Alte Kultivierungsgeschichten: Hui Nengs Robe

In der chinesischen Geschichte gab es einen legendären Mönch namens Hui Neng. Er war der Patriarch in der sechsten Generation der Chang Zhong Schule. Hui Neng erhielt seine Erleuchtung im Buddhismus. Zu jener Zeit zog Hong Ren, der fünfte Patriarch, seine Kasaya aus Silber und Baumwolle aus. Es war das Symbol für den Fruchtstatus in der Chang Zhong Schule.

In einem ernsten Ton sagte Hong Ren zu Hui Neng: „Unser Meister Da Mo hatte diese wertvolle Kasaya aus Tian Zhu mitgebracht. Die Kasaya ist nicht das Buddhagebot (Fa), doch es ist mit dem Gebot eng verbunden. Die Kasaya ist eine Manifestation des Buddhagebots. Es folgt dem Fa und das Fa wird zusammen mit der Kasaya weitergegeben. Die Kasaya existiert nur, wenn das Fa existiert. Heute überreiche ich dir die Kasaya und du wirst der Patriarch in der sechsten Generation von Chang Zhong.“

"Die Kasaya ohne das Fa zu besitzen ist, wie eine Blume in einem Spiegel zu haben!“

Hui Neng nahm ehrwürdig die Kasaya an. Sorgfältig warf er einen Blick darauf und fand es sehr wertvoll. Es fühlte sich sehr fein und seidig an und die Farben waren hell und leuchtend. Es wurde aus dem Silber- und Baumwollstoff aus Tian Zhu hergestellt.

Hui Neng erkannte aber auch, dass das vererbte symbolische Objekt des Patriarchen der fünften Generation bei seinen Mitbrüdern Neid erregen kann. Aus diesem Grund holte er zur Morgendämmerung eilig seinen Koffer heraus, machte leise die Tür auf und eilte in Richtung Süden. Hui Neng reiste Tage und Nächte mit doppelter Geschwindigkeit. Als er sich dem Da Yu Hügel näherte, sah er plötzlich Hunderte von Menschen, die ihn jagten und beschimpften. Der Mönch, der an vorderster Front nach der Kasaya griff, war Hui Ming.

Er rannte ganz vorne und wollte die einzigartige Kasaya für sich beanspruchen. Doch dann bekam Hui Neng großen Hunger und konnte nicht mehr weiter rennen. Er musste sich eingestehen, dass er nicht in der Lage war der Menschenmenge zu entfliehen. Schließlich legte er das Paket, worin die Kasaya gefaltet war, auf einen Stein an der Straßenseite und rief zu der sich nähernden Meute von Menschen: „Diese Kasaya ist ein Symbol der Verbreitung des Buddha Fa. Warum wollt ihr es mit Gewalt in Besitz nehmen? Die Kasaya ohne das Fa zu besitzen ist, wie eine Blume in einem Spiegel zu haben!“ Dann versteckte er sich im Busch an der Straßenseite.

Binnen weniger Sekunden erreichte ihn, Hui Ming. Er sah die Kasaya auf dem Stein und versuchte sie aufzuheben. Doch wie ein Wunder steckte das Packet so fest, dass, egal wie kräftig Hui Ming daran zog, es sich nicht bewegen ließ. Hui Ming war schockiert und erfuhr im Nu die unendliche Kraft des Buddhagebots. Er verbeugte sich respektvoll vor Hui Neng und bat ihn darum, ihm das Fa zu lehren.
Hui Neng verließ Hui Ming und ging nach Ning Nan. Dort ließ er sich im Baolin Tempel nieder.

Eines Nachts, mehrere Monate später, stürmte eine Gruppe von Mönchen die Rückseite eines Berges herunter. Sie trugen kurze Hemden, hatten Fackeln in der Hand und hämmerten an der Hintertür des Tempels. Hui Neng stand aus dem Bett auf und hörte eine Stimme rufen: „Hui Neng übergib uns die Kasaya oder es wird was passieren!“ Ein weiterer Versuch die Kasaya zu stehlen! Hui Neng hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was er tun könnte. Er nahm das Paket und rannte eilig aus der Vordertür heraus. Er rannte so schnell er konnte den Hang hoch und blickte zurück, um nach der langen Schlange aus Fackeln, die sich in Richtung Hügel näherte, Ausschau zu halten.

