L&#039opinione (Italien): Pekings erbitterter Kampf gegen Falun Gong

Man weiß ja, wenn man China irgendwie begegnet, dass dann „Geheimnis“ angesagt ist; aber sollten es ausgerechnet sie sein, die 10 Tage lang die Fernsehprogramme des chinesischen Satelliten Sinosat über&#039s Ohr gehauen haben? Die „Anhänger“ der geistigen Bewegung, der es gelingt, die stärkste Diktatur der Welt in eine Krise zu stürzen, haben sich als unbeteiligt an der Satelliten-Piraterie erklärt. Es wird nicht leicht sein, die Wahrheit zu erfahren, wenn auch die Fakten – man muß es schon so sagen – vor den Augen von Millionen von Menschen liegen. Nach Eingeständnis der entsprechenden Bürokratie in Peking sind die Fernsehapparate von Millionen Chinesen vom 30. Juni bis zum 10. Juli demnach von Bildern und Nachrichten des Falun Gong überfallen worden. Der Direktor der Pekinger Fernsehmitteilungen hat mit unverhohlener Verlegenheit erklärt, dass “ ausländische Mächte daran interessiert sind , die legitime chinesischen Regierung zu zersetzen“, wobei er hinzufügte, es sei offensichtlich, dass es sich um „Operationen krimineller Umwälzungen “ handele. Eine Sache also, die den „Oberbonzen“ Jiang Zemin zur Bestie macht.

Sicherlich, für ein Land, welches das empfindliche Tibetische Ökosystem zerstört hat, dass Tausende von politischen Gefangenen eingesperrt, gefoltert und getötet hat, dass im Vergleich zu den klassischen Ländern, die die Todesstrafe beibehalten, weit hervorragt, mit seiner höchsten Zahl von Hinrichtungen in der ganzen Welt (etwa 75% der gesamten Hinrichtungen in der Welt) , hat der Überraschungsangriff per Satellit die Wirkung eines Erdbebens ausgelöst. Die technologische Piraterie ist eines der Hauptprobleme für die „weiße Weste“ der verbotenen Stadt. In wenigen Tage wird der erste Prozeß gegen einen Internet-Anbieter zelebriert werden, welcher angeklagt ist, Informationen verbreitet zu haben – auch diese natürlich “ subversiv“- . Die großen Portale, die sich wieder an die chinesische Öffentlichkeit wenden, passen sich sehr schnell den neuen Richtlinien der Pekinger Regierung an. Diese versteht es, sich jedes im Hinblick der eigenen Stabilität gefährlichen Internet-Inhalts zu entledigen, die für die Benutzer des Internet in China leicht zugänglich sind. Etwa 300 Internetanbieter haben kürzlich ein öffentlich zugängliches Dokument unterschrieben, das sich “ Öffentliche Verpflichtung über die Selbstdisziplin der chinesischen Internet- Industrie“ nennt.

Die 1992 in China entstandene Bewegung wird heute zu einem echten diplomatischen Problem. Vor wenigen Wochen hat Island, in Erwartung der Ankunft von Präsident Jiang Zemin, allen Falun Gong Praktizierenden die Einreise nach Island verweigert, die sich dort zusammenfinden wollten, um gegen die Verletzung der Menschenrechte in China zu protestieren. In Rom und Florenz stieß die kleine Falun Dafa- Gruppe zusammen mit militanten Todesstrafe- Abschaffungsbefürwortern der Vereinigung „Keiner rühre Kain an!“ auf nicht wenige Hindernisse und Schwierigkeiten wegen zweier friedlicher Demonstrationen gegen den offiziellen Besuch des Direktors des zu trauriger Berühmtheit gelangten „Büro 610“. (Ein am10 Juni 1999 gegründetes Unterdrückungsinstrument, um der geistigen Bewegung des Li Hongzhi, des geheimnisvollen Oberhauptes dieser Organisation mit allen Mitteln zu bekämpfen.) Amnesty International spricht von 430 Toten, die von 1999 bis heute ermittelt wurden, dazu Folterungen, Einweisungen in Konzentrationslager und Vergeltungsmaßnahmen gegen Familienmitglieder von Falun Gong-Praktizierenden.) Für Peking ist sie „eine teuflische Sekte“.

In seinem Wohnort Florenz haben wir für „L`Opinione“ ein Interview mit Diego Manca gemacht, einem 53 Jahre alten Schriftsteller, dem Medienzuständigen der Bewegung in Italien. Zusammen mit Alfredo Fava, dem Sprecher der Bewegung, teilt er die Verantwortung, die Bewegung in unserem Land bekanntzumachen und sie gegen die Gegenpropaganda des Pekinger Botschafters in Italien zu verteidigen. Alfredo ist ein Textil-Unternehmer aus Biella, 48 Jahre alt, verheiratet mit Lan Ning, die auch Praktizierende von Falun Gong ist. Sie haben einen dreijährigen Sohn, Nicolas. Eine Webseite mit italienischen Informationen finden Sie unter folgender Adresse:
http:// web.tiscali.it/falundafa/.

Interview:

Zunächst einmal, Diego, wie bist Du zu Falun Gong gekommen?

