende gehen möchte – und das möchte ich – muss ich sie früher oder später beseitigen. Ich muss also durch die Turbulenzen hindurch.
Zurück zum Flugzeug: Wir konnten nach etwa 15 Minuten Turbulenzen sicher landen. Alle Passagiere haben erleichtert geklatscht und ich war dankbar für diese wertvolle Gelegenheit des Nach-innen-Schauens.
„Was will der Meister mich mit der Situation lehren?“
Mir ist klarer geworden, dass jede Situation, egal wie klein oder groß sie auch erscheinen mag, ganz bestimmt eine Bedeutung für unsere Kultivierung hat. Jederzeit gibt uns der Meister Gelegenheiten, damit wir unsere Anhaftungen erkennen, damit wir erkennen, wo wir uns in unserer Kultivierung möglicherweise im Kreis drehen und uns schnell erhöhen sollen. Wir müssen nur danach fragen: „Was will der Meister mich damit lehren?“ Ein Nicht-Kultivierender würde sich hingegen vielleicht über die negative Situation beklagen, einen Schuldigen für das empfundene Leid suchen oder alles als Zufall betrachten.
In diesem Erkenntnisprozess ist mir noch ein weiterer Eigensinn bewusster geworden. Und zwar: Ich fange gerne Sachen an, führe sie aber nicht zu Ende, oder ich habe dieses und jenes Vorhaben, setze es aber zum Schluss doch nicht um. Oft denke ich viel zu viel hin und her, wäge alles Mögliche ab, bevor ich etwas tue. Mein Hauptbewusstsein lässt nach und ich lasse meinem Gedankenkarma freien Lauf. Am Ende ist es dann vergeudete Zeit und Energie. Ich fühlte mich danach oft schwer und handlungsunfähig. Ein Mitpraktizierender hatte mich mehrfach darauf hingewiesen, aber ich habe immer Ausreden dafür gefunden.
Zum Glück hat der Meister uns das Fa hinterlassen, das uns bei der Kultivierung anleitet.
Der Meister erklärt:
„Die heutigen Menschen halten ihr Wort nicht und wollen sich beim Tun allerlei Vorteile verschaffen. Früher war das Denken des Menschen, wenn es aus dem Gehirn herauskam, wie ein Weg; früher war es eine gerade Linie und ging sehr schnell. Heute denkt der Mensch hin und her, er hat diese oder jene Besorgnis; wenn das Denken herauskommt, geht es kreuz und quer hin und her. Deshalb reagieren die Gedanken sehr schnell aber er ist beim Tun sehr langsam.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz der Betreuer in Changchun, 26.07.1998)
Die Geltungssucht als zweite Natur
Ich dachte nach, wann und wo ich mir beim Tun welche persönlichen Vorteile verschaffen möchte. Und siehe da, ich erkannte einen Eigensinn, der so groß und offensichtlich ist, dass der zur Normalität geworden ist. Es ist die Geltungssucht. Darüber wird unter den Praktizierenden sehr oft ausgetauscht. So oft, dass ich diese Anhaftung unbewusst schon als „ganz normal“ ansehe – nach dem Motto, jeder hat sie. Dadurch entstand mit der Zeit bei mir eine Art Akzeptanz, eine Normalisierung. Im Prozess des Nach-innen-Schauens, wenn ich die Geltungssucht hie und da erkannte, winkte ich sie beiläufig ab: „Ich weiß schon, dass es Geltungssucht ist. Das ist nichts Neues“. Das spiegelte sich auch im Austausch mit anderen wider. Wenn ich von Geltungssucht sprach, kam manchmal die Reaktion, „ja, aber gibt es nicht noch etwas Anderes, das du erkannt hast?“ Dabei finde ich, dass die Geltungssucht eine sehr grundlegende Anhaftung ist, der ich unbedingt Beachtung schenken soll.