Schließlich war Hui Neng zu müde, um noch einen weiteren Schritt zu gehen. Er versteckte sich zwischen zwei Bruchsteinen. Als eine unbekannte Menge an Zeit vergangen war, nahm Hui Neng plötzlich Rauch war. Er streckte seinen Kopf hoch, schaute nach und sah, dass der ganze Hang aus einem Feuermeer bestand. Weil Hui Nengs Verfolger ihn vergeblich suchten, steckten sie aus Wut den Hügel an und hofften, dass er sich nun ergeben würde.

Bei genauerem Hinschauen sah er, dass die Falten der Baumwolle der Kasaya auch deutlich ihre Spuren hinterlassen hatten.

An diesem entscheidenden Punkt war das erste, was Hui Nengs in den Sinn kam, die Kasaya in seiner Hand. Er legte die Angst um sein Leben nieder und hatte den Wunsch, dass der wertvollen buddhistischen Kasaya nichts passieren sollte. Er fragte sich, was er tun könnte. In der Not erinnerte er sich wieder an Hui Ming, der das Packet nicht bewegen konnte. Er erkannte, dass die Kasaya in seinen Händen ein wertvolles Kleidungsstück und ein Fa-Instrument war. Das Feuer wird nicht in der Lage sein es zu verbrennen.

Hui Neng sah, wie das Feuer immer näher kam. Ruhig legte er die Kasaya an, setzte sich auf den Stein und schloss seine Augen, um zu meditieren. In diesem Moment spürte er wie sein Körper nach unten sank. Alles um ihn verblasste. Das Feuer verschwand. Der starke Rauch verzog sich und die Welt wurde sehr ruhig.

Es vergingen etwa vier Stunden bis Hui Nengs Augen von einem hellen Licht geblendet wurden. Er öffnete seine Augen und sah, wie die Sonne im Osten des Berges aufging. Das grüne Gras und die grünen Bäume, die gestern hier noch standen, waren zu Schutt und Asche niedergebrannt. Er schaute sich selbst an und sah, dass die Kasaya immer noch leuchtete und keinen Schaden genommen hatte. Nur eine Schicht aus Asche lag darauf.

Als Hui Neng aufbrechen wollte, warf er einen kurzen Blick auf den Stein, wo er gesessen hatte und erschrak. Er sah zwei tiefe Markierungen von seinen Knien. Bei genauerem Hinschauen sah er, dass die Falten der Baumwolle der Kasaya auch deutlich ihre Spuren hinterlassen hatten. Und wieder erfuhr Hui Neng die allmächtige Kraft des Buddhagebots. Später kehrte Hui Neng nach Caoqi zurück. Seine Jünger transportierten den Stein an ihren Ort, um ihm dort ihren Respekt entgegen zu bringen und dort in der Nähe zu beten. Sie nannten den Stein: „Stein der Zuflucht vor Gefahren.”

Bevor Hui Neng starb, sagte er seinen Jüngern, dass ihr erster Meister, Da Mo, ihm eine Nachricht hinterlassen hat: „Das Buddha Fa an alle Lebewesen verbreiten. Die Schule des Buddhagebots ist wie eine Blume, die nur fünfmal blüht.“ In der Tat wurde die Leitung der Schule des Buddhagebots fünf Generationen lang vom ersten Meister Da Mo bis zu Hui Neng weitergegeben. Der fünfte Patriarch Hong Ren, gab ihm auch den Rat die Kasaya nicht weiterzugeben, weil es Streit und Neid hervorruft. Aus diesem Grund hörte die Chang Zhong Schule auf die Kasaya weiterzugeben. Die Kasaya folgt dem Buddhagebot. Das Fa weiterzugeben bedeutet, die Kasaya weiterzuvererben. Sie existiert nur, wenn das Buddhagebot existiert. Das bedeutete automatisch, dass die Schule von Chang Zhong ihr Ende erreicht hat, weil die Kasaya nicht mehr weitergegeben wird.

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