Referenzmaterial: Hinter dem wachsenden Bruttosozialprodukt in China

Anmerkung: Das Referenzmaterial stammt von Nicht-Praktizierenden und spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Falun Gong Praktizierenden wider.

China erlebte eine hohe Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts, dass heißt, acht Prozent seit der Mitte der achtziger Jahre. Wenn man einfach auf diese Zahl schaut, scheint sie wirklich wie ein Wunder zu sein. Unsere Landsleute haben ausreichenden Grund, erfreut und stolz auf solch eine erstaunliche Errungenschaft zu sein. Jetzt gibt es Leute, die vorschlagen, man solle sich bemühen, innerhalb der nächsten 20 bis 30 Jahre die USA zu übertreffen. Lassen wir zunächst die Frage beiseite, ob das Bruttosozialprodukt in China für immer mit solch einer hohen Wachstumsrate steigen kann, (…)Wir müssen zunächst herausfinden, woraus das Bruttosozialprodukt tatsächlich besteht und was in der Berechnung nicht enthalten ist (…)

1. Das Bruttosozialprodukt beinhaltet nicht die Kosten für die Gesellschaft: Einfach gesagt, ist das Bruttosozialprodukt der gesamte Marktwert aller in einem Land produzierten Endgüter und Dienstleistungen in einem Jahr. Dessen Berechnung basiert auf dem Bewertungssystem des wirtschaftlichen Systems eines Landes. Bei einem Land mit einem gesunden Marktmechanismus kann diese Berechnung so gut wie möglich den gesamten Marktwert der wirtschaftlichen Aktivitäten einer Gesellschaft als Ganzes widerspiegeln. Für ein Land, das sich aus der Planwirtschaft zu einem freien Markt hin entwickelt (zum Beispiel China) ist es unmöglich, dass das Bruttosozialprodukt den gesamten Marktwert aller Bereiche misst, in denen zum Beispiel die Umweltverschmutzung, Arbeitslosenversicherung, Kinder, Arbeiter, Krankenversicherung, soziale Wohlfahrt und das Gesundheitswesen enthalten sind.

Nehmen wir zum Beispiel eine Fabrik mit einem gesamten Marktwert der Produktion von hundert Millionen Renminbi in einem bestimmten Jahr. Wenn die Umweltverschmutzung während der Produktion außer Acht gelassen wird, sind die sozialen Kosten der Umweltverschmutzung nicht mit eingeschlossen. Was interessant ist, ist die Tatsache, dass der gesamte wirtschaftliche Effekt gleich Null ist, wenn die Regierung hundert Millionen Renminbi ausgibt, um die Verschmutzung zu beseitigen (vorausgesetzt, dass die Umweltverschmutzung überhaupt beseitigt wird).

Dies ist aber nicht so beim BSP: Diese zwei wirtschaftlichen Handlungen werden getrennt berechnet, das heißt, sie machen zusammen wirtschaftliche Aktivitäten mit einem Gesamtmarktwert von 200 Mill. aus. So wurde aus einer sozialen wirtschaftlichen Aktivität ohne Wert eine Aktivität mit einem Wert von 200 Mill. RMB.

Das ist der Fehler beim Berechnen des BSPs, wenn der Marktwert der gesellschaftlichen Produktion berechnet wird.

Ist das ein wichtiges Thema für China?

In der Tat ist jede Provinzregierung Umweltfragen gegenüber blind, wenn es darum geht, das BSP zu erhöhen.

(…)

2) Das BSP misst den negativen Effekt nicht: Ein einfacher Punkt wäre dazu, dass Bau- und Abrisstätigkeiten nicht gegeneinander aufgewogen werden, wenn das BSP berechnet wird, im Gegenteil, es läuft darauf hinaus, Minus mit Minus zu multiplizieren, um dann doch ein positives Ergebnis zu erhalten. Es klingt albern, aber tatsächlich ist es so. Nehmen wir an, eine Regierung gibt drei Mill. Euro aus, um eine Straße zu bauen, dann bedeut das eine Wertschöpfung von drei Mill. €. Eine andere Gruppe von Arbeitern kommt zehn Tage später, um die gleiche Straße aufzureißen und einen Fußgängertunnel darunter zu bauen, wofür 10 Mil. € ausgegeben werden. Obwohl diese beiden Gruppen ein Nullwachstum oder sogar eine negative Wertschöpfung produziert haben, entsteht daraus ein positives BSP, weil beide erbrachten Leistungen separat kalkuliert werden. Ist das nicht doch dasselbe, als wenn man zwei negative Werte multipliziert, um einen positiven Wert zu erhalten?

Betrachten wir die Lage der Immobilien auf der Insel Hainan z.B. In der Mitte der neunziger Jahre gab es wegen des Immobilienbooms einen großen Kapital-Inflow von Festland China in diese Provinz. Überall in Haikou gab es Baustellen und Gebäude. Als aber der Immobilienmarkt wegen der Rezession abkühlte, waren eine Menge Gebäude halb fertig und die Arbeit auf den Baustellen wurde beendet. Aus Sicht der Baufirma floss das, was erbaut wurde, in die BSP-Berechnung mit ein.

