Dichtung aus der Tang-Dynastie: „Der alte Holzkohleverkäufer“

Der alte Holzkohleverkäufer

Holzfällen und Kohlebrennen in den Wäldern des Südlichen Berges.
Sein Gesicht, voller Staub- und Ascheflecken, hat die Farbe von Rauch angenommen. Sein Schläfenhaar ist graumeliert, seine zehn Finger schwarz. Wie lange wird das Geld vom Verkauf der Holzkohle reichen? Es reicht gerade dazu, seinen Körper zu bedecken und Essen zu bekommen. Obgleich, oh weh, der Mantel auf seinem Rücken ungefüttert ist, hofft er dennoch, dass es ein kalter Winter wird, damit er den Kohlepreis erhöhen kann! Vorige Nacht fiel außerhalb der Stadt 30 cm Schnee. Im Morgengrauen fährt er seinen Kohlewagen durch die vereisten Furchen. Der Ochse war müde, der Mann hungrig, die Sonne stand schon hoch, vor dem Tor; südlich vom Marktplatz hielten sie schließlich im Matsch. Plötzlich ein paar tänzelnde Reiter. Wer mag da kommen? Ein Beamter in einem gelben Mantel und ein Junge im weißen Hemd. In der Hand einen schriftlichen Haftbefehl, auf der Zunge die Worte eines Befehls; sie drehen sich zu dem Wagen um und verfluchen den Ochsen, wobei sie ihn Richtung Norden fuhren. Ein ganzer Wagen voller Holzkohle, mehr als tausend Boshaftigkeiten.
Einem Beamten fiel es ein, ihn wegzunehmen, der Holzkohleverkäufer möge sich nicht beklagen!
Ein halbes Stück roter Seide und einen Yard Damast haben diese Hofleute dem Ochsen über den Kopf gezogen, sozusagen als Preis für den ganzen Wagen voller Holzkohle!

Das Gedicht auf Chinesisch

賣炭翁
白居易
賣炭翁,伐薪燒炭南山中。
滿面塵灰煙火色,兩鬢蒼蒼十指黑。
賣炭得錢何所營?身上衣裳口中食。
可憐身上衣正單,心憂炭價願天寒。
夜來城外一尺雪,曉駕炭車輾冰轍。
牛困人飢日已高,市南門外泥中歇。
翩翩兩騎來是誰?黃衣使者白衫兒。
手把文書口稱敕,回車叱牛牽向北。
一車炭,千余斤,宮使驅將惜不得。
半匹紅紗一丈綾,系向牛頭充炭值。

Bai Juyi, bekannt als Bai Letian, war ein bekannter Dichter in der Tang Dynastie. Er lebte von 772 bis 846 n.Chr. Die wenig gebildeten Menschen seiner Zeit konnten die Sprache, die er in seinen Gedichten mit ihren eindeutigen Themen benutzte, gut verstehen. Die Gedichte waren sanft und ihr dichterischer Stil war so einmalig, dass diese Art als „Grundlegende Einfache Form“ bekannt wurde (元白體.)

Bai Juyi glänzte in verschiedenen Arten von Gedichten, besonders in erzählenden und langen Gedichten. Zu seinen besten Arbeiten zählen: „Das Lied der ewigen Trauer“ (長恨歌), in welchem der Aufstieg und Fall der berüchtigten schönen königlichen Konkubine Yang Yuhuan (楊玉環) beschrieben wird und „Das Lied des Pipaspielers“ (琵琶行) über eine birnenförmige Laute. Im Laufe der Jahre haben Dichtungskritiker „Das Lied der ewigen Trauer“ als außerordentlich schönes Gedicht gelobt.

Erläuterung des Gedichtes

Während der mittleren Tang Dynastie ergriffen Eunuchen die Macht am königlichen Hof. Sie gingen sogar so weit, dass sie Anschaffungen für den königlichen Palast machten, was ihnen hohe Gewinne auf Kosten der armen Bevölkerung verschaffte. Bai Juyi enthüllte das verabscheuungswürdige Wesen dieses „Palastmarktes“, den die Eunuchen unterhielten und verurteilte deren rücksichtslose Behandlung der armen Bevölkerung in diesem berühmten, satirischen Gedicht. Bis heute empfinden die Leser Bai Juyis echte Besorgnis für die Armen und seine Barmherzigkeit.

