Tao Shu, auch Zilin genannt, war aus der Grafschaft Anhua in der Provinz Hunan und lebte in der Zeit der Qing Dynastie (1644 bis 1911 n. Chr.) Seine Familie war für ihre ehrlichen und aufrichtigen Prinzipien bekannt und dafür, dass sie gute Taten vollbrachte.
“Bitte helfen Sie mir! Ich schwöre, dass ich niemals mehr stehlen werde.” Bohan empfand Mitleid mit ihm und bat die Menschen ihn freizulassen
Der Urururgroßvater von Tao Shu, der ehrenwerte Bohan, liebte es, gute Taten zu vollbringen und er häufte dadurch viel De (Tugend) an. In jenen Tagen wurde ein überführter Dieb in einen Fluss geworfen. Eines Tages, als der ehrenwerte Bohan an einem Fluss vorbei kam, sah ihn ein ertrinkender Einbrecher und rief um Hilfe: “Bitte helfen Sie mir! Ich schwöre, dass ich niemals mehr stehlen werde.” Bohan empfand Mitleid mit ihm und bat die Menschen ihn freizulassen. Der ehrenwerte Bohan sorgte sich, dass dieser Mensch zurückgehen könnte, um weiterhin Unrechtes zu tun, daher gab er ihm ein kleines Boot und sagte, er solle Reisende zu der Fähre hinüberrudern und damit seinen Lebensunterhalt verdienen. Genauso wie in dieser Geschichte, hatte der ehrenwerte Bohan, weitere sieben Boote den Menschen dieser Art gegeben und sie alle hatten ihre Übeltaten aufgegeben.
Um zu vermeiden, dass Reisende sich an Steinen oder Porzellanscherben verletzten, nahm Bohan immer wenn er ausging, einen Korb mit und trug alle Steine und Scherben mit nach Hause. Bevor er starb, hatten Steine und Scherben einen leeren Raum in seiner Wohnung bis an die Decke gefüllt.
Der Ururgroßvater von Tao Shu, der ehrenwerte Wenheng war außergewöhnlich barmherzig. Als es einmal in der Nacht stark geschneit hatte, wurde in den Reisspeicher von Herrn Wenheng eingebrochen. Er folgte der Spur des Einbrechers im Schnee und fand heraus, dass einer seiner Bekannten der Einbrecher war. Wenheng zeigte dies nicht an; stattdessen ging er ruhig nach Hause und erwähnte dieses Thema nie mehr. Erst dreißig Jahre später erzählte die Frau von Wenheng diese Geschichte ihren Nachkommen. Dann kannten alle diese Tatsache, doch niemand kannte den wirklichen Namen des Einbrechers. Diese Geschichte vermittelt eine Vorstellung über die Nachsichtigkeit von Wenheng.
Im September des 47. Jahres der Herrschaft von Kaiser Kangshi (1708 n. Chr.), fing das Nachbarhaus von Wenheng Feuer, wobei es völlig zerstört wurde. Doch der Haushalt von Wenheng, der an das Haus des Nachbarn angrenzte, war völlig unversehrt. Noch unglaublicher war die Tatsache, dass die Scheune von Wenheng, welche an das Nachbarhaus angrenzte, ebenso unversehrt blieb. Nach den Schilderungen derer, die zum Feuerlöschen gekommen waren, sahen sie eine Person in roter Kleidung mit langen Ärmeln, mit einem Fächer in der Hand, auf der Mauer stehen. Diese Person fächelte gegen das intensive Feuer und das Feuer stoppte wunderbarerweise vor dem Gemäuer von Wenhengs Haus. Alle sagten, dass dies wegen der guten Taten und der angesammelten De (Tugend) der Familie Tao geschah, so dass ihn göttliche Wesen segneten und beschützten. Das Haus seines Nachbarn war bis auf den Grund niedergebrannt, so dass nichts übrig blieb. Deshalb gab die Frau von Wenheng alles Getreide, das sie in der Scheuer hatte, diesem Nachbarn.
“Hätte ich den Wunsch gehabt, Ihr Geld zu behalten, dann hätte ich nicht hier auf Sie gewartet.”
