Chinas „Völkermord“ gleicht keinem anderen

Dieser Artikel von Benedict Rogers wurde am 2. April 2019 in der französischen römisch-katholischen Tageszeitung La Croix International [1] publiziert.

Benedict Rogers ist stellvertretender Vorsitzender der Menschenrechtskommission der Konservativen Partei Großbritanniens, Teamleiter für Ostasien bei der Menschenrechtsorganisation CSW (Kommission für die Rechtsstellung der Frau) und Berater der International Coalition to End Transplant Abuse in China [2] (dt.: Internationale Koalition zur Beendigung des Organraubs in China).

Menschlicher Genozid, in moderne OP-Kleidung getarnt

„China begeht möglicherweise ‚menschlichen Genozid, getarnt in moderne OP-Kleidung‘,“ mit dieser Aussage von Journalist Ethan Gutmann, dem Autor von The Slaughter, eröffnet Rogers seinen Artikel. Die britische Abgeordnete Fiona Bruce, Vorsitzende der Menschenrechtskommission der Konservativen Partei, bezeichnete Chinas Vorgehen Ende März in einer Debatte im Parlament als „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und… möglicherweise nicht weniger als einen Völkermord im 21. Jahrhundert.“

Ein „fast perfektes Verbrechen“

Ein unabhängiges Tribunal unter dem Vorsitz des britischen Anwalts Sir Geoffrey Nice, QC – dem Mann, der die Strafverfolgung im Prozess gegen Slobodan Milosevic geleitet hat, tagt seit Monaten zu diesem Thema in London. Das siebenköpfige Gremium des China Tribunal wird sein endgültiges Urteil im Juni veröffentlichen, aber es ist bereits nach den ersten drei Tagen der Anhörungen im vergangenen Dezember zu dem Schluss gekommen, dass sie „sicher, einstimmig und zweifelsfrei feststellen, dass in China die Zwangsentnahme von Organen aus Gewissensgefangenen seit langem praktiziert wird, wobei eine sehr große Anzahl von Opfern…. von staatlich organisierten oder zugelassenen Organisationen und Einzelpersonen betroffen ist“.

Doch es ist eine der schwierigsten Menschenrechtsverletzungen zu beweisen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Missbräuchen sind die einzigen Zeugen die beteiligten Ärzte, Polizisten und Gefängnisinsassen: Die Beweise in einem Operationssaal werden mit klinischer Effizienz entfernt. Und wie Bruce es formulierte, ist es „fast ein perfektes Verbrechen“, weil es keine Opfer gibt, die aussagen können.

Rogers schreibt weiter, dass die in China geborene kanadische Schauspielerin und ehemalige Miss World Canada Anastasia Lin bei einer Anhörung im britischen Parlament aussagte: „Wenn dich auf der Straße jemand angreift, kannst du um Hilfe schreien. Wenn du aber an ein Krankenhausbett im Operationssaal eines Arbeitslagers gefesselt bist, kann niemand deine Schreie hören. In China ist es der Staat selbst, der am Organraub beteiligt ist.“

Die Zwangsentnahme von Organen erfolgt nicht nur bei zum Tode verurteilten Straftätern, sondern auch bei Gefangenen aus Gewissensgründen – insbesondere Falun Gong-Praktizierenden [3], Uiguren, tibetischen Buddhisten und bestimmten Hauschristen.

Rogers zitiert einen Report, der vor drei Jahren veröffentlicht wurde, und zwar von Kanadas ehemaligem Außenminister für den asiatisch-pazifischen Raum David Kilgour, dem Rechtsanwalt David Matas und dem Journalisten Ethan Gutmann. Der Titel des Reports: Bloody Harvest/The Slaughter: Ein Update. Aufbauend auf ihren bisherigen Untersuchungen analysierten die Ermittler öffentliche Unterlagen von 712 Krankenhäusern in China, die Leber- und Nierentransplantationen durchgeführt hatten.

Nach den vorliegenden Informationen schätzen sie, dass in chinesischen Krankenhäusern jedes Jahr zwischen 60.000 und 100.000 Organe transplantiert werden. Die Herkunft der Organe ist fraglich, da China keine Tradition für eine freiwillige Organspende hat.

