Ein einwöchiger Kongress der Internationalen Vereinigung für Psychiatrie (WPA), mit dem Fokus auf einer Studie, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass Missbrauch der Psychiatrie in China weit verbreitet ist, begann am Freitag in der japanischen Stadt Yokohama.
Für Montag wird mit einer Abstimmung gerechnet, ob man einen Antrag annehmen solle, der fordert, dass Peking die Türen seiner Psychiatrien für eine unabhängige Untersuchung der psychischen Gesundheit der Gefangenen öffnet.
Sollte sich Bejing weigern, könnte das eventuell zum Ausschluss aus der Organisation führen.
Das letzte Mal, dass ein bedeutendes Mitglied zum Austritt gezwungen wurde, war in den 80-ern, als die Sowjetunion unter starkem Druck austrat.
Nach Einschätzungen von Menschenrechtsaktivisten ist es unwahrscheinlich, dass die kommunistische Regierung, die bestrebt ist, die Olympischen Spiele 2008 auszurichten, einen ernsthaften Zusammenbruch der Beziehungen mit der WPA riskiert.
Robin Munro, China – Spezialist und Verfasser der Studie, die von ‚Human Rights Watch‘ mit Sitz in den USA und von der Genfer Initiative für Psychiatrie herausgegeben wurde, sagte, das chinesische Gesundheitsministerium habe schon einem „Bildungsbesuch“ der WPA zugestimmt.
„Ich vermute, dass die chinesische Seite unter sehr starkem internationalem Druck steht, deshalb, anstatt alles glattweg abzustreiten, tun sie wenigstens so, als ob sie mit der WPA zusammenarbeiten würden,“ sagte Munro Reuters am Freitag.
„Ich bin nicht sicher, ob das eine effektive Zusammenarbeit wird, wir werden ja sehen.“
Gegner werden für verrückt erklärt
Er sagte, dass sich die Situation verschlimmert hatte, nachdem Peking mit der Verfolgung der spirituellen Falun Gong Gruppe begonnen hatte.
Munro sagte, dass eine Untersuchung von Fällen, bei denen Falun Gong Anhänger betroffen waren, den klaren Beweis erbrachte, dass die Polizei und die forensischen Psychiater bei der Unterdrückung von Dissidenten zusammenarbeiten.
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Nach zahlreichen Zitaten aus offiziellen Dokumenten, schließt der Report, dass bis zu 15 Prozent der Menschen, die in Chinas psychiatrischen Anstalten verwahrt werden, politische Gefangene sein könnten, einschließlich von Gewerkschaftsaktivisten und Personen, die sich über die politische Verfolgung beklagen.
Protokoll des Mißbrauchs
Wenn eine Untersuchungskommission Beweise für den politischen Mißbrauch der Psychiatrie entdecke, die den Statuten der WPA zuwiderlaufen, müsse Chinas Mitgliedschaft erneut überdacht werden, sagte der Report.
Munro sagte, er sei besorgt, dass die Führung der WPA, die er als „konservativ“ beschrieb, möglicherweise einem direkten Konflikt mit Peking aus dem Weg zu gehen versucht, indem sie einer weniger gründlichen Überprüfung zustimmt.
„Der Untersuchungskommission sollte es erlaubt werden, die politischen und religiösen Dissidenten, die in den Psychiatrien festgehalten werden, medizinisch dahingehend zu untersuchen, ob eine Geisteskrankheit vorliegt,“ sagte Munro.
„Dies ist offensichtlich konträr zu Chinas Standpunkt.“
Quelle: http://asia.cnn.com/2002/WORLD/asiapcf/east/08/23/china.hospital.reut/index.html
http://www.clearwisdom.net/emh/articles/2002/8/24/25719.html
Übersetzt am: 28.09.2002