Sind aber diese Gebäude für die Gesellschaft nützlich? Natürlich nicht, und da sie der Stadt ein negatives Erscheinungsbild verpassen, beschloss die Provinzregierung, die Gebäude in die Luft zu sprengen, was bei mehr als 100 Gebäuden auf einmal gemacht wurde. (Wie hoch ist der Gesamtwert, angenommen, dass jedes Gebäude einen Gegenwert von 30 Mill. € hat?) Zu der Zeit wurde jeder Pfennig der Abbruchkosten in das BSP mit aufgenommen. Würde man diese Gebäude noch einmal in die Luft sprengen, wäre es nötig, das BSP nochmals neu zu kalkulieren. Für die Gesellschaft bliebe aber nichts als ein Haufen Schutt übrig, der in das BSP von zwei Jahren mit einflöße. (…)

3) Das BSP misst die Qualität nicht. Qualität wird nicht im BSP angezeigt, da das BSP den gegenwärtigen Marktwert aller gesellschaftlichen Aktivitäten misst. Was ist daran so bedeutend? Es ist extrem wichtig. Wir müssen verstehen, dass der Wohlstand eines Landes eher durch Qualität als Quantität geschaffen wird.

(…)

So ist zum Beispiel ein Tisch guter Qualität nach fünf Jahren nicht mit einem von schlechter Qualität vergleichbar. Der Wert des Tisches guter Qualität kann sich sogar noch erhöhen, während der des Tisches schlechter Qualität durch Konkurrenzprodukte sogar bei Null sein kann.
Die gleiche Logik gilt auch für den gesellschaftlichen Wohlstand. Ein Gebäude guter Qualität ist nach hundert Jahren noch wertvoller, während ein Gebäude minderer Qualität nach dreißig Jahren möglicherweise wertlos ist

(…)

Die Produktion von Dingen schlechter Qualität erhöht den Wohlstand einer Gesellschaft nicht, während Produkte guter Qualität einen externen Umtauschwert besitzen. Beispiele wie Land und Umwelt sind alle eine Art von Wohlstand. Wenn es keine international anerkannten Qualitätsstandards gibt, ist ein Austausch von Gütern gleichen Werts nicht möglich. Was man in diesem Falle für ein Produkt kalkulierte, würde von anderen nicht anerkannt werden.

4) (…) Außerdem misst das BSP keine Verschwendung. Wie viel verschwendet China jedes Jahr!

Einerseits investiert es riesige Summen in das größte Glasfasernetz der Welt, auf der anderen Seite zensiert es streng das Internet durch die Kontrolle von Webseiten und Internetcafes. Solche Verschwendungen haben auf das BSP keinen Einfluss.

Es gibt noch etliche solcher Beispiele, und ich will nicht ins Detail gehen. Durch die oben genannten Beispiele kann man erkennen, dass eine hohe Wachstumsrate nicht notwendigerweise zu gesunden ökonomischen Aktivitäten eines Landes führt, ebenso wenig zu einem generellen günstigen Einfluss auf die Gesellschaft.

Besonders in China ist es auf folgenden Gebieten sehr schlimm:

Umweltverschmutzung, Verminderung der Erziehungsaufwendungen, Verschwendung, egoistische Habsucht, Ausplündern der Produktionsstätten, geringe Qualitätsstandards etc.

Wenn wir das hohe BSP-Wachstum bejubeln, sollten wir zur gleichen Zeit klar den Inhalt desselben erkennen, in welcher Phase es eine Messlatte für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ist, und auf welchen Gebieten es die sozialen Effekte der Wirtschaftsaktivitäten nicht reflektiert.

Nur so können wir nicht durch eine simplifizierte Zahl geblendet werden und uns damit brüsten, die Vereinigten Staaten in dreißig Jahren zu überflügeln.

Ohne effektive soziale und wirtschaftliche Strukturen haben wir kein effektives sozialökonomisches Management. Chinesen wissen, schwer zu arbeiten, aber sie wissen nicht, dass, um einen höheren Standard zu erreichen, eine enorme Verbesserung der Qualität der sozialen Struktur notwendig ist, sonst ist jede noch so schwere Arbeit umsonst.

Gerade jetzt sehen wir in China viele faule Kredite im Bankensystem. Warum? Aus einer erweiterten Sicht sind Finanzeinlagen die Schattenbilder der physischen Vermögenswerte. Die enormen Schulden zeigen uns, dass Qualität und Quantität der physischen Vermögenswerte nicht mit den ausgewiesenen Vermögenswerten übereinstimmen. Es zeigt ein sehr ernstes Problem. Wir sollen nicht zu froh über das Wachstum des BSP sein, denn es erzählt nicht die Geschichte, die dahinter steht.

Original in Chinesisch:
http://www.yuanmingeurope.net/articles/200212/15644.html

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