Zhang Lianying’s Zeugenaussage im Europaparlament anlässlich eines Hearings über Menschenrechte in China

Frau Zhang Lianying, eine Falun Gong-Praktizierende aus Peking, war vormals eine Beamtin bei der Guangda Gruppe Ltd. und eine privilegierte CPA (amtlich zugelassene Wirtschaftsprüferin). Wegen des Praktizierens von Falun Gong und ihres Glaubens an dessen Prinzipien "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht", wurde sie viele Male festgenommen und ins Gefängnis gesperrt.

In Haft wurde Frau Zhang schwer gefoltert. Am 14. Juni 2005 drangen mehr als zehn Polizisten der Xiangheyuan Polizeistation in Peking in ihre Wohnung ein. Sie nahmen sie fest und brachten sie zum zweiten Mal in ein Zwangsarbeitslager. Im Verteilungszentrum [für Arbeitslager] und im Zwangsarbeitslager für Frauen wurde Fr. Zhang schwer gefoltert. Sie hat mehrere Male das Bewusstsein verloren und erlitt eine Gehirnblutung. Sie befand sich mehrmals in Lebensgefahr.

Am 21. Mai 2006 sah der Ehemann von Fr. Zhang, Hr. Niu Jinping, nach all seinen zurückgewiesenen Petitionen und Appellen, keinen anderen Ausweg mehr, als dem Vizepräsidenten des Europaparlaments, Herrn Edward McMillan-Scott, von den Folterungen, denen seine Frau ausgesetzt war, zu berichten und es so der Welt kundzutun. Am 13. Dezember 2007 schaffte es Frau Zhang aus dem Zwangsarbeitslager herauszukommen. Um die Folterverbrechen vor der Außenwelt zu verheimlichen, setzte das Pekinger Zwangsarbeitslager kalkuliert die Folter einige Zeit vor ihrer Freilassung ab. Frau Zhang war jedoch immer noch sehr bleich und dünn, als sie freigelassen wurde und hatte am ganzen Körper noch große Blutergüsse.

Zhang Lianying, eine Woche nach der Freilassung aus dem Arbeitslager Blutergüsse an den Beinen von Frau Zhang, die von Schlägen vor ihrer Entlassung stammen

Zhang Lianying vor ihrer Festnahme

Es folgt der Brief, den Zhang Lianying an den Vizepräsidenten des Europaparlaments, Edward McMillan-Scott, schrieb sowie ihre Zeugenaussage beim Hearing über Menschenrechte in China vor dem Europaparlament am 26. November 2007.

Sehr geehrter Herr Edward McMillan-Scott und sehr geehrte Mitglieder des Europaparlaments,
ich bin Zhang Lianying, eine Falun Gong-Praktizierende aus dem Festland China. Mein Mann, Niu Jinping und ein anderer Falun Gong-Praktizierender, Cao Dong (gegenwärtig noch im Gefängnis), trafen Herrn McMillan-Scott im Mai 2006 in Peking. Am 13. Dezember 2007 wurde ich aus dem Pekinger Zwangsarbeitslager für Frauen entlassen und hatte am ganzen Körper Blutergüsse.

Dank der gemeinsamen Bemühungen von Herrn McMillan-Scott und den Mitgliedern des Europaparlaments, wurden Cao Dong, mein Mann und ich eingeladen, bei dem Hearing über Menschenrechte in China vor der Menschenrechtskommission des Europaparlaments am 26. November 2007 anwesend zu sein. Doch wir versäumten wegen meiner damaligen Haft im Zwangsarbeitslager und weil mein Mann, Niu Jinping die Einladung erst erhalten hatte, als die Hearings schon begonnen hatten, die seltene Gelegenheit, meinen Fall Ihrer Kommission persönlich zu präsentieren. Wegen der strikten Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) über ihr Volk auf dem Festland Chinas, der Beraubung ihrer grundlegenden Menschenrechte und weil die KPCh nicht möchte, dass die Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden der Weltöffentlichkeit enthüllt wird, war es extrem schwierig für uns, aus China herauszukommen, um an diesem wichtigen Treffen teilzunehmen. Dafür möchte ich mich bei Herrn McMillan-Scott und allen Mitgliedern des Europaparlaments entschuldigen.

