Net-Zeitung: «Dunkle Energie» dominiert das Universum

12. Nov 14:47


Der Gravitationslinsen-Effekt: Die Gravitation der Galaxie im Zentrum (gelb) lässt mehrere Bilder des Hintergrundobjekts (rot) entstehen.

Foto: E. Falco et al., CfA

Astronomen haben neue Daten zur Existenz der «Dunklen Energie» gesammelt – jener Kraft, die das Universum auseinander treibt.

Einsteins "größte Eselei"

Albert Einstein nannte sie die «größte Eselei» seines wissenschaftlichen Lebens – die Theorie von der «Kosmologischen Konstante», einer Kraft, die der scheinbar das Universum beherrschenden Gravitation entgegenwirkt. Anders als der geniale Nobelpreisträger, der seine Theorie in späteren Jahren wieder verwarf, sind heute viele Astronomen von der Existenz jener inzwischen als «Dunkle Energie» bezeichneten Kraft überzeugt. Eine aktuelle Untersuchung scheint sie jetzt zu bestätigen.

Seit einigen Jahren mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Universum tatsächlich von einer unbekannten Anti-Gravitation dominiert wird. Sie wirkt der Anziehungskraft von sichtbarer und dunkler Materie entgegen und treibt das Universum auseinander. Über die Natur jener geheimnisvollen Energie können Astronomen derzeit nur spekulieren. Da sie sich nur über große Distanzen hinweg messbar auswirkt, geraten die Forscher bei ihren Beobachtungen regelmäßig an die Grenzen ihrer technischen Möglichkeiten. Neue Forschungsdaten sind daher schwer zu erlangen.

Jetzt haben Wissenschaftler des britischen Jodrell Bank Observatory, gestützt auf die Ergebnisse eines 10-jährigen Forschungsprojekts, neue Daten zur Dunklen Energie veröffentlicht. Die Forscher hatten über Jahre hinweg die leistungsstärksten Radio-Teleskope der Welt genutzt, um ferne Quasare zu untersuchen. Diese Galaxienkerne am Rande des beobachtbaren Universums strahlen extrem hell, vermutlich als Folge eines supermassiven Schwarzen Lochs, das riesige Gasmengen verschlingt.

Suche nach Gravitationslinsen

Die Suche der Wissenschaftler um Ian Browne konzentrierte sich auf Quasare, deren Licht durch eine so genannte Gravitationslinse gebrochen wird, ein dunkles, massives Objekt, dessen Gravitation stark genug ist, um das Licht wie in einer Linse zu brechen. Die Forscher ermittelten, dass etwa jeder siebenhundertste Quasar durch eine solche Linse verzerrt wird. Ausgehend von diesem Wert und unter Berücksichtigung aktueller Daten von Untersuchungen im optischen Bereich entwickelten sie eine Rechenmodell für die Verteilung von Dunkler Energie im Universum.

Die Ergebnisse der Modellrechnungen bestätigten die Vermutung, dass die dunkle Kraft den Kosmos dominiert. Tatsächlich scheinen sich etwa zwei Drittel der gesamten Energie des Universums in ihr zu bündeln. Den Rest teilen sich die sichtbare Materie, aus der Sterne und Planeten bestehen, sowie die Dunkle Materie, über deren Natur Astronomen ebenfalls noch rätseln. Beiden ist jedoch gemeinsam, dass ihre Gravitation andere Materie anzieht. Die Dunkle Energie wirkt hingegen der Gravitation entgegen, sie treibt, darauf deuten die Beobachtungen hin, das Universums auseinander, beschleunigt seine Expansion und verhindert, dass es irgendwann unter der Anziehungskraft der Materie wieder in sich zusammenfällt.

Bizarre Idee

Einsteins vermeintliche «Eselei» scheint also tatsächlich das Universum zu dominieren – eine Vorstellung, die selbst Ian Brown noch fremd erscheint. «Die Idee, dass das Universum durch Dunkle Energie bestimmt wird, ist ziemlich bizarr», verriet er unlängst dem «New Scientist». Um sogleich hinzuzufügen: «Sie ist es aber wert, überprüft zu werden.»
Modell einer Gravitationslinse.

Foto: Univ. of California, San Diego


Quelle: http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=5681&item=215022

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