Epoch Times Deutschland: Menschenrechtsanwalt bleibt verschwunden – Gao Zhishengs Bewährung ist um, seine Familie sucht ihn

16.08.2011

Die fünfjährige Bewährungszeit des prominenten chinesischen Menschenrechtsanwalts Gao Zhisheng endete am 14. August. Seine Familie wartet jetzt darauf, ihn endlich lebend zu Hause empfangen zu können.

Gao ist seit 16 Monaten verschwunden; das geschah unmittelbar nach einem kurzen öffentlichen Auftritt im April 2010. Seiner Familie wurde nur gesagt, dass er „abhandengekommen“ sei. Vor seinem letzten kurzen Auftritt im April 2010 war Gao schon ohne jegliches rechtliche Verfahren ein Jahr lang in Haft gehalten worden.

„Meine Familie braucht ihn. Ich hoffe, dass unsere Familie wieder vereint wird“, sagte Gao Zhishengs Frau Geng He, die mit ihren Kindern in New York lebt, der Epoch Times. Geng He sagte auch, dass nach chinesischem Recht ihr Mann nach einer fünfjährigen Bewährungsstrafe frei sein sollte. „Wir sollten immer das Recht haben zu wissen, wo er ist, aber wir wissen es jetzt nicht.“

Der unbekannte Verbleib von Gao Zhisheng macht seiner Frau Geng He große Sorgen.

Am 27. August hat Gaos achtjähriger Sohn Gao Tianyu Geburtstag. Der Junge fragte seine Mutter, ob er seinen Vater an seinem Geburtstag anrufen könne. Geng He weinte, als sie der Epoch Times erzählte, dass sie einen Grund finden musste, warum das nicht möglich sei: „Es regnet in Peking und Papas Handy verfügt über kein Signal“, sagte sie ihm letztendlich. „Bevor er ins Bett ging, sagte er noch, 'Mama, kannst du bitte den Computer benutzen um Papa zu finden?'", sagte Geng He.

Gao Zhishengs Tochter Gege kommt dieses Jahr ins College. Sie hat ein Foto ihres Vaters auf ihrem Schreibtisch und in ihrem Zimmer aufgestellt. „Sie möchte ihrem Vater sagen, dass sie ihn liebt, das habe ich bis jetzt so von ihr noch nie gesehen“, sagte Geng. „Manchmal wirkt sie sehr niedergeschlagen. Einmal waren wir bei einer Veranstaltung und sie sah, wie ein Kind seine Eltern beim Cellospielen begleitete. Sie bat mich sofort, von dort wegzugehen. „Es erinnert mich daran, als Papa und Mama mit mir auf Instrumenten spielten“, sagte Geng, das Gespräch mit ihrer Tochter nacherzählend.

Spät in der Nacht wird Geng oft von dem Gefühl einer schmerzhaften Leere ergriffen. „Das ist wirklich extrem quälend für mich. Es ist nicht etwas, das nur einen Tag lang anhält. Das ist sonst die Zeit, die ich mit ihm teile, und das ist für mich sehr wertvoll“, sagte sie. Sie weinte, als sie sprach: „Ich muss mich vor den Kindern vor meinen Gefühlen hüten… Nachts, wenn sie schlafen, schalte ich meinen Laptop an, in der Hoffnung, Spuren von meinem Mann zu finden.“

Am 7. April 2010 wurde Gao, der zu dem Zeitpunkt seit einem Jahr verschwunden war, von der Associated Press (AP) in Peking interviewt. Das war kurz vor dem Besuch von Chinas Präsident Hu Jintao in den USA. Nach dem Interview veröffentlichte AP ein Foto von Gao. Sein Aussehen wich von dem vor seiner Entführung deutlich ab.