Tao Shu’s Großvater Yinliang war von Geburt an sehr gutmütig und strebte nicht nach Ruhm und Reichtum; deshalb verfügte seine Familie über keinerlei Reichtümer. Als eines Tages der ehrenwerte Yinliang, Geld am Ufer eines Flusses fand, blieb er dort stehen, um auf den Eigentümer des Geldes zu warten, um es diesem zurückzugeben. Erst gegen Tagesende bemerkte er eine bleich aussehende Person hastig auf sich zukommen. Diese Person begann in den Steinen zu suchen. Herr Yinliang fragte ihn, nach was er denn suche und der Mann antwortete: “Ich habe jahrelang fern meiner Heimatstadt gearbeitet und bin seitdem nie mehr zu Hause gewesen. Ich habe eine betagte Mutter zu Hause und heute war ich endlich in der Lage, all mein Geld, das ich die ganzen Jahre gespart habe, zu nehmen und heimzukehren, um meine alte Mutter zu unterstützen. Doch unglücklicherweise habe ich all mein erspartes Geld auf dem Weg verloren.” Herr Yinliang fragte ihn, wie viel Geld er denn verloren habe und die Antwort stimmte mit dem gefundenen Betrag überein. So gab Herr Yinliang das ganze Geld an den Eigentümer zurück. Der Mann war so dankbar, dass er Yinliang die Hälfte des Betrages geben wollte, doch dieser antwortete mit einem Lächeln: “Hätte ich den Wunsch gehabt, Ihr Geld zu behalten, dann hätte ich nicht hier auf Sie gewartet.” Mit diesen Worten drängte Yinliang den Mann mit einem Lachen nach Hause zu eilen. Der Mann verbeugte sich und drückte seinen herzlichen Dank aus und ging dann.
Es gibt da noch viele Geschichten, welche über Tao Shu’s Vater, Xiangxian und seine Großzügigkeit bei der Unterstützung bedürftiger Menschen berichten.
Es ist ein natürliches Prinzip, dass Gutes mit Gutem belohnt wird. Tao Shu’s Familie sah Tugend als sehr wichtig an und sie war über Generationen hinweg sehr großzügig. Warum sollten sie sich um Familienbesitz und nicht wohlhabend zu sein sorgen, oder dass ihre Nachkommen nicht reich und ehrenwert sind? Erst in der Generation von Tao Shu wurde die Familie wohlhabend. Geboren in einer armen Familie, wurde Tao Shu berühmt und einflussreich. Er bestand das kaiserliche Examen auf Provinzebene (von Rechts wegen erhalten), das im Fall des fünften Jahres von Kaiser Jia Qing’s Herrschaft abgehalten wurde. Zwei Jahre später wurde er ein Jinshi (ein erfolgreicher Kandidat) in der höchsten kaiserlichen Examinierung und wurde als Shujishi (Stipendiat in der kaiserlichen Akademie) in der Hanlin Akademie (der kaiserlichen Akademie) ausgewählt. Später war er ein hochrangiger Liangjiang Regierungs-General und wurde als großer Tutor des gekrönten Prinzen geehrt.
“Wenn jeder Beamte so klar und aufrecht sein könnte, wie Tao Shu, müsste ich mich nicht darum sorgen, ob sich alles in Harmonie befindet!”
Sein ganzes Leben hindurch, war Tao Shu ein klar denkender und aufrichtiger Beamter, weil er die Prinzipien seiner Familie geerbt hatte, nämlich die Bereitschaft, Gutes zu tun und großzügig zu sein. Als er in seinem Amt war, verteilte er sein Gehalt, um Menschen zu helfen, die unter Naturkatastrophen litten. Kaiser Dao Guang war berührt, als er seine Geschichten hörte und stellte fest: “Wenn jeder Beamte so klar und aufrecht sein könnte, wie Tao Shu, müsste ich mich nicht darum sorgen, ob sich alles in Harmonie befindet!” Und dann belohnte der Kaiser, Tao Shu mit dreitausend Liang Silber (damalige Währungseinheit). Doch Tao Shu führte weiter ein einfaches Leben und verschwendete keinen einzigen Pfennig, stattdessen verteilte er es wieder an die Armen und richtete insgesamt 48 gemeinnützige Schulen ein.
Warum preisen die im Reichtum der traditionellen chinesischen Kultur aufgezogenen Menschen, Gutes zu tun und De (Tugend) zu sammeln, so hoch? Weil die Bereitschaft, Gutes zu tun und denen zu geben, die in Not sind, eine Form von Tugend ist, welche den Prinzipien des Universums – "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht" entspricht und die Menschen, die Gutes tun, gesegnet und vom Himmel beschützt werden. Wenn Menschen Dinge aufrichtig tun, werden sie De (Tugend) anhäufen. Das Glück der Menschen, gutes Einkommen und ein langes Leben, werden alle von De (Tugend) entwickelt; daher sollte man nicht zögern, gute Taten zu vollbringen.