Eines Abends, als ich im Zhuan Falun las, schenkte mir das Fa tiefere Erkenntnisse. Ich erkannte auf einmal ganz deutlich den Abstand zwischen meinem Ist-Zustand und dem Zustand einer wahren Kultivierenden. Ich erkannte die unreinen Gedanken und Intentionen, die mich beim Handeln lenken. Durch die familiäre Erziehung sowie diverse Lebensumstände, hat sich bei mir ein geringes Selbstwertgefühl entwickelt. Um das zu kompensieren, suche ich im Handeln stets nach der Bestätigung von anderen. Doch an diesem Abend realisierte ich, wie unbedeutend Lob und Anerkennung sind. Ich möchte meine Arbeit nicht mit dem Ausgangspunkt, mich selbst bestätigen zu wollen, verunreinigen. Lob und Anerkennung sind nichts weiter als ein flüchtiger Reiz, der an der Oberfläche ein Gefühl hervorruft, das schnell wieder vergeht.
Nach dieser Erkenntnis war ich so entschlossen wie nie zuvor, mich in dieser Hinsicht zu kultivieren. Und ich bekomme reichlich Gelegenheiten dazu. Sie kommen wie Wellen, eine nach der anderen.
So begegnete ich mehrfach Situationen, in denen ich eine Idee oder eine Aufgabe umgesetzt hatte, aber eine andere Person dafür das Lob erhielt. Des Weiteren rutsche ich zunehmend in Rollen, in denen ich immer mehr Verantwortung übernehmen muss. Prinzipiell vermeide ich es, irgendwo im Mittelpunkt zu stehen. Ich arbeite gerne im Hintergrund, am liebsten unauffällig und leise. Nicht etwa, weil ich bescheiden bin, sondern vielmehr, weil ich weder Zielscheibe von Kritik sein noch die Verantwortung für etwas tragen möchte. Heute übe ich mich wirklich in Demut. Aber gleichzeitig möchte ich das, was Dafa mir als Fa-Instrument geschenkt hat, schätzen und es gut einsetzen, um die drei Dinge besser zu machen. Auch betrachte ich Situationen, in denen ich mich aufgrund einer schlechten Leistung oder eines Fehlers blamiert fühle, als eine gute Gelegenheit, meine Geltungssucht zu beseitigen.
Jede Situation bietet eine gute Gelegenheit, sich zu erhöhen
Ein konkretes Beispiel: Auf einer Familienhochzeitsfeier sollten mein Mann und ich im Namen der Familie eine Dankesrede halten, vor rund 350 Gästen. Nervös wartete ich auf die Anmoderation, um auf die Bühne zu gehen. Erst kamen mehrere Personen aus beiden Familien zu Wort. Dann wurden mein Mann und ich auf die Bühne gebeten. Aufgrund eines Missverständnisses bei der Moderation dachten wir beide, dass wir doch noch nicht an der Reihe wären und verließen die Bühne wieder. Der Bräutigam kam verärgert auf uns zu und erklärte, dass doch jetzt unser Moment gewesen sei. In der Zwischenzeit hatte sich im Saal bereits eine Aufbruchstimmung breitgemacht. Die Gäste unterhielten sich lebhaft, liefen im Saal umher und waren nicht mehr auf die Bühne fokussiert. Mein Mann entschied, dass wir dennoch unsere Reden wie versprochen halten sollten. Mir blieb keine Wahl, als mich zu fügen. Ich trug meine Rede vor, doch niemand hörte mehr zu. Für mich war es eine äußerst peinliche Situation, und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Den Rest des Abends fühlte ich mich beschämt. Ich erinnerte mich immer wieder daran, dass ich eine Kultivierende bin und jede Situation eine gute Situation ist, um mein Herz zu kultivieren. Ich dankte dem Meister aufrichtig für die Gelegenheit, mich zu erhöhen.
Ich erinnere mich an die folgenden Worte des Meisters und werde sie im weiteren Verlauf meiner Kultivierung stets im Herzen behalten:
„Für einen Kultivierenden ist jede Plage, die ihm unter den gewöhnlichen Menschen begegnet, ein Hindernis, das zu überwinden ist; und jedes Lob ist eine Prüfung.“ (Kultivierende sind immer einbezogen, 14.01.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Vielen Dank, verehrter Meister.
Vielen Dank, liebe Mitkultivierende.
(Der Bericht wurde auf der Deutschschweizen Falun-Dafa-Konferenz 2024 vorgetragen.)