Interview im belgischen Radio: Falun Gong Praktizierende wollen eine Klage gegen Jiang Zemin einreichen

Ein Interview mit Nicolas Schols während des Radioprogramms “De wandelgangen” im Radio 1. Interview mit Lisbeth Imbo am 13/08/2003 um 17:00 Uhr.

Radiosprecherin: Die Gerichte und der Senat befinden sich im Urlaub, jedoch haben sie Anfang dieses Monates die Vormachtsstellung des Völkermordsgesetztes gemindert. Dieses Gesetz besagt, dass bei Völkermordanschuldigungen entweder der Täter oder das Opfer belgischer Nationalität sein müssen. Unter vielen Klagen die eingereicht wurden, wurden solche gegen Präsident Bush oder gegen den Amerikanischen Irak-General Francs abgewiesen. Auch Beschwerden gegenüber den israelischen Premierminister Sharon werden nun wahrscheinlich im Rahmen des Internationalen Gesetzes als unzulässig abgewiesen. Wenn unsere Regierung jedoch angenommen hatte, dass wir diese diplomatischen Wege nun mit mehr Vorsicht betreten würden, dann lagen sie damit falsch, denn hier ist nun eine neue Beschwerde eingereicht worden, die dieses Völkermordgesetz auf die Probe stellt. Deshalb sprechen wir mit Nicolas Schols der Falun Gong Bewegung.

Herr Schols, vielleicht könnten sie uns zuerst in Kürze einmal schildern, was Falun Gong genau ist.

Herr Schols: Falun Gong ist eine Form des Qi-Gong. Qigong kann man als Chinesisches Yoga beschreiben. Es ist eine Methode, um Köper und Geist mit Hilfe von langsamen körperlichen Bewegungen zu veredeln. Im alltäglichen Leben bemühen sich die Praktizierenden sich nach bestimmten moralischen Grundsätzen zu verhalten, nämlich „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht:“

Radiosprecherin: Diese Falun Gong Bewegung wird von der Chinesischen Führung nicht wirklich toleriert; deshalb wollen sie die Klageschrift gegen Jiang Zemin, den früheren Vorsitzenden der Kommunistischen Partei einreichen. Sagen sie uns warum?

Herr Schols: Falun Gong wurde im Jahre 1992 von dessen Begründer Li Hongzhi in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es hat großen Erfolg gehabt und wurde von der Chinesischen Führung gefördert. Es war ebenfalls eine staatlich geführte Organisation. In nur kurzer Zeit, tatsächlich in nur vier Jahren, hat Falun Gong eine gigantische Welle der Beliebtheit nach sich gezogen. Seit 1996 begann es mit den Problemen seitens der Chinesischen Führung, die Falun Gong in den Medien und usw. in Verruf brachten, was jedoch durch gegenseitiges Einverständnis beruhigt werden konnte. Bis 1998 konnte man wirklich nicht von einem ernsthaften Problem sprechen. Von da an, hat eine spezielle Gruppe innerhalb der Partei, die ungefähr 70 Millionen Mitglieder (bei Falun Gong) schätzte, den Falun Gong Praktizierenden gegenüber repressivere Maßnahmen ergriffen.

Radiosprecherin: Und seitdem kann man sagen, wurde es dann wirklich kontinuierlich verfolgt?

Herr Schols: Ja. Am 20. Juli 1999 wurde Falun Gong als eine gefährliche Organisation deklariert und die großangelegte Verfolgung begann. Jiang Zemin, den wir nun der Folterungen und Verbrechen an der Menschheit beschuldigen, hat laut Quellen die Verfolgung systematisch organisiert, er setzte über die Köpfe der Kommunistischen Partei hinweg eine Vollmacht durch, von denen viele nicht seiner Meinung waren.

Radiosprecherin: Reichen Sie die Klage als Belgier ein? Dann wäre es nämlich jetzt möglich, entweder der Angeklagte oder das Opfer muss Belgier sein? Wurden Sie aber tatsächlich selbst verfolgt?

Herr Schols: Allgemein gesehen kann man schließen, dass Falun Gong Praktizierende seit 1999, aufgrund der massiven Propagandakampagne Chinas nicht mehr als normale Menschen betrachtet werden.

Radiosprecherin: Haben Sie jedoch selbst in Belgien solche Probleme bekommen?

Herr Schols: Ich habe in meinem alltäglichen Leben deshalb alle möglichen Konsequenzen erfahren. Ich habe an der “Vrije Universiteit Brussel” studiert. Alle haben mich immer als einen sehr rationalen Menschen gesehen, seit jedoch in China die Verfolgung begann, man darf nicht vergessen, dass Millionen für die Verleumdungskampagne gegen Falun Gong und das Verbreiten von Lügen ausgegeben wurden. Das war für jeden, der im Westen praktizierte ein Schlag.

Radiosprecherin: Wurden Sie nun jedoch tatsächlich verletzt? Sie wollen Jiang Zemin für seine Verbrechen an der Menschheit anklagen, aber ich kann mir so spontan gar nicht vorstellen, welche Verbrechen Sie betreffen könnten?

Herr Schols: Ich kann nicht zu sehr ins Detail gehen, solange die Klageschrift noch nicht eingereicht ist. Es sind noch andere Dinge passiert, wie zum Beispiel, dass Praktizierende auf eine “Schwarze Liste” gesetzt wurden und diese dann an alle Regierungen weitergeben wurde, d.h. sobald man reiste, wurde man schon wie ein halber Terrorist behandelt.

Radiosprecherin: Auch hier in Belgien?

Herr Schols: Hier in Belgien wurden mit Sicherheit Praktizierende auf die “Schwarze Liste” gesetzt. Ich wurde ebenfalls auf die Schwarze Liste gesetzt, dessen bin ich mir sicher.

Radiosprecherin: Haben sie das erfahren?

Herr Schols: Zum Beispiel wurden mir Visa nach China verweigert. Ich habe weder bestätigt noch verneint, dass mir so etwas widerfahren ist. Computer werden gehackt, Menschen wurden niedergeschlagen, einige erhielten Drohbriefe andere Drohanrufe.

Radiosprecherin: Die Klage ist also noch nicht eingereicht. Wann erwarten Sie das? Wie sieht der aktuelle Stand aus?

Herr Schols: Die Klage wird in Kürze eingereicht.

Radiosprecherin: Werden Sie in anderen Ländern ebenfalls ähnliche Schritte einleiten?

Herr Schols: Eine Klage wegen Völkermordes gegen Jiang Zemin wurde in den USA eingereicht. Die Klage wurde für gültig erklärt. Auch in Frankreich wurde eine Klage gegen Li Lanqing, der zu der Zeit das Land besuchte, eingereicht. Li Lanqing ist der stellvertretende Premierminister Chinas. Er hat den Befehl von Jiang Zemin erhalten, ein spezielles Organ zu Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden, das über sämtliche Regierungsebenen Verfügungsgewalt hat, einzurichten.

Radiosprecherin: Danke, Herr Schols von der Falun Gong Bewegung.

Herr Schols: Es war mir ein Vergnügen.

Chinesische Version: http://www.yuanming.net/articles/200308/23407.html

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