Meditieren für den Frieden

Falun Gong-Mahnwache vor dem Chinesischen Konsulat – In China werden Anhänger der Meditations-Bewegung brutal verfolgt

Deutschland: Hamburger Morgenpost, Artikel vom 16. Juli 01

Mit geschlossenen Augen, die Hände gen Himmel schwingend, stehen sie am Straßenrand. Die Autos rauschen vorbei. Doch die Falun Gong-Praktizierenden wirken entspannt. Sie nehmen gerade Energie aus dem Kosmos auf und befreien ihren Körper von bösen Elementen. Und sie senden aufrichtige Gedanken an alle Leidenden.
Was für manchen nach Hokuspokus klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Mehr als 230 Falun Gong-Anhänger wurden in China durch Folter getötet, mehr als 50 000 Menschen verhaftet. Vor dem Chinesischen Generalkonsulat an der Elbchaussee treffen sich Hamburger Falun Gong-Anhänger fast täglich zur Mahnwache, halten dort sogar Nächte durch. Ihre „SOS-Aktion“ läuft in 50 Ländern als friedlicher Versuch, auf die Verletzung der Menschenrechte im kommunistischen China aufmerksam zu machen.

„Falun Gong ist dort verboten. Dabei ist es eine völlig unpolitische Meditationsbewegung“, erklärt XXX. Die 35-jährige Kauffrau und Organisatorin der stillen Demonstration berichtet wie fast alle Praktizierenden von einer positiven Wirkung durch die Tai-Chi-ähnlichen Übungen. „Früher hatte ich starken Eisenmangel und mir schlug alles auf den Magen“, erzählt sie. „Seit ich regelmäßig Falun Gong mache, bin ich ausgeglichener, kerngesund und spüre die Energieströme in mir.“

Die Gruppe setzt sich in den Lotussitz, hebt synchron die rechte Hand in Brusthöhe und verharrt so. Zehn Minuten lang. Aus dem batteriebetriebenen Kassettenrekorder ertönen leise meditative Klänge und monotone Stimmen. „Mehr als 70 Millionen Menschen in China praktizieren Falun Gong“, berichtet XXX. „Diese große Popularität versetzte die Regierung offensichtlich in Unruhe. Sie konnte es nicht ertragen, dass die Anzahl der Praktizierenden sogar die der eigenen Partei-Mitglieder überstieg.“

Im April 1999 kam es zum Verbot der anfangs selbst von der Regierung hochgelobten Meditationsbewegung, zu deren obersten Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht gehören. Die Polizei ging plötzlich brutal gegen Falun Gong vor. Zehntausende wurden verhaftet und geschlagen, ihre Wohnungen wurden geplündert, Millionen legal veröffentlichte Falun Gong-Bücher verbrannt. Die Kommunisten setzten eine Hetzkampagne in Gang, um Falun Gong in Verruf zu bringen.

Heinz-Hermann Leist, Anhänger seit einem halben Jahr: „Mehr als 600 Praktizierende wurden in China heimlich in Psychiatrische Anstalten gesperrt, mindestens 10 000 werden in Arbeitslagern brutal gequält. Mehr als 230 kamen bereits ums Leben.“ Der 47-jährige Hamburger hofft, dass die Mahnwachen und Appelle westlicher Staaten und Politiker endlich nicht mehr ungehört an den Schaltstellen der Macht in Peking abprallen.

„Beim Falun Gong gibt es keine Kirche, wir beten niemanden an. Alle Kurse werden von Freiwilligen gehalten und sind kostenlos. Diese systematische Verfolgung ist eine klare Verletzung der Menschenrechte.“ Mehr als aufklären und appellieren können die Hamburger nicht, denn eine politische Einmischung oder gar Gewaltanwendung widerspricht ihrem Prinzip.

Und so begibt sich die Gruppe an der Elbchaussee wieder in die „Pfahlstellung“, reckt die Hände über den Kopf, schließt die Augen und bringt in der Meditation das buddhistische Gebotsrad (Falun) zwischen ihren Armen zum Drehen.

Laura Brauer

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