Zhuge Liang – Der Magier mit dem Handfächer aus Kranichfedern

Wer nach Vorbildern und Inspiration sucht, muss sich nicht unbedingt an Hollywood orientieren. Wer es wagt, einen Blick in den Fundus der 5.000-jährigen Geschichte Chinas zu werfen, wird sicherlich eine positive Überraschung erleben.

Als Beispiel soll die Legende des Militärstrategen Zhuge Liang (181-234) dienen. Er lebte vor sehr langer Zeit und doch sind Fragmente seiner Geschichte bis heute überliefert. Sein Leben war so außergewöhnlich, dass Erzählungen über ihn die Jahrhunderte überdauerten.

Im 14. Jahrhundert inspirierte dies Luo Guanzhong den Roman „Romance of the Three Kingdoms“ niederzuschreiben. Das japanische Entwicklerstudio Koei nahm dessen Roman zum Anlass, ein Strategiespiel zu entwickeln, welches sich in der Zeitspanne von 1985 bis 2020 mehr als acht Millionen Mal verkaufte.

Der Name Zhuge Liang transportiert bereits etwas Geheimnisvolles aus sehr alter Zeit. Als gut ausgebildeter Mann und Praktizierender des Daoismus, verfügte er über große intellektuelle Fähigkeiten und inneres Wissen. Die Legenden, die über seine Kriegskünste berichten, sind spektakulär. Ihm schreibt man die Erfindung einer frühen Form der Repetierarmbrust und die der Himmelslaternen zu.

Nicht nur sein Können, auch sein Charakter ist Teil dieser Überlieferung. Kongming, wie Zhuge Liang oft genannt wurde (nach der Erfindung seiner Laterne) hat noch heute Vorbildfunktion. Er war loyal, integer und hingebungsvoll.

Zhuge Liang wuchs in einer Familie von Händlern und Handwerkern auf. Obwohl sein Vater wollte, dass aus ihm ein Gelehrter würde, nahm ihn aufgrund seiner Herkunft keine Akademie auf. So wurde er zu Hause unterrichtet, teils von Familienmitgliedern, teils von Privatlehrern.

Schon 197 verloren er und seine Geschwister beide Eltern. Fortan lebten sie bei einem Onkel. Ab dem Jahr 200 arbeitete Zhuge Liang als Schriftwart am Hofe von Liu Bei, dem Gründer des Shu Han Königreichs. Dort wurden seine Talente rasch erkannt. Bereits zwei Jahre später war er strategischer Berater unter dem sehr geschätzten General Guan Yu.

Er stieg weiter auf und erhielt den Titel „Himmlischer Kanzler“. Als solcher plante er die Ausdehnung des Königreiches, was ihm bis zum Jahr 220 auch gelang. Nach dem Tod des Generals begann Liu Bei die Ratschläge Zhuge Liangs zu ignorieren, was auf Dauer zu militärischen Verlusten führte. Nach dem Tod des Herrschers blieb er wie bereits erwähnt am Hofe tätig. 234 starb Zhuge Liang.

Die Zeit der drei Reiche Wei, Wu und Shu Han endete mit der Etablierung der Jin-Dynastie (265–420).

Nun folgt eine der berühmten Kongming-Legenden aus dem Jahre 208:

100.000 Pfeile ausborgen

Wie bereits erklärt, stritten sich nach dem Zerfall der Han-Dynastie drei Reiche um die absolute Vorherrschaft. Im Jahre 208 machte sich der General des Wei-Königreiches
Cao Cao auf den Weg nach Süden, um die beiden anderen Gebiete ein für alle Mal zu erobern. Seine Truppen machten halt am Ufer des Yangtze Flusses.

Angesichts der Übermacht von Cao Caos Truppen, schlossen sich die Armeen der kleineren Reiche Wu und Shu Han zusammen. Obwohl Zhuge Liang den Auftrag erhalten hatte, den General des Wu-Reiches zu beraten, verhielt sich dieser unkooperativ. Grund dafür war sein Argwohn und sein Neid gegenüber Kongmings militärstrategischen Erfolgen. Er wollte ihn loswerden, indem er ihm eine scheinbar unlösbare Aufgabe stellte.

Die beiden Armeen waren nicht nur kleiner, sie verfügten auch über viel weniger Waffen als die Truppen des Generals Cao Cao. Der Wu-General Zhou Yu (Gongjin) forderte also von Kongming, er möge 100’000 Pfeile beschaffen, um ihre Ausgangslage zu verbessern. Er wollte ihm für die Beschaffung der Pfeile zehn Tage Zeit geben. Es hieß, Kongming habe sich ganz ruhig mit seinem Fächer aus Kranichfedern Luft zugewedelt und dem verdutzten Zhou Yu mitgeteilt, dass er für die Beschaffung der Pfeile nur drei Tage benötigen würde.

Die ersten zwei Tage bereitete er seine Geheimoperation vor. Er weihte nur seinen Vertrauten, General Lu Su (Zijing) in seinen Plan ein. Er ließ mehrere Schiffe von den Soldaten mit Stroh bestücken.

In der Nacht auf den dritten Tag bildete sich wie von Kongming vorhergesehen dichter Nebel über dem Fluss. In den frühen Morgenstunden ließ er die Schiffe in der Nähe des feindlichen Lagers vor Anker gehen. Dann schlugen die Soldaten die Trommeln, um den Feind zum Kampf aufzufordern.

Aufgeschreckt wegen des Lärms und der schlechten Sicht, befahl General Cao Cao seinen Männern, mit Pfeil und Bogen die Schiffe in die Flucht zu schlagen. Die Pfeile prasselten auf die mit Stroh präparierten Schiffe hernieder und blieben wie erhofft stecken. Alsbald gab Kongming den Befehl zur Wende. Auf dem Rückweg blieben noch einmal viele Tausende Pfeile im Stroh stecken.

Die Soldaten sammelten hernach die von General Cao Cao geborgten Pfeile ein und brachten sie auf Wagen vom Fluss zum Fort. General Zhou Yu empfing Kongming und fragte: „Wie habt ihr so einen brillanten Plan aushecken können?“ Und Kongming antwortete: „Ein guter General muss nicht nur in der Schlachtstrategie bewandert sein, sondern auch in Astronomie, Geografie, Wahrsagerei und den Prinzipien von Yin und Yang“. Er habe den Nebel vorausgesehen und darum gewusst, dass er die Aufgabe würde erfüllen können.

Die Schlacht, die später zwischen dem Wei-General Cao Cao und den Verbündeten stattfand, wird „Schlacht von Chibi“ genannt. Dabei spielten die 100’000 geborgten Pfeile eine wesentliche Rolle, wurden sie doch als Brandpfeile dazu genutzt, die Schiffe des Wei-Generals in Brand zu setzten.

Quellen für diesen Bericht: Shen Yun Performing Arts und das Buch People who shaped China – Stories from the history of the Middle Kingdom 2018 New Epoch International USA, Seite 32.

Bildquelle 1, Bildquelle 2 oder http://Zhuge-Liang-ขงเบ้ง.jpg

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