20.08.2009
Frauen im alten China sollten zwar auch Wert auf die äußere Schönheit legen, doch sie ist vergänglich. Viel wichtiger war es jedoch, seine innere Schönheit zu pflegen. (Cuiying Zhang) |
Das uralte Geheimnis der Schönheit liegt in den Prinzipien, die das Universum im Gleichgewicht halten.
Alejandra und Alberto Peralta
In der chinesischen Kultur wird die Familie als das Fundament für die Gesellschaft gesehen, weil durch sie die essentiellen Werte vermittelt werden, die die Grundlage für ein harmonisches soziales Zusammenleben ausmachen und dadurch einen Zustand der Gerechtigkeit sowie ein Gleichgewicht im Kosmos aufrecht erhalten. Da die Grundpfeiler der traditionellen chinesischen Familienmoral auf den Konfuzianismus gründen, glaubte das Volk, dass die Ehe eine Kombination aus Moral und Verpflichtung sei und die Werte wie Eleganz, Pflicht, Zuneigung und Liebe umfasse. In diesem heiligen Bund nimmt die Frau eine hervorstehende und zentrale Rolle ein. Respektvoll, sanft, freundlich und angenehm zu sein wurde zur wichtigsten Pflicht und Aufgabe für eine Frau, daher ist dies auch ihre wahre Essenz ‒ das Yin.
Im orientalischen Denken sind Yin und Yang Teil der natürlichen Ordnung unseres Universums. Genauso wie auch der Himmel und die Erde, die Sonne und der Mond, hell und dunkel, haben auch der Mann und die Frau gleichwertige Missionen zu erfüllen, im Einklang mit der kosmischen Ordnung zu leben.
Ben Zhao, Historiker der östlichen Han-Dynastie (202 v.Chr. – 220 n.Chr.), fasste sein Wissen und Erfahrungen als das erste Buch über die Prinzipien für die Frau „Nu Jie“ (übersetzt „Weibliche Prinzipien“) als Lebenswerk zusammen. In diesem Buch erklärt er, dass die Charakter des Yin und des Yang verschieden sind, sodass folglich auch die Verhaltensweisen von Mann und Frau verschieden sein müssen. Das Yang hat einen Charakter von Stärke und Aufrichtigkeit, während für das Yin das Feingefühl und die Freundlichkeit charakterisierend sind. So kann der Mann für seine Stärke und Erhabenheit bewundert werden, während die Frauen in ihrer Sanftheit und Ehrsamkeit ihre Schönheit haben.
Über die Schönheit
Wenn jemand in der modernen Zeit über Schönheit redet, denkt er im Allgemeinen an schlanke, hübsche Frauen mit einer guten Körperfigur. Jedoch ist er dadurch dabei, sich nur auf die oberflächlichen Aspekte der weiblichen Schönheit und Zärtlichkeit zu beschränken. Gleichzeitig verliert er aus den Augen, dass die wahre Schönheit von einer schönen Seele kommt.
Ein berühnmter chinesischer Schriftsteller, Cai Yong (132-192), schrieb zur Erziehung seiner Tochter in seinem Werk «Lektionen für Frauen», dass er keine Einwände dagegen habe, dass seine Tochter sich elegant kleidete oder Schminke verwendete. In Wirklichkeit war er der Auffassung, dass Frauen sanfte Schminke benutzen und ihr Haar sauber und scheinend pflegen sollten, um sich in der Gesellschaft zeigen zu können. Auf der anderen Seite legte er Nachdruck darauf, dass es wichtiger sei, seine innere Schönheit zu kultivieren, als seine äußerliche Schönheit aufzubessern. In „Lektionen für die Frauen” heißt es: „Genauso wie der Kopf und das Gesicht gehört zur Schönheit auch das Herz. Wenn Du Dir eines Tages das Gesicht nicht wäschst, wird sich der Schmutz auf deinem Gesicht anhäufen. Wenn du aber eines Tages nicht die Gutherzigkeit kultivierst, werden schlechte Gedanken ihren Weg in Dein Herz finden. Jeder weiß, wie man sein Gesicht verschönern kann, doch nicht jeder weiß, wie man die Gutherzigkeit herauskultivieren kann.“
„Eben deswegen, wenn Du in den Spiegel schaust, denke, dass Dein Herz rein ist. Wenn Du Parfüm nimmst, denke, dass Du Frieden und Geruhsamkeit in Deinem Herzen hast. Wenn Du Dich schminkst, denke, dass Dein Geist rein ist. Wenn Du Dir Dein Haar wäschst, denke, dass Dein Bewusstsein ruhig ist. Wenn Du Dein Haar kämmst, denke, dass Dein Verstand vernünftig ist. Wenn Du Dein Haar aufsteckst, denke, dass Dein Gemüt so aufrichtig und elegant ist wie Dein Haarkranz. Wenn Du schließlich Dein Haar und Deinen Haarkranz in Ordnung bringst, denke, dass auch Dein Herz so in Ordnung gebracht wurde.“
Freundlich und anständig zu sein war es also, was die Schönheit einer Frau ausmachte. Bereits zur Zeit der Zhou-Dynastie (1050 v. Chr. – 256 v.Chr.) stellte das chinesische Volk die Erwartung an die Frauen, an vier Tugenden reich zu sein: die Anständigkeit in der Verhaltensweise, im Wort, in der Haltung und bei der Arbeit. Diese vier Tugenden waren es, die eine außergewöhnliche Frau zu dieser Zeit aufzuweisen hatte.
