Unstillbarer Wunsch nach Lust und Begierde führt zu schlechter Vergeltung

Lu Qing war ein Mann, der in der Ming Dynastie (1368 – 1644 n. Chr.) lebte. Er war ein unverbesserlicher Voyeur und schwelgte oft in obszönen Inhalten. Aufgrund seiner abartigen Lüste, lebte seine Familie in Armut und seine beiden Söhne starben, als er Mitte dreißig war.

Eines Tages starb Lu und ging in die Unterwelt. Dort traf er seinen Großvater, der sehr über Kreuz mit ihm zu sein schien.

„Zwei Generationen lang hat unsere Familie durch gute Taten und anderen zu helfen, gutes Karma angesammelt. Du hättest aufgrund dessen sehr viel Glück haben können. Doch deine unersättliche Begierde kreierte so viel schlechtes Karma, dass es dein ganzes Glück aufzehrte“, sagte der Großvater. Ich befürchtete gar, du würdest Ehebruch begehen. Wenn du das getan hättest, wäre unsere Familie völlig dem Untergang geweiht gewesen. Und so flehte ich Gottheiten der Unterwelt an, dich vor deiner Zeit hierher zu bringen, damit du siehst, welche Strafen jene erwarten, die in sexuelle Fehlverhalten involviert sind.“

„Mir wurde gesagt, dass, wenn jemand Sex mit Frauen anderer Menschen habe, würde er keine eigenen Kinder bekommen“, sagte Lu Qing. „Großvater, ich wage nicht, Ehebruch zu begehen.“

Als er dies hörte, schaltete sich ein Wächter der Unterwelt ein.

„Eine Familienlinie zu unterbrechen, ist die geringste Strafe, die Menschen für Ehebruch erhalten“, erläuterte er. „Tatsächlich, der Verführung anderer zu verfallen, ist bereits ausreichend, um diese Konsequenz zu garantieren. Wenn eine Person wiederholt Frauen anderer verführt oder die Kinder aus solchen Verbindungen abtreibt – oder noch schlimmer, den rechtmäßigen Ehemann der Frau tötet – würden die Konsequenzen noch viel schlimmer sein.“

„Die Gesetze gegen Ehebruch in der Menschenwelt sind zu nachsichtig“, führte der Wächter weiter aus. „Menschen kreieren schon Karma, wenn sie nur über Ehebruch nachdenken. Sogar die, für die Bestrafung von Ehebrechern, verantwortliche Gottheiten, würden in Schwierigkeiten geraten, wenn sie nicht die eigensinnigen Gedanken der Menschen zur Anzeige bringen und dementsprechend Strafe zuweisen.“

Während der Wächter sprach, brachten andere Wächter, Dutzende von Ehebrechern vor Gericht. Sie waren alle gefesselt und mussten sich hinknien. Der Gott der Unterwelt fing an, ernst deren Urteile zu verkünden, eines nach dem anderen. Der erste Ehebrecher würde in seinem nächsten Leben ein geistig behinderter und stummer Bettler sein. Der zweite Ehebrecher würde als Prostituierte reinkarnieren, die schließlich erblindet. Der dritte würde zwei Leben lang eine Kuh sein und ein vierter, zehn Leben lang ein Schwein.

Nachdem alle Urteilssprüche vorgelesen worden waren, brachten die Wächter die Ehebrecher auf ihre Wege zur Reinkarnation ihres nächsten Lebens. Lu Qing war entsetzt über diese Szene.
„Das ist noch nicht einmal das Schlimmste davon“, sagte der Wächter. „Ich hoffe aber, dass du es nun verstehst. Du solltest nicht kurzen Momenten des Vergnügens nachjagen; es wird dich für ganze Leben ruinieren, um aufzusteigen. Weiche der Lust aus, wie du Pfeilen ausweichst, die auf dich abgeschossen werden. Du solltest alles, was du gesehen hast, aufschreiben, damit du die übrigen Menschen warnen kannst.“

Und das genau war, was Lu Qing tat; er wurde auf wunderbare Weise wiederbelebt und schrieb kurz danach Rundreise (Führung) durch die Unterwelt. Zehntausende Bände des Buches wurden veröffentlicht, um vor den Gefahren der Lust zu warnen.

Im Alter von vierzig Jahren wurde Lu mit zwei Söhnen belohnt. Seine Familie gelangte auch wieder zu Reichtum.

Lu Qing entschloss sich schließlich, sich der gewöhnlichen Menschenwelt zu entsagen und begab sich nach Südchina, um Mönch zu werden.

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