Im Reich der Mitte hält man nach dem Abschluss der Sommerernte die Herbstmitte für eine ideale Zeit, das Mondfest zu feiern. Es ist der Tag, an dem der Mond in der Regel in seiner ganzen Pracht und am hellsten zu sehen ist.
Das Mondfest ist das lyrischste aller Feste in China.Foto: Zeichnung Cindy Cheng / Epoch Times
Das Mondfest (中秋节 Zhōngqiū Jié), auch als Mittherbstfest oder Mondkuchenfest bekannt, fällt auf den 15. Tag des achten Monats im chinesischen Mondjahr. In diesem Jahr ist es der 17. September.
Nach dem Neujahrsfest zählt das Mondfest zum zweitwichtigsten traditionellen Fest in China. Der Name Mittherbstfest tauchte zum ersten Mal vor mehr als 3.000 Jahren im Werk „Riten der Zhou“ auf, einer schriftlichen Sammlung von Ritualen aus der Zhou-Dynastie (1045–221 v. Chr.).
Ursprung aus einer Legende
Das Fest stammt von einer schönen und traurigen Geschichte über Chang’e. Obwohl diese Legende in verschiedenen Versionen erzählt wird, lautet die Geschichte meistens wie folgt:
In einer sehr, sehr fernen Zeit versengten zehn Sonnen am Himmel die Ernte und trieben die Menschen in bittere Armut. Ein Held namens Hou Yi schoss neun von diesen zehn Sonnen ab. Die Kaiserin Wangmu aus dem Himmel belohnte ihn mit einer Portion von dem Elixier, das einen Menschen in einen Unsterblichen verwandeln konnte.
Hou Yis Frau mit Namen Chang’e war für ihre Schönheit und Freundlichkeit bekannt. In tiefer Liebe zu seiner Frau bat er sie, das Elixier zu bewahren, sodass sie es sich teilen konnten, wenn er von der Jagd wieder nach Hause kam. Ein boshafter Mensch namens Peng Meng sah all dies durch das Fenster.
Drei Tage später, als Hou Yi auf der Jagd war, kam dieser Mann mit einem Schwert bewaffnet zu Hou Yis Haus. Er bedrohte Chang’e und verlangte von ihr das Elixier. In aller Eile nahm Chang’e das Elixier und trank es. Schon schwebte ihr Körper aus dem Fenster in die Luft und flog auf den Mond.
Als Hou Yi in der Abenddämmerung nach Hause kam, berichteten ihm die Mägde, was geschehen war. Tränen liefen über seine Wangen, als er in den nächtlichen Himmel blickte und den Namen seiner geliebten Frau rief. Da wurde der Mond in diesem Augenblick besonders hell und klar. Hou Yi sah am Schatten seiner Frau auf dem Mond, wie sie voller Kummer auf ihn hinabblickte.
Da stellte Hou Yi einen Tisch für Räucherwerk in seinem Garten hinter dem Haus auf. Er legte auf den Tisch die süßen Kuchen und frischen Früchte, die Chang’e am liebsten mochte. Dann hielt er eine Trauerfeier für seine Frau ab. Jener Tag war der 15. Tag des achten Monats nach dem Mondkalender.
Die Nachricht, dass Chang’e zu einem himmlischen Wesen geworden war und nun auf dem Mond lebte, verbreitete sich rasch. Viele Menschen stellten einen Tisch für Räucherwerk auf und baten im Mondlicht die gutherzige Chang’e, für sie zu sorgen.
Von da an verbreitete sich der Brauch unter den Menschen, an diesem Tag des Jahres dem Mond zu huldigen.
Der Mondkuchen – Symbol für das Fest
Zum Mondfest gibt es in verschiedenen Teilen des Landes viele verschiedene Bräuche, wie etwa das Räuchern von Weihrauch, Bäume pflanzen, auf Türmen Laternen anzünden oder die Vorführung von Feuerdrachentänzen. Der Mondkuchen mit seinen verschiedenen Sorten ist dabei stets das wichtigste Symbol des Festes.
Typische Mondkuchen sind oft rund oder rechteckig und messen etwa zehn Zentimeter im Durchmesser und vier bis fünf Zentimeter in der Höhe. Der Kuchen hat eine flockige Oberfläche mit einer Lotusfrüchtenpaste und einem ganzen Eigelb in der Mitte, um die süße Füllung mit einem salzigen Geschmack auszugleichen. Wenn der Kuchen halbiert wird, um ihn unter den Familienmitgliedern oder Freunden zu verteilen, sieht das Eigelb wie ein runder Mond aus .