Erfahrungen, die zu schlimm sind, um sie noch einmal zu erinnern

Ich wurde zweieinhalb Jahre lang verfolgt. Viele Regierungsabteilungen beteiligten sich an der Verfolgung. Diese Abteilungen schließen das Büro 610 (1), Polizeidienststellen, lokale Gemeinderegierungen, Haftzentren, die Verteilungsstelle für Arbeitslager, Zwangsarbeitslager und Krankenhäuser ein. Weder bei der Festnahme noch bei meiner Entlassung wurde sich an legale Vorgehensweisen gehalten, beispielsweise wurden mir zu diesen beiden Zeitpunkten keinerlei rechtsgültige Dokumente irgendeiner Behörde vorgelegt.

Während dieser zweieinhalbjährigen Verfolgung wurde ich auf folgende Weise gefoltert:

Ich wurde neun Mal gewürgt. Zwei Mal würgten Polizisten meinen Hals bis ich ohnmächtig wurde und die anderen sieben Male verwendeten sie Seile, um mich bis zur Bewusstlosigkeit zu strangulieren. Zu keiner Zeit wurde ich für eine Notfallbehandlung in ein Krankenhaus eingewiesen.

Fünf Mal wurde ich so schwer gefoltert, dass ich in tiefes Koma fiel und in das Pekinger Renhe Hospital und das Pekinger Tiantanghe Hospital, das an das Zwangsarbeitslager angeschlossen ist, gebracht wurde. Einmal wurde ich so heftig geschlagen, dass ich eine starke beidseitige Gehirnblutung erlitt. Ich wurde von Gruppen von Leuten geschlagen, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte.

Einmal wurden mir unbekannte Drogen injiziert, so dass ich ins Koma fiel und nur noch verschwommen sah. Man zwang mich in der brennenden Sonne zu stehen, bis ich ohnmächtig wurde. Mein körperlicher Zustand war aufgrund von Schlafentzug und anhaltenden Hungerstreiks sehr schwach.

Im März 2006 wurde ich so heftig geschlagen, dass ich plötzlich das Bewusstsein verlor. Eine medizinische Untersuchung ergab, dass beide Gehirnhälften ausgedehnte Blutungen aufwiesen. Das Tiantanghe Hospital verlegte mich in das Renhe Hospital, wo ich 10 Tage lang auf der Intensivstation behandelt wurde. Doch die Beamten des Arbeitslagers logen, indem sie der Außenwelt gegenüber vorgaben, die Verletzung sei „selbst herbeigeführt“ gewesen. Tatsächlich gab es in der kleinen Zelle eine Videokamera, doch gaben sie das Filmmaterial nicht heraus.

Einen Monat lang wurden mir unbekannte Drogen injiziert oder unter Zwang eingeflößt. (Während der gesetzwidrigen Haft befand ich mich die meiste Zeit über im Hungerstreik, um damit gegen meine Verfolgung zu protestieren.) Im Pekinger Frauenarbeitslager wurden mir mehrere Monate lang gegen meinen Willen unbekannte Drogen verabreicht. Ich hatte anschließend über lange Zeit hinweg Durchfall. Drei Monate bevor ich entlassen wurde, bekam ich jeden Morgen, Nachmittag und Abend unbekannte Drogen unter Zwang eingeflößt.

Ich wurde zahllose Male geschlagen, mir wurde Schlaf entzogen und ich wurde mit Exkrementen gefüttert.Zahllose Male wurden mir Mund und Nase bedeckt, damit ich nicht mehr atmen konnte und schließlich die Kontrolle über meine Blase verlor. Innerhalb einiger Monate wurde ich jeden Tag vier oder fünf Mal gewürgt und ich wurde wiederholt gefoltert, durch Bedecken von Mund und Nase, bis ich die Kontrolle über die Blase verlor. Sie schrieen mich an, dass jeder es hören konnte: „Wir werden Dich zu Tode foltern!“

50 Tage lang, vom 1. Juni bis 20. Juli 2006, wurden meine Arme und Beine Tag und Nacht zusammengebunden und mein Hals war mit Seilen fest an einen Stuhl gebunden und es wurde eine dicke Decke über meinen Kopf gezogen. Ich musste mich in meine Kleidung erleichtern.