Interpretation des Autors

Der alte Mann mit dem grauen Haar sollte eigentlich zu Hause sitzen und sich von der Arbeit zurückgezogen haben. Aber er musste mitten im Winter in die Berge gehen, um Holz zu schlagen und Kohle zu brennen. Man kann sich gut vorstellen, dass der alte Mann unter Armut leidet und eine Menge Härten ertragen muss. Mitten im Winter trug er eine dünne ungefütterte Jacke, während er in den Bergen arbeitete. Wie könnte er da oben den Temperaturen unter Null Grad widerstehen? Der alte Mann wünschte sich trotzdem einen kalten Winter, damit er einen besseren Preis für seine Kohle nehmen könnte!
Es schien so, als ob Gott ihm seinen Wunsch erfüllen würde. Es schneite wirklich einen Fuß hoch in der Nacht. Am frühen Morgen fuhr er mit seinem Ochsenkarren voller Kohle über den gefrorenen Boden in die kaiserliche Hauptstadt. Während er sich über den buckeligen harten Boden kämpfte, wuchs sein Widerstand gegen einen fairen Preis für seine Kohle. Er hatte eine Wagenladung Kohle produziert. Das erforderte lange Monate von Holzschlagen und Kohlebrennen in den Bergen. Ein ganzes Jahr Essen und Kleidung hing vom Verkauf dieser Wagenladung Kohle ab. Er ging mit seinem Ochsen von Sonnenaufgang bis Mittag, bis sie schließlich den Markt in der kaiserlichen Hauptstadt erreichten, um die Kohle zu verkaufen. Sein Ochse war erschöpft, und er selbst war hungrig. Als sie schließlich ihren Wagen im Matsch abstellten und Luft holen konnten, erschienen zwei Höflinge aus dem kaiserlichen Palast und nahmen ihm die ganze Wagenladung weg. Sie legten ein Stück roten Seidenstoff und ein Einzelstück Damast über den Kopf des Ochsen, sozusagen als Bezahlung für die Ladung Kohle. Wie sollte sich der alte Mann wohl beschweren, wenn diese Höflinge behaupteten, dass sie Order vom Hof bekommen hätten? Bai Juyi sagt nicht, was der alte Mann denkt oder was er antwortet, aber eins ist sicher: Der arme alte Mann konnte mit Sicherheit kein Jahr lang mit nur einem Stück Seide und einem Stück Damast überstehen!

Obgleich, oh Jammer, sein Mantel dünn und ungefüttert war, hoffte er auf kaltes Wetter, um seinen Preis erhöhen zu können!

Noch heute werden Leser zu Tränen gerührt, wenn sie dieses Gedicht lesen. Es bringt Bai Juyis Mitgefühl für die Leiden der Armen, sowie die Menschen mit Pech im Leben zum Ausdruck. Tatsächlich ist es seine ansteckende Barmherzigkeit, die das Gedicht zu so einem kraftvollen Kunstwerk macht. Selbst noch nach 1000 Jahren zählt „Der alte Holzkohleverkäufer“ zu einem der beliebtesten chinesischen Gedichte.

Der lobenswerteste Charakterzug von Bai Juyi ist der, dass er ehrlich um die Armen besorgt ist und viel Mitgefühl für sie hat; er übt Selbstkritik, weil er ein so luxuriöses Leben führen kann. Aus seiner Sorge und seinem Mitgefühl heraus schrieb Bai Juyi mehr satirische Gedichte als jeder andere Poet in der chinesischen Geschichte. In seinen späteren Jahren wurde er zu einem Kultivierenden und führte ein einfaches, genügsames Leben. Es scheint so, als ob seine Barmherzigkeit ihn allmählich zur Kultivierung im Buddhismus geführt habe.

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