Lasst mich euch eine Geschichte erzählen, die in China über Generationen hin erzählt wurde. Nachdem Lü Dongbin (eine beliebte Figur aus der traditionellen chinesischen Kultur, der bekannteste der „Acht Unsterblichen“) ein Unsterblicher wurde, wollte er seine magischen Künste an einen Schüler weitergeben, der nicht gierig war. Er dachte sich einen Plan aus und verwandelte sich in einen alten Mann, der süße Klößchen verkauft. Er brachte an seinem Stand eine Notiz mit folgendem Wortlaut an: „Eine Kupfermünze für ein süßes Klößchen; zwei Kupfermünzen, iss so viel du kannst“.
An diesem Tag kamen viele Leute, um seine süßen Klößchen zu essen, doch keiner zahlte eine Kupfermünze für ein süßes Klößchen. Langsam wurde es spät. Da kam ein junger Mann und bezahlte eine Kupfermünze, aß ein süßes Klößchen und ging wieder. Lü Dongbin war entzückt, er eilte ihm nach und fragte: „Warum hast du nicht zwei Kupfermünzen bezahlt und gegessen, soviel du kannst?“ Voller Kummer sagte der junge Mann: „Ich hatte nur noch eine Kupfermünze übrig“.
Lü Dongbin seufzte und flog in den Himmel. Infolgedessen nahm er zeitlebens keinen Schüler an. Sogar Unsterbliche fanden es schwierig, jemanden ohne Gier und Wunschstreben zu finden.
In unserem täglichen Leben ist jeder beschäftigt, besorgt ums Überleben und versucht, ein besseres Leben zu führen und so ist es kein Wunder, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Der Grund dafür ist sehr simpel. Unser Leben wird von Wünschen und Sehnsüchten getrieben, die auf Ruhm und Eigennutz basieren.
Ruhm ist leer, inhaltslos und befriedigt die Eitelkeit; Eigennutz ist greifbar und befriedigt unsere Wünsche und Bedürfnisse. Menschen sind auf ihren Eigennutz bedacht, der immer größer und größer wird, bis ihre Wünsche so aufgeblasen sind, dass sie verwirrt werden. Sie ignorieren keinen einzigen Wunsch und sind auf immer mehr und mehr Eigennutz aus. Überleg einmal, du magst viele Villen besitzen, benötigst aber nur ein Bett, um darin zu schlafen; du magst eine Reihe von Luxuswagen dein Eigen nennen, kannst aber nur in einem zur gleichen Zeit fahren.
Kultivierende haben höhere Standards. Wir sollten danach streben, uns über die alltäglichen Menschen zu erheben und rein bleiben, wie Lotusblumen, die aus einem schlammigen Tümpel aufblühen. Kultivierung bedeutet, alle Arten von Wünschen und Eigensinnen loszulassen. Wir müssen uns an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht angleichen, bis wir die rechtschaffene Erleuchtung der Selbstlosigkeit und des Altruismus erreichen.
Anmerkung: Frau Li Yaru, die Verfasserin dieses Artikels, ist eine Falun Gong-Praktizierende. Sie machte ihren Abschluss an der Heilongjiang Universität und wurde eine hochrespektierte Lehrerin. Später wurde sie vom Bildungsausschuss des Hanjiayuan Forstamtes in der Region Daxinganling zur stellvertretenden Rektorin befördert. Im Juli 2008 wurde Frau Li illegal festgenommen, zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und in das Frauengefängnis Heilongjiang eingewiesen. Sie verlor ihren Arbeitsplatz und ihr Mann ließ sich von ihr scheiden. Wegen der kontinuierlichen Folter erkrankte sie und wurde mit Leukämie diagnostiziert. Sie starb am 20. Juli 2011 im Alter von nur 48 Jahren.