Geschichten aus dem Alten China: Hungertod auf dem Kupferberg

Deng Tong war aus Na An in der Präfektur Shu. Bevor er vermögend wurde, war er ein ganz gewöhnlicher Bootsverleiher. Eines Tages hatte Kaiser Wen in der Han Dynastie einen Traum. Er träumte, dass er zum Himmel aufsteigen wollte und dass es ihm nicht gelang, gleichgültig, wie sehr er es auch versuchte. Da trug ihn ein Bootsmann mit einem gelben Hut auf dem Rücken zum Himmel hinauf. Han Wen Di drehte sich um und sah sich die Kleidung des Bootsmanns an. Nach dem Erwachen wollte Han Wen Di den Bootsmann finden, der ihn zum Himmel hinaufgetragen hatte. Gar nicht lange, da traf Wen Di auf Deng Tong und erkannte dessen Kleidung wieder, die genau wie die des Bootsmannes in seinem Traum war. Als er ihn nach seinem Namen fragte, war Wen Di ganz entzückt (Im Chinesischen heißt nämlich Deng „klettern“ und Tong heißt „durch, mittels“). Er gab Deng Tong mehr als 100.000 Schnüre von Münzen und ernannte ihn zum kaiserlichen Ratgeber.

Der Kaiser pflegte eine sehr gute Beziehung zu Deng Tong und besuchte ihn oft. Eines Tages forderte er einen berühmten Wahrsager auf, Deng Tongs Glück vorauszusagen, indem er in seinem Gesicht las. Der Wahrsager sagte, dass Deng Tong eines Tages verhungern und erfrieren würde. Der Kaiser sagte sehr ärgerlich: “Ich habe Deng Tong zum reichen Mann gemacht, wie könnte ich ihn an Hunger und Kälte sterben lassen?“ Bald darauf schenkte er Deng Tong den Kupferberg Yandao in der Präfektur Shu. Er durfte Münzen prägen, die sich dann weit verbreiteten. Die Menge der Münzen, die im Umlauf sind und deren Wert haben einen großen Einfluß auf die Gesellschaft, darum wurde die Münzprägung in der Geschichte immer von der Regierung kontrolliert.

Dennoch aber gab der Kaiser Deng Tong die Macht, das Kupfer abzubauen und zu Münzen zu prägen, wodurch Deng Tong wohlhabender als alle Prinzen und Fürsten des Landes wurde. Der Kaiser war mit sich sehr zufrieden, weil er glaubte, dass Deng Tong mit so viel Geld nicht vor Hunger sterben könne. Selbst Deng Tong dachte, daß die Prophezeiung über seinen angekündigten Hungertod mit so viel Geld und seiner guten Beziehung zum Kaiser nicht wahr werden würde und schmeichelte dem Kaiser nicht mehr.

Eines Tages wuchs dem Kaiser eine Beule, die eiterte. Deng Tong entfernte den Eiter mit seinem Mund. Danach bat der Kaiser den Kronprinzen, ihm den Eiter zu entfernen, weil er seine Loyalität prüfen wollte. Der Prinz zögerte jedoch. Da erzählte er dem Kronprinzen, dass Deng Tong das schon getan habe. Der Kronprinz wurde verlegen und empfand einen Groll gegen Deng Tong.

Mehrere Jahre später starb der Kaiser. Der Kronprinz erwarb den Thron und wurde der Kaiser Jing der Han Dynastie. Plötzlich verlor Deng Tong das Wohlwollen des kaiserlichen Hofes. Irgendjemand erzählte dem Kaiser, dass Deng Tong ungesetzliche Taten begangen habe, indem er Kupfer vom Berge Shu ins Ausland transportiert und dort Münzen geprägt habe. Kaiser Jing war froh, dass er das zum Vorwand nehmen konnte, alle Besitztümer Deng Tongs zu beschlagnahmen. Später starb Deng Tong tatsächlich vor Armut und Hunger.

Die Bestimmungen des Schicksals sind wirklich eigenartig! Es ist wahr, dass die Menschen niemals die Entschlüsse des Himmels anfechten können. Das gilt sogar für Kaiser. Es gibt ein Gedicht, das diesen Vorfall beschreibt: “Hungertod auf dem Kupferberg, vom Himmel beschlossen. Wenn ein menschliches Wesen gegen einen Gott kämpfen will, ist das immer vergeblich, selbst für einen Kaiser.“

Quelle: „Shi Ji“ Band 125- Gesammelte Lebensläufe von Ning Xing

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