Über drei Monate lang spielten sie erschreckende und schrille Klänge ab, um mich zu foltern. Über ein Jahr lang wurde ich in eine kleine Zelle mit etwa 3 m² eingeschlossen. Es war kalt und feucht im Winter und im Sommer heiß, stickig und übelriechend, mit einer Menge Moskitos und Fliegen. Einen Monat lang waren die Fenster dicht verhängt und kein einziger Lichtstrahl drang herein, so dass ich nicht erkennen konnte, ob es Tag oder Nacht war. Jeden Tag wurde Wasser über das Bett, den Fußboden und auch über mich geschüttet. Meine Füße waren die ganze Zeit von schmutzigem Wasser durchweicht. Die neben dem Bett stehende Toilette war voller Maden, weshalb auch meine Haut eiterte.

Während der zwei Jahre Dunkelheit und Isolation wurde ich gezwungen, eine friedliche Methode des Protests gegen die Verfolgung anzunehmen – einen Hungerstreik, um meine Entschlossenheit für meinen Glauben auszudrücken. Während dieser zweieinhalb Jahre, verbrachte ich fast zwei Jahre im Hungerstreik, doch ich wurde zwangsernährt. Viele Falun Gong-Praktizierende büßten aufgrund der brutalen Zwangsernährung ihr Leben ein.

Doch diese Zwangsernährung und die neun Mal in denen ich gewürgt wurde, waren nicht die schlimmsten Erfahrungen, die ich in diesen zweieinhalb Jahren erlebte. Die unerträglichste Erinnerung, die ich nur mit äußerstem Widerwillen zurückrufe, ist, dass mir über lange Zeit hinweg immer wieder Nase und Mund zugehalten wurden, sodass es mir unmöglich war, zu atmen, bis ich schließlich die Kontrolle über Blase und Darm verlor. Über Monate hinweg wurde ich wiederholt solcher Folter ausgesetzt. Sie drückten ein Handtuch so fest auf meinen Mund und die Nase, bis ich nicht mehr atmen konnte, entfernten es dann um das Ganze kurz darauf zu wiederholen. Der Schmerz war so schlimm; ich hatte das Gefühl zu explodieren und mein ganzer Körper verlor seine Kraft und meine Beine wurden schlaff, bis ich schließlich den Urin nicht mehr halten konnte. Dann schrieen sie unmenschlich: „Endlich ist sie erstickt!“ Nachdem ein Polizist namens Wang, der von der Stadt Peking, aus dem Zwangsarbeitslagerbüro in das Zwangsarbeitslager geschickt worden war, den ganzen Prozess meiner schmerzhaften Erfahrung auf dem Bildschirm angesehen hatte, lachte er und fragte: „Na, wie war’s denn? Fühlt sich’s großartig an?

Die Qualen, die ich durchmachte, waren jenseits jeglicher Beschreibung. Ich wollte lieber sterben als solche Qualen erleben. In dem absichtsvoll verlängerten Ersticken vor dem Tod, war die Zeit ins Endlose gedehnt und der Raum war völlig isoliert. In solchen Momenten war der Schmerz selbst nicht schrecklich. Das Schreckliche daran war, dass kein Ende abzusehen war. Dies war die schreckliche Erfahrung eines Lebens ohne Hoffnung. Dies war eine schreckliche Verzweiflung, die den Lebenswillen zerstören konnte. In solchen Momenten war der Tod keine schreckliche Erfahrung mehr, sondern eine Erlösung. Sie folterten mich böswillig und wiederholt auf diese Weise und versuchten, meinen Willen zu zerstören, und mich zu zwingen, meinen Glauben aufzugeben und mich „umerziehen zu lassen②.“

Hätte ich nicht an "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht" geglaubt, hätte ich keinen starken Glauben an die Gutartigkeit des Lebens gehabt, wäre ich nicht entschlossen gewesen, zu leben und hätte ich nicht den Gedanken aufrechterhalten, dass ich nicht an den Tod denken sollte, wäre ich wohl viele Male gestorben und hätte diese Welt schon vor langer Zeit verlassen.

Das Pekinger Zwangsarbeitslager lenkte direkt meine Verfolgung

Diese über 50 schrecklichen körperlichen und geistigen Foltermethoden, die ich durchgemacht habe, sind so schlimm, dass es schwer fällt, darüber nachzudenken. Ungefähr 60 Insassinnen, die „Baojia“ genannt werden – Kriminelle und Drogensüchtige, abgestellt, um Falun Gong-Praktizierende in Gefängnissen und Zwangsarbeitslagern zu beobachten und zu verfolgen – und Dutzende von Polizeibeamten beteiligten sich daran, mich zu foltern. Das ist etwas, was in der Außenwelt nicht bekannt ist. Meine Familie war auch traumatisiert. Frühere Medienberichte enthüllten nur einen kleinen Teil dessen, was ich erlebt habe.