„Er sah 10 oder 20 Jahre älter aus. Als ich sah, dass seine vorderen Zähne alle schwarz waren, rief ich ihn an und fragte ihn, warum er nicht zum Zahnarzt geht. Er antwortete aber nicht.“

Geng suchte die Telefonnummer eines Zahnarztes und und rief ihren Mann sofort an. Dann hörte sie ihn sagen: „Können Sie die Nummer aufschreiben?“ Da merkte sie, dass jemand bei ihm war. „Mein Mann konnte seinen Zahnarzt nicht aussuchen. Er konnte rein gar nichts für sich entscheiden“, sagte Geng.

„In den vergangenen fünf Jahren wurde er mehr als sechs Mal entführt. Er hat immer seine Haare ordentlich gekämmt, egal wie beschäftigt oder müde er war. Mein Herz zerbrach, als ich sein Foto sah. Man hatte ihn kahlgeschoren.“

Verwandte in China sind auch auf der Suche nach Gao Zhisheng

Gao Zhisheng durfte in seine Heimatstadt zurück, um das Grab seiner Mutter im April 2010 zu besuchen, aber seitdem hat sein älterer Bruder Gao Zhiyi nichts mehr von ihm gehört. Geng He sagte, dass Gaos Bruder eine Vermisstenanzeige geschrieben hatte und sie darum gebeten habe, die Anzeige online zu stellen, in der Hoffnung, dass jemand Informationen über Gaos Aufenthaltsort liefern würde.

Gaos Bruder machte zudem auch ständig Anrufe an das „Beijing Domestic Security Bureau“, eine geheime Polizeieinheit, die nach Dissidenten sucht und sie verhaftet, oft mit brutalen und außergerichtlichen Mitteln. Manchmal wurden seine Anrufe beantwortet, andere Male ignoriert. Gao Zhishengs Verbleib wurden ihm jedoch nie offenbart.

Geng Hes Eltern und Gaos Bruder haben versucht, eine Vermisstenanzeige einzureichen, aber die örtliche Polizei sagte Gengs fast 80-jährigem Vater: „Wenn Sie das tun, werden Sie für 15 Tage inhaftiert und wegen Störung der öffentlichen Ordnung angeklagt.“ Die Familie hat zudem festgestellt, dass ihre Telefone abgehört werden.

Gao Zhisheng ist ein bekannter Menschenrechtsanwalt, der viele prominente Fälle von Menschenrechtsverletzungen in China verteidigt hat. Seine Karriere endete jedoch, als er eine Untersuchung der Verfolgung von Praktizierenden der spirituellen Praxis Falun Gong forderte.

Am 22. Dezember 2006 wurde er zu drei Jahren Gefängnis und fünf Jahren auf Bewährung verurteilt, wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“. Danach wurden Gao und seine Familie unter Hausarrest gestellt.

Die Behörden begannen regelmäßig Gao zu entführen. Im Februar 2009 wurde er schließich dauerhaft entführt. Nach dieser Entführung wurde einer seiner Artikel veröffentlicht, die seine Folter beschreibt mit dem Titel „Dunkle Nacht, dunkle Kapuze und Entführung durch eine dunkle Mafia in China“. Es beschreibt detailliert, wie Gao brutalen Schlägen ausgesetzt war, wie seine Genitalien mit Elektroschockknüppeln geschockt wurden, wie Zigaretten so gehalten wurden, dass sie ständig seine Nase und Augen reizten und wie Zahnstocher in seine Genitalien gestochen wurden.

Im Mai 2007 vergab die „American Board of Trial Advocates“, eine amerikanische Vereinigung von Rechtsanwälten, den „Courageous Advocacy Award“ an Gao Zhisheng. In den Jahren 2008 und 2009 wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert.

Um den kontinuierlichen Schikanen und Überwachungen der chinesischen Behörden zu entkommen, flohen Gaos Frau und Kinder Anfang 2009 heimlich aus China. Im März 2009 gelangten sie in die USA und erhielten dort politisches Asyl.

Quelle: http://www.epochtimes.de/756856_china-gao-zhishengs-bewaehrung-ist-um-seine-familie-sucht-ihn.html

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