Weiter wird in diesem Buch erklärt: „Einer Frau braucht es nicht an herausragenden Begabungen, die Gespräche unter den Frauen müssen nicht unbedingt gelehrig sein bei einer Diskussion, noch müssen die Unterhaltungen lebhaft sein. Zum Wesen einer Frau gehört ebenso wenig ein schönes Gesicht oder eine perfekte Figur, aber die Arbeit einer Frau soll effektiv und geschickter sein als andere Arbeiten.“
„Behutsam die Keuschheit bewahren, die Umsichtigkeit und die Verhaltensweise kultivieren; in den Bewegungen die Bescheidenheit widerspiegeln lassen, die Worte bedachtsam wählen, das Vulgäre weit von sich weisen, nicht aus reiner Lust heraus reden und andere nicht mit viel Unterhaltung ermüden ist die Tugend der Frau.“
„Sich nicht zur Gerüchterederei noch zu sinnesleerem Gelächter abfallen lassen und die Reinheit und die Ordnung zu bewahren sind die Charakteristiken der Arbeit einer Frau. Diese Qualifikationen bilden die höchste Tugend einer Frau. Keine Frau sollte ohne diese Tugenden sein.“
Die Essenz der Weiblichkeit
Heutzutage halten wir das frühere Frauenbild für unterwürfig und autoritätsgläubig und sehen es im Widerspruch zur Vorstellung von der kräftigen und liberalen Frau der Moderne. Aus der Sicht des alten China gesehen scheint das moderne Frauenbild jedoch gegen eine verfälschte Sichtweise des früheren Frauenbildes anzukämpfen, wobei die ursprüngliche, wohlwollende weibliche Natur außer Acht gelassen wird. Von der Form her gesehen ist es so, als ob heute das Yin und das Yang vertauscht wären, wobei die Männer oftmals eine eher weibliche Haltung haben, während viele Frauen einen stark maskulin gefärbten Charakter haben.
In der Blütezeit des alten China waren die Frauen jedoch nicht unterwürfig und autoritätsgläubig; sie waren sich dessen klar bewusst, dass es, wenn man ein hartes Erscheinungsbild zeigt, nicht unbedingt bedeutet, dass man stark ist; eine Frau musste ihre Weisheit nutzen, um ihre Rolle zu erfüllen, um das Gleichgewicht in der Familie und in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten, ihre wohlwollende Natur zu fördern und sich wie eine nette und anmutige Frau zu verhalten. Im alten China bekamen die Frauen die Anerkennung, wenn sie höflich und anmutig waren, sich also auch nach diesem universellen Grundsatz orientierten.
Als die Frauen die Betonung auf die Stärke gesetzt haben, litt darunter schließlich auch ihre positive Seite und die Fähigkeit, die Stütze der Familie zu sein, wurde vernachlässigt. Gleichzeitig zeigten sich dadurch immer mehr negative Aspekte. Zum Beispiel, in dem die Frau ihren Yin-Charakter verliert und Yang-Charaktermerkmale entwickelt, wird es keine Harmonie in der Familie geben. Einer Yang-betonten Frau wird es auch schwer sein, den Respekt und die Liebe eines Mannes zu gewinnen, da zwei ähnliche Yang-Persönlichkeiten an einem Ort Zwietracht anziehen. Ein altes Sprichwort besagt: Wo sich zwei Tiger streiten, gibt es Verletzte. Der gleiche Grund, aus dem zahllose Scheidungen und Trennungen in den Familien herrühren, bahnt auch den Weg, ein Verständnis über das Gleichgewicht zwischen den Gegensätzlichkeiten von Mann und Frau, die doch so festgeschrieben sind, zu verlieren. Das führt dazu, dass oftmals im Zusammenleben keine guten Resultate erzielt werden können.
Der Mann und die Frau erfüllen klar definierte Rollen. Die traditionelle chinesische Kultur überliefert uns einen Weg, um dort hin zu gelanden. Nur wenn jedes Geschlecht seine Essenz aufrecht erhält, wird es ein harmonisches Gleichgewicht und eine Entfaltung von beiden geben, sodass die Familie, der Staat wie auch die Gesellschaft sich in Harmonie entfalten können.
Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 31/09