Ostsee Zeitung: Rau kritisiert Zensur in China

Peking (ddp) Bundespräsident Johannes Rau hat während seines Besuchs in der chinesischen Hauptstadt Peking indirekt Kritik an der Informationszensur geübt. Rau sagte gestern in seiner Rede an der renommierten Qinghua-Universität, manche Regierungen fürchteten den „freien Zugang ihrer Bürger zu Informationen“. In einigen Ländern gebe es daher den Versuch, „Dämme gegen die Informations- und Pressefreiheit“ zu errichten. Das sei jedoch durch eine Fülle neuer technischer Möglichkeiten zum Scheitern verurteilt. „Wir sind davon überzeugt, dass eine Gesellschaft nicht auf das kreative Potenzial verzichten kann, das auf Informationsfreiheit angewiesen ist“, betonte der Bundespräsident weiter.

Chinas Medien unterliegen noch immer einer strengen Zensur. Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass in China immer wieder kritische Journalisten inhaftiert werden oder verschwinden. Unliebsame Medien werden von den Pekinger Behörden immer wieder geschlossen. Auch das Internet unterliegt strengen Kontrollen.

Rau hatte zuvor einen besseren Austausch in Wissenschaft und Forschung mit China gefordert. Rau, der bei seinem Staatsbesuch gestern auch Ministerpräsident Wen Jiabao und Parlamentspräsident Wu Bangguo traf, sagte im chinesisch-deutschen Zentrum für Wissenschaftsförderung, mehr wissenschaftliche Kooperation nutze allen. Nicht alle Forschung dürfe in die USA abwandern, sagte der Bundespräsident. In einer Diskussion über Zu- und Abwanderung von Akademikern sagte Rau mit Blick auf die fast 14 000 chinesischen Studenten an deutschen Universitäten, Deutschland müsse sich noch stärker um eine berufliche Perspektive für gut ausgebildeten Chinesen bemühen. Allerdings sollten auch mehr deutsche Studenten nach China gehen. Chinas Vize-Erziehungsministerin, Wu Qidi, berichtete, dass seit der Öffnung des Landes vor zwei Jahrzehnten 580 000 Chinesen zum Studium ins Ausland gegangen seien. Nur 150 000 davon seien zurückgekehrt.

Ostsee Zeitung 13.09.2003

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