In der Jin-Dynastie (265 n. Chr. – 420 n. Chr.) lebte ein Mann namens Xingling im Landkreis Jianchang in der Provinz Jiangxi (derzeit das Gebiet um Nanchang, Changxi, Nanfeng, Lichuan und Guangchuan in der Provinz Jiangxi, China). Xingling sprach nicht viel und wurde oft von anderen gehänselt und beschimpft und dennoch ärgerte er sich nie. Jeder im Dorf dachte, er wäre ein Dummkopf. Sein Vater und sein Bruder dachten ebenfalls, er sei dumm und schickten ihn aufs Feld, wo er die Getreidefelder überwachen sollte.
Einmal, als eine Kuh kam und von dem Getreide aß, scheuchte Xingling sie nicht weg. Nachdem die Kuh weg war, ging er zum Platz, wo die Kuh gegrast hatte und richtete die niedergetretenen Ähren wieder auf. Sein Vater schimpfte ärgerlich mit seinem Sohn, doch Xingling antwortete ihm nur: „Alle Lebewesen zwischen Himmel und Erde wachsen und gedeihen, wir sollen es ihnen ermöglichen, zufrieden zu sein. Die Kuh graste, wie sollte ich sie vertreiben?" Sein Vater wurde noch ärgerlicher und fragte ihn: „Und warum hast du dann die Ähren wieder aufgerichtet?" „Weil die Ähren noch nicht tot waren", antwortete Xingling.
In dieser Zeit befahl der Magistrat im Landkreis Jianchang, Fan Changbin, den Menschen, ein Regierungsschiff zu bauen und forderte, dass jeder dafür ein Ruder herstellte. Auch Xingling fertigte ein Ruder an, aber es wurde gestohlen. Plötzlich fühlte der Dieb einen starken Schmerz in seiner Herzregion. Xingling fragte ihn: „Hast du mein Ruder gestohlen?" Der Dieb jedoch antwortete nicht. Nach einer Weile wurde der Schmerz noch schlimmer. Xingling ermahnte ihn: „Wenn du nicht die Wahrheit sagst, dann könntest du sterben!" Der Dieb nickte, er hatte das Ruder entwendet. Xingling brachte ihm eine Schüssel mit Wasser. Nachdem der Dieb das Wasser getrunken hatte, verschwanden seine Leiden.
Nachdem das große Schiff fertig gestellt war, schoben es mehrere Leute an, doch bewegte es sich nicht. Als Xingling es anstieß, glitt es leicht ins Wasser. Langsam begannen die Leute vor ihm Respekt zu haben und sagten: „Der Dumme scheint magische Kräfte zu haben." Die Tochter von Gong Zhongru war seit Jahren krank und immer schwach. Xingling träufelte etwas Wasser über sie und sie wurde wieder gesund.
Eine Frau namens Huangshi litt unter einer halbseitigen Lähmung und das bereits seit über zehn Jahren. Xingling setzte sich vor sie hin, schloss seine Augen und trat in die Stille ein. Nach einer Weile bat er Huangshi aufzustehen. Von da an konnte sie alleine laufen.
Geister spukten bei Gao Li. In seinem Haus bewegten sich die Gegenstände und die Möbel von selbst. Gao hatte bereits einige Zaubermeister zu sich eingeladen, die diese Geister vertreiben sollten, doch kamen sie immer wieder zurück. Als Xingling bei Gao vorbeikam, sah er viele Talismane an seiner Tür und sagte zu ihm: „Man kann das Böse nicht mit Bösen kontrollieren." Er forderte Gao auf, alle Talismane von der Tür zu entfernen und tatsächlich verschwanden dann auch die Geister.
Nach diesen Vorfällen kamen viele Menschen aus anderen Gebieten, um Xingling aufzusuchen. Er half vielen Menschen, doch weigerte er sich stets, Geschenke und Anerkennungen für seine Leistungen anzunehmen. Von seinem Charakter her war er sanftmütig und gutherzig. Immer wenn er andere Menschen traf, verbeugte er sich und stellte sich vor, um den anderen Respekt zu erweisen. Er war immer noch still und wirkte einfältig, doch wurde er von niemand mehr als Dummkopf beschimpft. Immer wenn er Pflanzen und Bäume sah, die beschädigt worden waren, richtete er sie wieder auf. Immer, wenn etwas heruntergefallen war, legte er es an seinen Ort zurück.
China ist eine große Nation mit einer Geschichte, die viele herausragende Menschen hervorgebracht hat. Unter ihnen sind Menschen wie Xingling, die vielleicht wie Dummköpfe erscheinen, die aber tatsächlich einfach, gutherzig und durchaus geistreich sind und sich nicht fürchten, von anderen ausgenutzt zu werden.