Das Eigelb im Kuchen symbolisiert einen runden Mond. Foto: Jason Wang/Epoch Times
Mondkuchen werden in der Regel gebacken. Im Laufe der Zeit haben sich aufgrund der Verwendung regionaler Zutaten und geschmacklicher Vorlieben viele regionale Varianten entwickelt. Die beliebtesten Arten sind die Mondkuchen, die mit Lotusfrüchtenpaste, roter Bohnenpaste oder Dattelpaste gefüllt sind.
In den letzten Jahren haben neue Zutaten wie Kaffee, Schokolade, Nüsse, Früchte, Gemüse oder Fleisch ihren Einzug gefunden, um den traditionellen Rezepten einen modernen Flair zu geben.
Normalerweise gibt es auf dem Mondkuchen einen Aufdruck. Die gebräuchlichsten Motive für den Aufdruck sind ein roter Ring als Zeichen für Langlebigkeit oder Harmonie, ein Mond, Chang’e oder ein Kaninchen.
Familientreffen
Der helle Vollmond symbolisiert Vollendung. Das Mondfest steht daher für einen Tag, an dem man sich mit den Familienangehörigen oder seinen Lieben versammelt.
Es gibt einen passenden chinesischen Ausdruck: „圓滿 “ (yuán mǎn). Er bedeutet Perfektion, Vollendung und Erfüllung. Er setzt sich aus dem ersten Zeichen des Ausdrucks für den runden Mond (圓月yuán yuè ) und dem ersten Zeichen des Vollmonds (滿月mǎn yuè ) zusammen. Es wird angenommen, dass der Zeitpunkt der Vollendung von allen Familienmitgliedern zusammen genossen werden sollte. Dabei sollte keiner aus der Familie fehlen und auch der Mond soll voll und ganz sichtbar sein.
Traditionell versammeln sich die Familienmitglieder an diesem Tag nach dem Abendessen, um den hellen Mond zu bewundern und Mondkuchen zu essen und dabei Tee oder Wein zu trinken.
Am Tag des Mondfestes trifft sich die Familie. Foto: SM Yang/Epoch Times
Sehnsucht nach der Heimat
Heimweh ist ein weiteres wichtiges Element beim Mondfest, wenn man nicht zur Familie kommen kann.
Nachtgedanken
So hell es leuchtet am Fuße meines Bettes,
Glitzernd wie Frost auf meinen umherstreifenden Augen;
Meinen Kopf hebend erblicke ich den hellen Mond,
Meinen Kopf senkend, ergreift mich Heimweh.
– Li Bai (701–762 n. Chr.), ein großer Dichter der Tang-Dynastie
Das Gedicht „Nachtgedanken“ des großen Dichters Li Bai bringt das Gefühl der Sehnsucht nach der Heimat zum Ausdruck. Der Mond dieses Tages wurde zu einem Symbol für die Erinnerung an die Lieben und an die Heimat.
Den hellen Mond bewundern
Am Hof oder am Fenster zu sitzen, um den prächtigen Mond zu bewundern, ist auch eine Tradition an diesem Festtag.
In der chinesischen Geschichte war das Mondfest schon immer ein beliebtes Thema für Dichter und Autoren, um ihre Gefühle auszudrücken und eine idyllische Szene zu vermitteln.
Gedichte über den Mond zu schreiben, war sowohl eine Kunst als auch eine philosophische und spirituelle Disziplin, die unter den Gelehrten, Beamten und Kaisern aus verschiedenen Dynastien weitverbreitet war. Inspiriert vom klaren und hellen Mond haben viele Dichter in vergangenen Zeiten und bis zum heutigen Tag eindrucksvolle Gedichte geschrieben.
Große historische Persönlichkeiten, die den hellen Vollmond bewunderten, haben die Welt nach und nach verlassen, aber noch immer spendet der Mond seine Helligkeit in dunklen Nächten.
Die einsame Dame auf dem Mond sendet noch immer Licht für die Menschen auf der Erde und ist Zeugin aller weltlichen Freuden und Leiden der Menschen. In China ehrt man sie mit dem Mondfest.
Quelle: Das Fest der Liebe und Harmonie – Chinesen feiern den schönsten Vollmond im Jahr