DPA: SARS-Höhepunkt in Peking noch nicht erreicht

Samstag, 3. Mai 2003

Die Millionen-Metropole müsse sich auf einen langen Kampf gegen die lebensgefährliche Lungenkrankheit einstellen. Innerhalb eines Tages stieg die Zahl der SARS-Fälle in Peking erneut um 96, wie das Gesundheitsministerium am Freitag meldete. Landesweit (ohne Hongkong) kamen 176 neue Patienten und 11 Todesfälle hinzu, davon 9 in Peking.

In Deutschland haben die Schutzmaßnahmen nach Einschätzung des Berliner Robert Koch-Instituts funktioniert: Innerhalb Deutschlands habe es bislang keine Ansteckung gegeben. Alle sieben deutschen Fälle seien aus SARS-Regionen importiert worden.

Die Bekämpfung des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) hängt nach WHO-Angaben «jetzt stark davon ab, ob die Krankheit in China unter Kontrolle gebracht werden kann». Beim Versuch, sie weltweit einzudämmen, seien die nächsten Monate entscheidend. Wichtigste Aufgabe sei derzeit, eine Ausbreitung in Länder ohne ausreichend funktionierendes Gesundheitssystem zu verhindern. «Wenn SARS in ein solches Land, etwa in Afrika, eindringt, dann könnte das verheerende Folgen habe», sagte eine WHO-Sprecherin am Freitag in Genf. SARS könnte dann wie Aids zu einer Masseninfizierung führen.

Weltweit registrierte die WHO bis zum Donnerstagabend 5865 SARS-Fälle mit 391 Toten. Mit insgesamt 1636 Patienten hat das schwer betroffene Peking sogar die südchinesische Provinz Guangdong überholt, die als Ursprung der SARS-Welle gilt. Dort hatte die Krankheit im Februar ihren Höhepunkt erreicht. Von Guangdong hat sich das SARS-Virus in China, nach Hongkong und in 28 Länder ausgebreitet.

Der Vizedirektor des Pekinger Gesundheitsamtes, Liang Wannian, sagte, die seit fast zwei Wochen dauernde SARS-Hochphase in der Hauptstadt werde noch einige Zeit anhalten. Vieles über die Krankheit und ihre Ansteckungswege sei noch unbekannt. Der Anstieg der Krankenzahlen in Peking sei derzeit aber «unter Kontrolle» und könnte sich in den nächsten zehn Tagen möglicherweise abschwächen. Das setze aber voraus, dass die Krankheit in Peking einen ähnlichen Verlauf nehme wie in Hongkong und Guangdong. Dort habe die Hochphase 16 bis 20 Tage gedauert.

Selbst nach dem Überschreiten des Höhepunkts werde es weiter neue Erkrankungen geben. Deswegen werde der Kampf gegen die Lungenkrankheit noch «eine lange Zeit dauern». Der Sprecher der Pekinger Stadtregierung, Cai Fuchao, widersprach erneut Befürchtungen, die Haupstadt werde abgeriegelt. Ausflüge der 14 Millionen Einwohner ins Umland seien jedoch untersagt, betonte er. Wanderarbeiter dürften die Baustellen der Stadt nicht mehr verlassen. Bei ihnen werde täglich Fieber gemessen. Die Arbeit könne aber weitergehen. Die Stadt hatte den Wanderarbeitern wie auch den Studenten vergangene Woche bereits untersagt, in ihre Dörfer zurückzukehren. Mit diesen Maßnahmen soll eine Ausbreitung der Krankheit eingedämmt werden.

Dennoch verbreitet sich SARS auch im Land weiter. Neue Krankheitsfälle wurden aus der Inneren Mongolei, der Provinz Hebei, der nahe Peking gelegenen Metropole Tianjin und aus der Provinz Shanxi gemeldet. Landesweit sind bisher 181 Menschen an SARS gestorben, davon 91 in Peking. Wegen der Lungenkrankheit sagte der Internationale Radsport-Verband UCI die für Ende Juli geplanten Bahn-Weltmeisterschaften im chinesischen Shenzhen ab. Zuvor waren bereits zahlreiche andere Sportveranstaltungen in Südostasien wegen SARS gestrichen worden.

Auch die Wirtschaft hat weiter unter den Folgen der Lungenkrankheit zu leiden. Eine auf China spezialisierte Hamburger Reiseagentur entließ zwölf deutsche und chinesische Mitarbeiter. «Das Geschäft mit Reisen nach China ist um 75 Prozent eingebrochen, bei Reisen von China nach Deutschland gibt es einen Rückgang von 95 Prozent», sagte Agenturinhaber Mang Chen. Die iranische Fluggesellschaft Iran Air kündigte laut Medienberichten an, ihre Flüge nach Peking einzustellen. Tschechien will künftig wie die Schweiz Daten von Flugreisenden erheben, um mögliche SARS-Fälle zurückverfolgen zu können.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Reinhard Kurth, nannte es entscheidend, dass Passagiere und Flugpersonal sensibilisiert sind, auf SARS-Symptome zu achten. «In den SARS-Regionen selbst sollten Erkrankte oder Krankheitsverdächtige gar nicht erst ins Flugzeug steigen», sagte Kurth in Berlin.

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