Geschichten aus dem alten China: Wenn man ein Mensch mit großer Unbescholtenheit werden will, muss man viele kleine Dinge ertragen können

Han Qi diente während der Song Dynastie unter drei Generationen von Kaisern als Premierminister am kaiserlichen Hof. Er war ein aufrechter und ehrlicher Mensch, der für seine Großzügigkeit und Weitherzigkeit bekannt war. Die Menschen nannten ihn voller Achtung „Ehrenwerter Han.“ Er sagte einmal: “Wenn man ein Mensch von großer Unbescholtenheit werden will, muss man viele kleine Dinge ertragen können.“

Einmal diente er als Kommandeur von Truppen, die in Dingzhou stationiert waren. Eines Abends, als er gerade einen Brief schrieb, bat er einen Soldaten, für ihn eine Kerze zu halten. Nach einer Weile sah sich der Soldat in allen Richtungen um, weil er anfing, sich zu langweilen. Daher hielt er die Kerze nicht mehr aufrecht. Diese neigte sich bis über Qis Kopf, so dass sein Haar Feuer fing. Qi machte das Feuer sofort mit seinem Ärmel aus, als ob nichts geschehen wäre und schrieb seinen Brief weiter. Später sah er hoch und entdeckte, dass ein anderer Soldat die Kerze hielt. Han Qi fürchtete, dass der diensthabende Offizier den ersten Soldaten bestrafte. Er rief den Offizier eilig herbei und sagte: „Dieser Soldat muss nicht abgelöst werden! Ich bin sicher, dass er schon gelernt hat, wie man eine Kerze hält.“ Alle seine ihm unterstellten Soldaten und Offiziere bewunderten seine großzügige Geisteshaltung.

Als er als hochrangiger Armeeoffizier in Damingfu diente, schenkte ihm jemand sehr wertvolle Jadeschalen. Man sagte, sie seien sehr seltene Schätze. Han Qi dankte dem Menschen, der ihm die Schalen geschenkt hatte und gab ihm dafür weißes Gold als Gegengabe. Er mochte diese Jadeschalen gern. Immer, wenn er ein Bankett abhielt, bat er seine Diener, die Tafel mit hochwertigem Silber zu decken und die beiden Jadeschalen auf den Tisch zu stellen. Einmal gab er ein Bankett zu Ehren eines hochrangigen Beamten, der für den Wassertransport zuständig war. Er war dabei, die beiden Jadeschalen mit Wein für seinen verehrten Gast zu füllen.

Während des Essens stieß ein Diener versehentlich den Tisch an, auf dem sie standen. Die Jadeschalen fielen auf den Boden und zerbrachen. Alle Gäste waren erschrocken. Der Diener war in Angst und Schrecken versetzt. Er kniete nieder, legte den Kopf auf den Boden und wartete auf seine Bestrafung. Han Qi blieb ruhig. Er lächelte und sagte zu den Gästen: „Hinter allen Dingen steht ein natürliches Gebot von Leben und Tod.“ Dann wandte er sich an den Diener mit den Worten: „Du hast das nicht absichtlich gemacht, also hast Du nichts Schlechtes getan.“

Einmal war Han Qi zu einem der Hauptrichter in einer Prüfung für Anwärter für den kaiserlichen öffentlichen Dienst in der Stadt Kaifeng bestimmt. Die anderen beiden Richter waren Wang Gongcheng und Ye Dingji. Beide stritten unentwegt, als sie die vorgelegten Papiere der Teilnehmer der Prüfung durchsahen. Han Qi saß ganz ruhig da und las die Papiere immer wieder durch, als hätte er nichts gehört. Eines Tages wurde Wang wütend, weil Qi ihm beim Streit mit Ye nicht beistand. Er fragte ihn spöttisch: „Bist Du etwa hier, um Deine großzügige und weitherzige Geisteshaltung weiter zu verbessern?“ Han Qi war nicht getroffen. Er entschuldigte sich hingegen auf die netteste und freundlichste Art.

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