D.: Ich habe die Bewegung vor etwa zwei Jahren kennen gelernt. Ich war gerade 5o Jahre alt geworden, ich hatte meinen alten Arbeitsplatz verloren und suchte nach einem neuen. Im Jahr davor hatte ich zweimal einen Kollaps, der durch Überarbeitung und Stress ausgelöst worden war und so war meine Gesundheit recht wackelig. Zu Hause hatte ich keine gute Beziehung zu meiner Lebensgefährtin, der Mutter unserer Tochter. Wir stritten fast den ganzen Tag und das Leben war für uns alle eine Hölle. Eines Tages kam eine Freundin von mir zu Besuch, weil sie gern von meinem Computer aus eine E- mail verschicken wollte. Sie ist Lehrerin von Tai Chi Chuan und Yoga und sie fragte mich nebenbei , ob ich jemals etwas von Falun Gong gehört hatte. Ich sagte, dass ich etwas in der Tageszeitung gelesen habe (das war im September 1999) aber ich wüsste nicht genau, um was es sich handele. Also suchten wir im Internet mit Hilfe einer Suchmaschine, und tatsächlich fanden wir viele Seiten über Falun Gong. Nun fing ich an, ein Buch herunterzuladen , danach war ich richtig begierig, vor allem die Erfahrungen anderer Praktizierender zu teilen.

Wenn ich nicht irre, bist Du der Zuständige für die Medien der Bewegung. Es gab also Strukturen und Verantwortlichkeiten bei Falun Gong?

D: Es gibt keine Organisation oder Hierarchie bei Falun Gong. Wir sind alle Praktizierende und jeder einzelne trägt zu der notwendigen Arbeit das bei, was er je nach seinen Möglichkeiten und seiner Verfügbarkeit kann.

Wie viele Praktizierende von Qigong gibt es in Italien ? Und wo sitzen sie?

D: Weil es keine Organisation und keine Einschreibelisten gibt, können wir nur sagen, dass wir die Übungen einigen Hundert Menschen beigebracht haben, die über ganz Italien verstreut sind.

Falun Gong wird gewöhnlich als „Sekte“ definiert…..

D: Wenn wir einmal in ein Lexikon schauen, so sehen wir, dass man darunter eine Gruppe von Menschen versteht, die eine gewisse politische, philosophische oder religiöse Doktrin bekennt, im Gegensatz oder in Opposition zu derjenigen, die von den meisten bekannt wird. Alle unsere Tätigkeiten finden in der Öffentlichkeit statt, veröffentlicht im Internet, zur Verfügung für jedermann. Wir haben keine politischen Absichten und sind gehalten, die Gesetze des Staates zu halten, in dem wir leben; nur China ist da eine Ausnahme, das eine ernste Verfolgung angefangen hat, ungesetzlich wohlgemerkt, denn es respektiert die chinesische Verfassung nicht.

Kürzlich hat China, denen folgend, die jene „Störung“ der Fernsehübertragung über Satellit, welche an die bäuerlichen Gegenden Chinas gerichtet waren, euch hart verurteilt. Das ist ja nichts Neues. Aber Ihr habt in einer eurer Meldungen behauptet, dass Ihr nicht wüsstet, „wer sich in diese Satellitennachrichten eingeschaltet habe.“ Was soll man dazu sagen?

D: Allgemein gesagt, wer sich auch immer in die Übertragung eingemischt haben mag, hat ein verdienstvolles Werk vollbracht, wenn man sich den Zustand der chinesischen Nachrichtenübermittlung vor Augen hält, die von der Regierung gefälscht und manipuliert wird. Es ist dies die einzige Möglichkeit, die wir haben, um dem chinesischen Volk die Wahrheit zu sagen. In diesem speziellen Fall allerdings hegen wir starke Zweifel, dass das, was vom chinesischen Ministerium erzählt wird, der Wahrheit entspricht. Es scheint eher ein künstlich hergestellter Versuch zu sein, die Hypothese zu bestätigen, dass die Störungen aus dem Ausland gekommen seien. Das würde der chinesischen Regierung erlauben, Druck auf ausländische Regierungen auszuüben, um die Freiheit der dortigen Praktizierenden einzuschränken. Alle die Beweise, die auf der Pressekonferenz vorgetragen wurden, erscheinen uns sehr verdächtig; eine Forschungsagentur hat ermittelt: Interviewte haben nicht existiert, Erklärungen waren widersprüchlich, Tatsachen solchen Zonen zugeschrieben, die niemals Fernsehnachrichten empfangen, und so weiter.

Fußnote:

Falun Gong, auch Falun Dafa genannt, ist eine alte Form von Qigong, einer Praxis, um Körper und Geist zu reinigen vermittels bestimmter Übungen und intensiver Meditation. In wenigen Jahren nach seiner öffentlichen Einführung ist Falun Gong die meistpraktizierte Qigong-Form geworden, die je in der chinesischen Geschichte praktiziert wurde. 1992 von Li Hongzhi dem Publikum bekannt gemacht, wird sie heute in mehr als 40 Ländern von zehnfachen Millionen von Menschen befolgt. Die Praktizierenden opfern den Übungen einen Teil ihres täglichen Lebens, sie haben keine Kultstätten dafür aber eine erstaunliche Menge von Webseiten, Mailinglisten, Internet- Adressen, und handeln im Einklang mit ihren Grundsätzen Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit. Das Falun Dafa-Informationszentrum hat ins Einzelne gehende Beweise für mehr als 433 Tote seit Beginn der Verfolgung in China im Jahre 1999.

Massimo Lensi

Aus „L&#039opinione“ von Donnerstag, d. 18. Juli 2002
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