Einmal, als ich gerade eben von einer Erstickungsfolter zu mir kam, hörte ich eine Unterhaltung zwischen den Folterern. Eine Baojia, die mir den Hals zugedrückt hatte, fragte andere anwesende Baojias und Wachen. „Wird sie sterben und nicht mehr zu sich kommen?“ Sogleich antwortete jemand: „Wenn sie stirbt, sagen wir, sie sei an einer Herzattacke gestorben. Wir haben Quoten, wie viele sterben sollten. Sei unbesorgt. Das spielt keine Rolle. Sie stirbt nicht so leicht. Wenn sie nur ein paar Minuten gewürgt wird, wird sie nicht sterben. Wir wollen ihr hier einen sicheren Geschmack vermitteln, sterben zu wollen, es aber nicht zu können und leben zu wollen, es aber nicht zu können.“

Geehrter Hr. McMillan-Scott, geehrte Mitglieder des Europaparlaments, ich weiß nicht, ob die Folter, die Menschen aufgezwungen wird, die an "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht" glauben, in vollem Umfang ans Licht gebracht wurde, doch ich möchte mich von ganzem Herzen dem widmen, diese brutale Folter in dieser Welt zu beenden.

Auf dem Festland China jedoch denken so viele Menschen, dies geschehe wegen der Brutalität der lokalen Beamten und der Missachtung der Gesetze in den Zwangsarbeitslagern. Real ist dies aber nicht der Fall. Nehmen Sie die Verfolgung, die ich erlebte, als Beispiel. Obwohl ich im Pekinger Zwangsarbeitslager für Frauen war, wurde meine Verfolgung von einer Ebene darüber – dem Zwangsarbeitslagerbüro der Stadt Peking gelenkt. Sie entschieden die Gage des Managements, das Arrangement des Geschäftspersonals, die Verantwortung für Zwischenfälle, Foltermethoden, sogar die Familienbesuche. Während eines jeden Besuches musste vom Zwangsarbeitslagerbüro entsandte Polizei anwesend sein. Polizei und Baojia sagten, sie stünden direkt unter der Verwaltung des Zwangsarbeitslagerbüros der Stadt Peking. Daher wurde ich einer schlimmeren und skrupelloseren Verfolgung ausgesetzt. Diese Verfolgung ist eine landesweite Kampagne. Sie ist systematisch, allumfassend und sorgfältig geplant. Die KPCh inszenierte ihren Staatsterrorismus und beging Verbrechen.

Während meiner Verfolgung schrieb ich an das Gericht, an die Staatsanwaltschaft, an das Zwangsarbeitslagerbüro der Stadt Peking, das Justizbüro der Gemeinde Peking und an die Versandabteilung, um ihnen die Verfolgung, die ich durchmachte, zu schildern. Ich habe niemals eine Antwort auf meine Briefe erhalten. Nur ein Beamter des Pekinger Gemeindebüros kam, nachdem er erfahren hatte, dass ich neun Mal gewürgt wurde und immer noch lebte, mit anderen Beamten in die kleine Zelle, in der ich mich befand und sagte bedeutungsvoll und wiederholt zu mir: „Sie müssen ihr Leben bewahren! Sie müssen Ihr Leben bewahren.“ Dies war alles, was ein gewissenhafter Staatsanwalt während dieser Verfolgung von Falun Gong tun konnte.

Anmerkungen:
(1.) Büro 610: Ein staatliches Organ, das eigens für die systematische Verfolgung von Falun Gong geschaffen wurde. Es untersteht direkt dem Komitee für Politik und Recht des Zentralkomitees der KP Chinas und besitzt uneingeschränkte Vollmacht gegenüber allen Verwaltungsbehörden und Justizorganen.

(2.) Umerziehung: Eine oft verwendete Formulierung für Folter und Misshandlung. Sie ist eine übliche Taktik im Versuch, Falun Gong-Praktizierende dazu zu bringen, ihren Glauben zu widerrufen.

Fortsetzung folgt:

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