Bulletin de SwissTransplant: Ausbeutung der Falun Gong in China zwecks Organentnahme

Nr. /No41
November/novembre 2007

In einer Szene des Films « Der Sinn des Lebens » der britischen Komikertruppe Monty Python wird einem eingetragenen Organspender auf seinem Küchentisch kurzerhand mit allerlei Spengler und Schlosserwerkzeug die Leber entfernt. Auf das Argument des völlig entgeisterten Opfers, die Einwilligung zur Organspende gelte doch nur im Todesfall, erwidern die vermeintlichen Ärzte : Kein Problem, es hat noch nie jemand berlebt, dem wir die Leber entfernt haben .

Was in diesem Kontext komisch anmutet und für einen Lacher gut ist, soll gemäss verschiedenen Quellen in China Realität sein. So ist davon auszugehen, dass der Behauptung, Praktizierende der Falun Gong würden zwecks Organentnahmen verfolgt, mit Sicherheit etwas Wahres anhaftet. – Falun Gong ist eine am Buddhismus orientierte religiöse Bewegung in China, die seit 1999 von der Regierung verboten ist und verfolgt wird. Den Gefangenen der Falun Gong – so lautet der Vorwurf – werden gemäss dem zweiten offi ziellen Bericht der CIPFG ( Coalition to Investigate the Persecution of Falun Gong ) gezielt und ohne Verfahren Organe für Transplantationen entnommen. Die Opfer sterben während der Organentnahme oder werden ermordet und anschliessend verbrannt.

Dass solche Praktiken aus ethischer Sicht in jedem Fall verwerfl ich sind, steht ausser Zweifel. Keine halbwegs vernünftige Moral kann derartige Machenschaften irgendwie rechtfertigen. Denn damit wird – und das dürfte in diesem Kontext von Interesse sein – der Sinn und Zweck der Transplantationsmedizin auf makaberste Weise unterminiert. Werden hier doch gesunde Menschen für die Gesundheit anderer Menschen ausgebeutet.

Diese Ausbeutung der Falun Gong steht unter anderem in Zusammenhang mit Chinas Problemen bei der Finanzierung des Gesundheitswesens. So werden beispielsweise die Spitäler kaum durch staatliche Gelder subventioniert, was unter anderem zur Folge hat, dass Chinas Spitäler versuchen, auf anderen Wegen genügend grosse Umsätze zu generieren, um ihr Überleben zu sichern. Darüber hinaus sind viele Transplantationszentren in China durch militärische Gelder finanzierte Institutionen, was mithin erklärt, wie die Verbindung zwischen Gefangenen und Spitälern zustande kommen kann.

Welche Lehren können aus der eben beschriebenen Situation gezogen werden? – Die conditio sine qua non für die Transplantationsmedizin ist das Vorhandensein von Spenderorganen. Damit diese Bedingung erfüllt werden kann, müssen drei sich ergänzende Ebenen angemessen strukturiert und in geordnete Bahnen gelenkt werden.

Diese drei Ebenen sind 1. die Gesellschaft bzw. jeder Einzelne, der diese konstituiert, 2. staatliche Transplantationsorganisationen und 3. die Spenderspitäler und Transplantationszentren. Für eine funktionierende Transplantationsmedizin müssen diese verschiedenen Elemente in vielfältiger Weise
zusammenspielen.

Die Erlaubnis zur Organentnahme setzt die Einwilligung des Spenders voraus, sei dies nun explizit wie im Rahmen der Zustimmungslösung oder stillschweigend im Rahmen der Widerspruchslösung. Denn genau die Tatsache,dass Transplantationen nur durch die Bereitschaft der Gesellschaft, ihren Teil dazu beizutragen, bestehen kann, zeichnet diese Therapieform aus. Kein anderer Zweig der Medizin ist in dieser Weise durch das Nehmen UND Geben charakterisiert. Und hier kommt auch schon das zweite Element – die Transplantationsorganisationen – zum Tragen. Denn einerseits müssen diese Spendeaktivitäten koordiniert werden, und zum andern obliegt es den nationalen Transplantationsorganisationen, die Bevölkerung über die Organspende zu informieren und sie dafür zu sensibilisieren. Die Wichtigkeit dieser Aufgabe lässt sich auch durch internationale Vergleiche ermessen. So dürfte es kein Zufall sein, dass in Spanien, das mit sehr hohen Spenderraten aufwarten kann, die Bevölkerung überdurchschnittlich gut Bescheid über Organspende und Transplantationen weiss. Und schliesslich bringt es nichts, wenn die Leute Spenderausweise auf sich tragen, die nationale Transplantationsorganisation ihre Aufgabe korrekt erfüllt, aber in den Spitälern die Spender nicht detektiert werden. Deshalb ist es eine Voraussetzung, dass auch die Spitäler die potentiellen Spender rekrutieren können, über gut ausgebildetes Fachpersonal verfügen, das eigens dafür eingestellt ist, alle Aufgaben im Zusammenhang mit Spendererkennung, der Betreuung der Spenderfamilie und des Empfängers kompetent wahrzunehmen.
J.N.

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