Zürcher Oberländer: Repression am eigenen Leib erfahren

5.03.02.

tb. Für diese Aktion wären sie in China sofort verhaftet worden: Am Samstag informierten Falun-Gong-Praktizierende in Uster über die Repression und Gewalt, mit der die chinesische Regierung gegen die Anhänger dieser fernöstlichen Meditationslehre vorgeht.

In welcher Weise chinesische Sicherheitsorgane mit Falun-Gong-Anhängern umgehen, mussten am 20. November 2001 36 westliche Sympathisanten am eigenen Leib erfahren. Als sie sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking öffentlich mit den Falun-Gong-Praktizierenden in China solidarisierten, wurden sie bereits nach wenigen Sekunden von Polizisten in Gewahrsam genommen.

Silvan Fedier aus Uster war einer der Verhafteten und schockiert über die Gewaltbereitschaft der Sicherheitskräfte: «Wir wurden geschlagen. Einige von uns hatten Rippenquetschungen, Blutergüsse und sogar Knochenbrüche.» Obwohl sie ihre westliche Herkunft als eine Art Rückendeckung vor schlimmeren Übergriffen empfunden hätten, so Fedier, sei die ständige Ungewissheit während der 24-stündigen, menschenunwürdigen Haft doch sehr schlimm gewesen. «Schlussendlich erging es uns aber einiges besser als den Leuten in China», hält der 29-jährige Ustermer fest.

«Regierung fürchtet um ihre Macht»

Auf das Schicksal von inhaftierten chinesischen Falun-Gong-Anhängern hinzuweisen, war deshalb oberstes Ziel der samstäglichen Informationsveranstaltung an der Poststrasse in Uster. Zu diesem Zweck wurde Filmmaterial gezeigt, welches die Greueltaten chinesischer Sicherheitsorgane dokumentiert sowie Verschleierungsmassnahmen wie auch die gezielte Desinformation der Regierung offenlegt. Ausserdem wurden Broschüren verteilt, in denen Politiker, humanitäre Organisationen und Religionsvertreter aus der ganzen Welt zitiert werden, die Falun Gong (auch Falun Dafa genannt) unterstützen. So ist im Jahresbericht 2001 von Amnesty International von «Menschenrechtsverletzungen» und einer «systematischen Verfolgung» von Falun-Gong-Anhängern, die auch zahlreiche Ermordungen einschließt, die Rede. Die Schweiz (500 bis 700 geschätzte Falun-Gong-Praktizierende) hat China in diesem Zusammenhang konkret ermahnt, die Religions- und Meinungsfreiheit der Bürger zu respektieren.

Interessierten Passanten erläuterte Silvan Fedier zusammen mit einigen Gleichgesinnten die Gründe für die Repressionen Chinas: «Angesichts der 70 Millionen Praktizierenden allein in ihrem Land fürchtet die Regierung Jiang Zemins um ihre Macht, obwohl diese Meditationslehre keinen politischen Hintergrund besitzt.» Falun Gong wurde in China im Sommer 1999 verboten.

«Weder Kult noch Sekte»

«Falun Gong ist weder ein Kult noch eine Sekte», sagt Silvan Fedier und hält fest, dass diese spirituelle Bewegung keine Mitgliedschaft kenne und nur kostenlos weitergegeben werde. Falun Gong befasse sich mit den zentralen Prinzipien des Lebens: Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, sagt Fedier, der durch die Meditationslehre eine «wohltuende Wirkung auf Körper und Geist» erfahren hat. «Ich bin aber ein ganz normaler Mensch, der voll in die Gesellschaft integriert ist», so der Ustermer. Nicht ganz dieser Meinung waren wohl einige Passanten, welche die Falun-Gong-Praktizierenden beim Ausüben der fünf Übungen – Meditation und fliessende, sanfte Bewegungen – beobachteten und dabei dermassen entgeistert schauten, als seien sie soeben einer Gruppe Lambada tanzender Ausserirdischer in Baströckchen begegnet.

Silvan Fedier zeigte sich dennoch zufrieden mit der Aktion, die bis zum späten Nachmittag andauernte. Sie hätten viele interessante Gespräche geführt und allgemein positive Reaktionen erhalten, so der Ustermer, «und obwohl viele Leute immer noch sehr wenig über Falun Gong wissen, haben im Vergleich zu früheren Jahren die negativen Vorurteile klar abgenommen.» So musste auch keinerlei Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit sich Falun-Gong-Praktizierende ab April jeden Mittwochabend im Jugi Uster treffen können.

Hakenkreuz als Symbol des Glücks

tb. Etwas befremdend mag das Emblem von Falun Gong wirken: ein Hakenkreuz, umrahmt von Tai-Chi-Zeichen. Dabei handelt es sich jedoch um das so genannte Swastika (svastikah: altindisch für «glücklich sein»), welches für das Leben, die Freude und das Glück steht und ein Symbol aus alten Kulturen ist. Es wurde auf allen Kontinenten ausser Australien gefunden, so zum Beispiel als Stickerei auf christlicher Kleidung, in der Kunst der Mayas und Akzteken wie auch als dekoratives Element in alten Synagogen. Seitdem die Nationalsozialisten das Hakenkreuz zu ihrem Symbol machten, ist das Emblem von den Alliierten verboten.

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