„Todestrakt-Gefangene können für einige geltend gemacht werden. Das chinesische Recht verlangt, dass zum Tode verurteilte Gefangene innerhalb von sieben Tagen hingerichtet werden müssen. Das schränkt die Verfügbarkeit von Organen auf Abruf aus dieser Quelle ein“, so Rogers.

„Darüber hinaus wird in China Patienten – auch Ausländern – versprochen, innerhalb weniger Tage gesunde Organe zu erhalten. Die Ermittler gaben sich als Patienten aus, telefonierten mit chinesischen Krankenhäusern und ließen sich dies bestätigen“, berichtet Rogers weiter. Im Gegensatz dazu wartet in den meisten entwickelten westlichen Ländern ein Patient viele Monate, manchmal Jahre, auf eine Transplantation.

„Ein Ende dieses Verbrechens gegen die Menschheit ist nicht in Sicht“

Daraus folgern die Ermittler, dass Gefangene aus Gewissensgründen die Quelle für diese Organe sind und schließen mit den Worten: „Das Ende dieses Verbrechens gegen die Menschheit ist nicht in Sicht.“

„Die ultimative Schlussfolgerung ist, dass die Kommunistische Partei Chinas den Staat in die Massentötung unschuldiger Menschen verwickelt hat, um Organe für Transplantationen zu erhalten…“

„Gewaltsame Organentnahme auf Hinrichtungsplatz“

Ein ehemaliger Chirurg aus Xinjiang berichtet vor dem China Tribunal, was er vor mehr als zwei Jahrzehnten erlebt hat. Dr. Enver Tohti hat ausgesagt, dass einem Gefangenen 1995 auf einem Hinrichtungsplatz Organe gewaltsam entnommen wurden. Nachdem er von den Chefchirurgen seines Krankenhauses unterwiesen worden war, bereitete er die Instrumente vor und wurde zum Einsatzort gebracht: „Uns wurde gesagt, wir sollten hinter einem Hügel warten und auf das Feld kommen, sobald wir den Schuss hörten“, erinnert er sich. „Einen Moment später gab es Schüsse. Nicht einen, sondern viele. Wir stürzten uns auf das Feld. Ein bewaffneter Polizist sagte mir, wohin ich gehen sollte. Er führte uns näher heran, zeigte dann auf eine Leiche und sagte: ,Das ist es.‘ Zu diesem Zeitpunkt erschien unser Chefchirurg aus dem Nichts und sagte mir, ich solle die Leber und zwei Nieren entfernen. Er drängte mich, mich zu beeilen…. Dann legten unsere Chefchirurgen diese Organe in eine Kiste und stiegen in das Auto. Sie sagten mir, ich solle zurück ins Krankenhaus gehen und nie darüber sprechen.“

Einige Länder, insbesondere Israel, Italien, Spanien und Taiwan, haben den „Organtourismus“ nach China bereits verboten, und der kanadische Senat hat entsprechende Gesetze erlassen. UN-Berichterstatter haben China aufgefordert, die Quellen der Organe zu belegen, aber keine Antwort erhalten. Eine der weltweit angesehensten Stimmen zur Ethik der Organtransplantation, Dr. Annika Tibell, hat eine internationale Untersuchung gefordert.

Der Autor fordert zum Handeln auf: „Wenn das Zwischenurteil des China Tribunals die Wahrheit zutage fördert, dann zwingt das dazu, Gerechtigkeit zu üben und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn es wahr ist, erfordert es eine Neubewertung der Beziehungen zu den Verantwortlichen.“

Andere Länder sollten denjenigen folgen, die bereits Gesetze zum Verbot des Organtourismus nach China erlassen haben. Die Vereinten Nationen sollten einen Sonderberichterstatter für die Menschenrechte in China ernennen und einen Untersuchungsausschuss einrichten. Und wenn es wahr ist, bedarf es dringender Maßnahmen, um den Mord an weiteren Unschuldigen zu stoppen.

Rogers zitiert zum Schluss nochmals die britische Abgeordnete Fiona Bruce: „Werden wir die Worte ,Nie wieder‘ noch einmal mit Bedauern hören, wenn die Wahrheit schließlich herauskommt? Es ist nicht so, dass nichts getan werden kann…. Es schreit nach einer Lösung. Wer nichts dagegen tut, wird eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden.“

[1] siehe: https://international.la-croix.com/news/chinas-genocide-unlike-any-other/9803#

[2] https://endtransplantabuse.org/

[3] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und verbreitete sich rasant. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

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